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 Chaugnar Faugns Fluch


Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Brutalität
Leitbarkeit
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Mit "Chaugnar Faugns Fluch" legt Pegasus-Spiele seine neue, weltumspannende Cthulhu-Kampagne vor. Der Band um den elefantenköpfigen Großen Alten, welcher erstmals von Frank Belknap Long in dessen Kurzgeschichtensammlung "The Horror from the Hills" (1931) näher beschrieben wurde, umfasst die Übersetzungen der beiden Chaosium-Abenteuer "The Curse of Chaugnar Faugn" (1984) und "HorrorÂ’s Heart" (1996). Zusätzlich ist das neue Kurzszenario "Die Prophezeiung" von Jan Christoph Steines enthalten, das als Bindeglied zwischen den beiden anderen Abenteuern fungiert, welche in der englischen Originalfassung nur lose miteinander verbunden waren.

Über die Aufmachung lässt sich - wie bei Pegasus gewohnt - nichts Negatives sagen. Der Band kommt als stabiles Hardcover daher, dass Cover-Artwork ist qualitativ hochwertig. Lediglich der türkise Farbton der Vorsatzseiten ist gewöhnungsbedürftig. Derartige Farbfreude ist man von einem Cthulhu-Band sonst nicht gewohnt. Auf dem Buchrücken wird zudem das auf "Festival obscure" begonnene Siegel fortgesetzt, was den Band - zumindest für Sammler - fast schon zu einem Pflichtkauf macht, um die Kontinuität im Buchregal zu gewährleisten.

Nun zum Inhalt: Ein Vorwort gibt einen knappen Überblick über den Ablauf den Kampagne, weist auf die Funktion von Die Prophezeiung hin und nennt die korrekte Aussprache des Wortes "Chaugnar Faugn", was für den Spielleiter eine gewisse Erleichterung darstellt.

Teil 1: Der Fluch des Chaugnar Faugn ist Übersetzung und Bearbeitung des 1984 im im Sammelband "Curse of the Chthonians" erschienenen "The Curse of Chaugnar Faugn". Das Abenteuer richtet sich an vier bis sechs Charaktere, die bereits erste Erfahrungen mit dem Mythos gesammelt haben und mindestens ein Mythos-Werk zugänglich haben.

Da das Original über 20 Jahre auf dem Buckel hat, ist es nachvollziehbar, dass es von der Cthulhu-Redaktion vor der Veröffentlichung gründlich überarbeitet wurde. Die augenscheinlichste Änderung ist die Verlegung des Plots von den Vereinigten Staaten ins Berlin der Weimarer Republik. Das Konzept von Pegasus, Cthulhu-Abenteuer in Deutschland anzusiedeln, wird damit konsequent fortgeführt. Aber auch Spielleiter, die den Ort der Handlung ihrer Gruppe individuell anpassen wollen, können dies ohne größere Probleme tun, da der Plot nicht ortsgebunden ist.

Der Einstieg ist einerseits für "Cthulhu" traditionell gehalten, andererseits aber sehr individuell gestaltet: Die frühere Liebschaft eines (männlichen) Spielercharakters bittet diesen bei einer persönlichen Angelegenheit um Hilfe. Mit dieser Abenteuereröffnung kann der Spielleiter ohne große Anstrengung einen persönlichen Bezug zwischen Spielern und Plot einleiten. Der Nachteil dieses Einstiegs liegt darin, dass der entsprechende Spieler bereit sein muss, die Entwicklung seines Charakters einen Teil weit durch den Plot bestimmen zu lassen. Spielleiter, die vor dieser Herangehensweise zurückschrecken, sei daher angeraten, einen anderen Einstieg zu inszenieren.

Allerdings wird im weiteren Verlauf des Abenteuers dennoch ein Spielercharakter benötigt, der mehr als die anderen in den Plot involviert ist. Gutes Rollenspiel ist hier oberste Regel, da der Spielspaß ansonsten leiden kann.

Teil 2: Die Prophezeiung versteht sich als das verbindende Glied zwischen den beiden Hauptabenteuern der Kampagne. Es ist in London angesiedelt, und damit nicht nur abenteuerstrukturelle, sondern auch geographische Brücke zwischen Berlin und Montreal, den Schauplätzen der übrigen beiden Teile. Der Ablauf der Handlung ist hier sehr linear vorgegeben und bietet den Spielern wenige Möglichkeiten zur Selbstentfaltung. Für sich allein mag diese Vorgehensweise bei einem offiziellen Abenteuer negativ auffallen, aber im Rahmen der Kampagne, deren andere Teile den Spielern wesentlich mehr Freiheiten zubilligen, fällt dieser Umstand nicht großartig ins Gewicht. Dieses Zwischenspiel aus der Feder von Jan Christoph Steines sollte eher als interessante rollenspielerische Erfahrung betrachtet werden. Spieler, die bereit sind, sich darauf einzulassen, dürfen auf eine positive rollenspielerische Erfahrung hoffen.

Teil 3: Das Herz des Grauens kann aufgrund seines Umfangs und seiner Komplexität für sich alleine schon als Mini-Kampagne betrachtet werden. Das Abenteuer knüpft direkt an die vorangegangene Episode an und führt die Charaktere nach Montreal. Hier entspinnt sich nicht nur eine Geschichte um den Großen Alten Chaugnar Faugn. In einer Nebenhandlung, die lose mit dem Hauptplot verknüpft ist, geraten die Charaktere in ein Intrigennetz, das sie mit einer populären Gestalt der klassischen Gruselromane konfrontiert.

Die beiden Handlungsstränge sind geschickt kombiniert, sodass die Spieler lange darüber in Unkenntnis gehalten werden, welche Ereignisse zu ihrer persönlichen Expedition gehören, und welche nicht. Das Abenteuer ist gut durchstrukturiert. Der Spielleiter kann anhand eines vorgegebenen zeitlichen Rahmens von sechs Tagen die Handlung voranschreiten lassen. Mehrere separate Textkästen liefern zudem nützliche Hinweise, wie man das letzte Abenteuer losgelöst von der übrigen Kampagne spielen kann.

Am Ende besteht zudem eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Charaktere das Abenteuer nicht überleben. Obgleich dies Cthulhu-typisch ist, sei dem Spielleiter angeraten, das Finale gegebenenfalls den Vorstellungen seiner Gruppe entsprechend anzupassen.

"Chaugnar Faugns Fluch" ist eine umfangreiche Kampagne, die ausreichend Material für viele unterhaltsame Spielabende bereithält. Die amerikanischen Originalabenteuer wurden gut aufgearbeitet und erweitert, die Handouts sind ansprechend gestaltet. Obwohl Pegasus-Spiele die Handouts als reine Textdateien auf seiner Webseite zur Verfügung stellt, fehlt mir erneut eine Kartentasche mit Kopiervorlagen am Ende des Bandes. So muss das Buch selbst vorsichtig auf den Kopierer gelegt werden, damit man seine Spieler in den Genuss der schön gestalteten Handouts kommen lassen kann.

Markus Goedecke



Hardcover | Erschienen: 01. April 2006 | ISBN: 3937826602 | Preis: 24,95 Euro | 163 Seiten | Sprache: deutsch

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