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Im Jahre 81 v. Chr. scheint der neunzehnjährige Caesar bereits ans Ende seines Lebens geraten zu sein. Ihm droht durch Sulla, siegreichen Alleinherrscher im Machtkampf um das erste Amt im römischen Staat, der Tod. Nicht durch eigene Verbrechen oder Leistungen, sondern einzig und allein durch familiäre Bande. Eine im damaligen Rom durchaus normale Vorgehensweise des Siegreichen, um sich für erlittene Demütigungen zu rächen. Doch Caesar kann seine Häscher durch eine große Summe Geldes überreden von ihm abzulassen. Auch Sulla begnadigt den jungen Mann, der einer mächtigen Familie entstammt. Und das, obwohl Caesar das Angebot, durch eine Scheidung von seiner Frau den familiären Fallstricken seiner Karriere zu entkommen, ablehnt. Schon in jungen Jahren offenbart Caesar eine für ihn charakteristische Eigenschaft: Er beugt sich niemandem!
Der wahre Aufstieg zur Macht aber beginnt für Caesar erst 59 v. Chr. mit seinem ersten Konsulat, einem im damaligen Rom wichtigen und aussichtsreichen Amt. Er nutzt jede Gelegenheit, seine Gegenspieler auszustechen und bricht wenig später zu einem langjährigen Krieg in Gallien und Belgien auf, um Ruhm, Geld und Ansehen zu erlangen - in Rom der einzige Weg, in der Bevölkerung an Ansehen zu gewinnen.
Doch die Zahl seiner Gegner wächst. Und Caesar nimmt immer weniger Rücksicht auf die Senatoren, der eigentlich mächtigsten und den römischen Staat lenkenden Gruppe.
1997 erschien bei C.H. Beck eine Kurz-Biografie des römischen Diktators und Feldherren Caesar. Martin Jehne, Professor für Alte Geschichte an der Technischen Universität in Dresden, nutzt seine Kenntnisse dieser Zeit zu einer sehr pointierten, eigenständigen und kontrovers diskutierten Sicht auf die Entwicklung zwischen 81 v. Chr. und dem 15. März 44 v. Chr., dem Todestag Caesars.
Seine Sprache ist lebendig, oft sogar flapsig, immer aber verständlich und einfach. Einzig die Flut an Namen, Orten und Daten erschlägt gelegentlich den Leser.
Dies ist im Hörbuch, das im April 2007 mit dem Erzähler Bodo Primus von C.H. Beck herausgebracht wurde, eher noch verschärft zu beobachten. Der Hörer kann die unzähligen Namen kaum memorieren und verzweifelt des Öfteren an der Unmenge der Daten und Fakten. Wäre nicht die höchst kurzweilige Sprache Jehnes, die markante und sehr angenehme Stimme von Primus, das Hörbuch könnte zum Geduldsspiel werden. So aber folgt man der knappen, abwechslungsreichen und nachvollziehbaren Darstellung ohne Mühen. Namen hört man und vergisst man, Daten lässt man außen vor und zu viele Fakten belasten das Verständnis sowieso. Schnell erkennt man, dass es dem Autor auch nicht darauf ankommt, den vielen Biografen und Geschichtsbüchern eine weitere, chronologische Abfolge der Ereignisse zu liefern, sondern auf den Menschen Caesar, der im Machtgefüge des damaligen, sehr komplexen Herrschaftssystems, fast zwangsläufig agiert. Kriege werden zu notwendigen taktischen Raubzügen. Aktionen Caesars werden zu Schachzügen und die geniale Gestalt des allmächtigen Feldherren wird zu einem Menschen, der zwischen Ehrgeiz und Bestimmung schwankt.
Die offene Darstellung Jehnes, der nicht wertet, sondern möglichst objektiv darstellt, ist faszinierend schlicht und fast simpel zu nennen. Caesar wird in vielen Facetten charakterisiert - nicht aber glorifiziert und noch weniger verurteilt.
Dem Zuhörer ermöglicht dieses Hörbuch, die Zeit der Machtergreifung Caesars besser zu verstehen und die historische Größe des Diktators auf Lebenszeit - der er in Wirklichkeit nur wenige Wochen war - einschätzen zu können. Notwendigerweise bleiben viele Aspekte Caesars im Dunkeln. Jehne konzentriert sich auf die politischen Verhältnisse und die Machtspiele der unzähligen Beteiligten, die Caesar perfekt für seine eigenen Vorstellungen und Ziele zu vereinnahmen wusste.
Fazit: Diese knappe, auf wenige Jahre und nur einige zentrale Ereignisse konzentrierte Biografie ist dank des Sprechers und der verständlichen Sprache des Autors eine gelungene Darstellung. Auch wenn die Fülle der Namen und Daten teilweise abschreckt und der geringe Umfang der Buchvorlage viele Auslassungen notwendig macht, macht es Spaß, in dieser lockeren Art und Weise mehr über Caesar zu erfahren.