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Die vierzehnjährige Catherine, von allen wegen ihrer Liebe zu Vögeln auch "Birdy" genannt, lebt auf dem Hof ihrer Eltern. Ihr jähzorniger und geldgieriger Vater, den das Mädchen verabscheut, ist ein Landritter mit einer überschaubaren Anzahl von Pächtern und damit weder besonders reich noch arm. Er möchte Catherine schnellstmöglich verheiraten - natürlich am liebsten an einen vermögenden Ehemann. Catherine aber hat ganz andere Dinge im Sinn. Sie fragt sich, warum sie als Mädchen nicht tun darf, was sie möchte, warum sie an einen ekligen, zotteligen Mann, den sie doch gar nicht kennt und liebt, verheiratet werden soll, warum die Kinder aus dem Dorf im Matsch spielen dürfen und sie nicht, warum das Leben so entsetzlich langweilig ist, wenn man den lieben langen Tag nur Tücher säumen und Hausarbeiten erledigen darf.
Die Freier, die ihr Vater für sie aussucht, hat sie bisher erfolgreich in die Flucht geschlagen, indem sie sich besonders hässlich gemacht und besonders schrecklich benommen hat. Doch nun gibt es einen alten, abstoßenden Ritter, der das Mädchen zur Frau nehmen möchte - und ihr Vater willigt nur zu gerne ein. Diesmal scheint es so, als gäbe es keinen Ausweg für Catherine. Was soll sie nur tun? All dies und noch viel mehr schreibt Catherine in ihr Tagebuch und berichtet aus ihrem Leben im Jahr 1290 in England.
Mit "Catherine - Lady wider Willen" ist der Autorin Karen Cushman ein hinreißender Einblick in das typische Leben eines Mädchens im späten 13. Jahrhundert gelungen. Das Jugendbuch ist nicht wie ein historischer Roman unter vielen verfasst, sondern in einer ausgesprochen witzigen und erfrischenden Tagebuchform aus der Sicht Catherines geschrieben. Von der ersten Seite an hat man das Gefühl, dass das Mädchen auch gut ein Teenager der heutigen Zeit mit all seinen Sorgen und Nöten sein könnte, und dennoch ist der historische Rahmen äußerst authentisch.
Die Erlebnisse, die Catherine schildert, dürften jedem Mädchen bekannt vorkommen, auch wenn sie 1290 spielen - Konflikte mit der Familie, die erste Liebe, Zukunftspläne, Streiche, Träume und enttäuschte Hoffnungen. Gleichzeitig zeigt das Buch aber sehr gelungen auf, was es zur damaligen Zeit bedeutete, ein Mädchen zu sein und gibt einen Einblick in ein Leben, in dem die Welt von Aberglauben, Gottesfurcht, Krankheiten und Armut unter einem großen Teil der Bevölkerung dominiert wurde. Obgleich Catherine sich auflehnt gegen die von Männern dominierte Gesellschaft und sich langweilt in ihrer Welt aus Hausarbeiten und Frauentratsch, kann sie ihr nicht völlig entkommen und muss auf ihrem Weg den einen oder anderen Rückschlag einstecken.
Ein toller Lesespaß für Mädchen (und auch Jungen) ab etwa zwölf Jahren. Mit der cleveren Catherine, die von Trotz und Dickköpfigkeit, aber auch von Herzensgüte getrieben wird, hat die Autorin eine wundervolle Romanfigur erschaffen, die hinreißend komisch und trotzdem sehr authentisch ist. Ein modern aufgemachter historischer Roman, der für Jugendliche unbedingt empfehlenswert ist und sich fast in einem Rutsch liest!