Zwei Engel stehen hoch oben im Himmel auf den Wolken und betrachten die Landschaft, die weit unter ihnen durch einige Lücken in den watteweichen Wolken sichtbar wird. Die kleinen Dörfer schimmern und glitzern und Engel Gabriel freut sich über die sicheren Anzeichen, das dort unten alles für das Weihnachtsfest vorbereitet wird. Nur David scheint traurig zu sein. Er vermisst den Schnee dort unten. Schon im dritten Jahr wird der sehnlichste Wunsch der Kinder nicht in Erfüllung gehen. Denn schon morgen ist die Heilige Nacht und es sieht wirklich nicht nach Schnee aus. Doch wo ist bloß das Christkind? Die beiden Engel werden unruhig, denn alles ist vorbereitet, die Geschenke stehen bereit, die Rentiere sind angeschirrt, der Wagen startklar. Nur das Christkind ist nirgends zu sehen.
Würden die beiden Engel ahnen, was das Christkind vorhat, sie wären nicht ganz so traurig. Denn das Christkind hat sich auf den Weg gemacht, um in Island nach der Kälte zu suchen und sie darum zu bitten, Schnee zu machen. Und tatsächlich, die alte Frau, die dem Christkind entgegen tritt und mit jedem Schritt eine Eiseskälte um sich herum verbreitet, ist nicht abgeneigt, auch sie vermisst den Schnee schon seit Jahren. Doch sie hat sich mit dem Regen verkracht. Und ohne Regen kein Schnee. Und auch wenn sie ihren Streit begraben fehlt immer noch der Wind, um den Schnee auch dorthin zu bringen, wo die Kinder wohnen.

Es gibt viele Weihnachtgeschichten. Noch mehr Bücher über Engel und das Christkind. Doch selten hat ein Bilderbuch so sehr den Zauber der Weihnachtzeit eingefangen wie diese Geschichte von Jutta Langreuter und Illustrator Silvio Neuendorf.

Nicht nur, dass die Bilder von ausgesuchter Schönheit und Eleganz und voller liebenswerter Details sind, auch die in kurzen, einfachen Sätzen erzählte Geschichte ist so überraschend anders, so fantasiereich und originell, wie selten ein Märchen über die Weihnachtszeit.
Da treten einem die Kälte, der Regen und der Wind als Persönlichkeiten entgegen, die einfach nur liebenswert sind. Da werden Naturgewalten zu Individuen, die mit viel Gefühl für ihre Eigenschaften beschrieben und illustriert werden. Und auch das Christkind wird zu einer Person, die Gefühle, Ziele und Eigenarten hat. Neben den schönen Engeln, der fantastischen Natur und den Elementen sind es aber auch die vielen Details der Zeichnungen, die faszinieren. So schöne, realistisch gezeichnete und kolorierte Tiere in einem eigentlich so schlichten Bilderbuch muss man lange suchen.

Neben der Geschichte und den Bildern kann auch das Layout begeistern. Ein schöner roter Leineneinband am Rücken des Buches, versehen mit einem eleganten Muster, dazu noch zu einem günstigen Preis – dieses Bilderbuch ist rundherum gelungen und wird Kinder wie Erwachsene eine große Freude zur Weihnachtszeit bereiten.

Ganz besonders interessant ist der Hintergrund der Bilder. Hier versucht die Illustratorin die Gluthitze, die Bewegung des Bodens und der Elemente in Island dadurch zu illustrieren, indem sie marmorierte Flächen in braunen-cremefarbenen Naturtönen hinterlegt. Das sieht nicht nur schön aus, ist auch eine sehr selten zu sehende Art der Illustration, die nachhaltig beeindruckt.