Mitty hat schon vor längerem die Technik, Musik zu hören, perfektioniert und vor allem so, dass keiner seiner Lehrer es mitbekommt. Wieso soll er auch zuhören, schließlich will er nur Rockkonzert-Kritiker werden und möglichst viel Rockmusik zu hören ist die einzige nützliche Vorbereitung für ihn, nicht Biologie, Mathe oder Englisch. Obwohl es ihm durch seine Hörtechnik gelingt, immer interessiert zu wirken, neigt Mitty dazu, seine Arbeit immer erst auf den letzten Drücker zu machen. Kein Wunder also, dass er noch nicht mal ein Thema für die große Biologiearbeit über ansteckende Krankheiten hat, als Mr. Lynch ihn nach vier Wochen an den Termin am nächsten Montag erinnert, an dem alle Schüler zehn Seiten Notizen sowie vier Quellenbücher parat haben sollen. Doch dieses Wochenende wird er wie so oft mit seinen Eltern außerhalb von New York sein, also greift er in der Not zu einigen alten Wälzern, die seine Mutter für die Schaubibliothek eines Kunden besorgt hat. Aus einem dieser Bücher fällt Mitty ein Umschlag mit der Aufschrift „Schorf – VM Epidemie, 1902, Boston“ entgegen. Bei der Untersuchung des Schorfs zerfällt er zu Staub und Mitty atmet ihn aus Versehen ein. Durch seinen Fund motiviert, begibt sich Mitty auf die Spuren der Variola Major, den Pocken, für seine biologische Hausarbeit. Doch im Laufe seiner Nachforschungen packt ihn nicht nur immer mehr das Thema, sondern auch die Angst, denn Mitty fürchtet, sich an dem Schorf infiziert zu haben, und weiß nicht mehr, was er tun soll und an wen er sich wenden soll. Denn wenn er erst einmal ansteckend ist, steht eine Pockenepidemie vor New Yorks Türen.

“Code Orange” von Caroline B. Cooney hat sich dem Angriff von Viruserkrankungen gewidmet. Was als eine einfache Hausarbeit beginnt, entpuppt sich als Höllentripp ins Unbekannte für den Schüler Mitty. Damit greift Caroline B. Cooney ein Thema auf, was spätestens seit dem 11. September in den Köpfen der Menschheit ein ständiger Hintergedanke ist: Wann droht der nächste Terroranschlag und welche Form wird er diesmal haben?
Caroline B. Cooney schafft es dabei, einen ständigen Spannungslevel zu halten, denn ab dem Fund des Schorfs lernt der Leser gemeinsam mit Mitty immer mehr über Variola Major und wird so direkt an den Befürchtungen beziehungsweise den Spekulationen von Mitty beteiligt, denn wer will nicht wissen, ob die Figur Mitty das Verderben über die Stadt New York bringt. Aber man lernt nicht nur etwas über die Pocken, auch Anthrax, die Pest oder Typhus finden ihren Weg in die Hausarbeiten der Mitschüler von Mitty - alle haben sie eins gemeinsam, sie sind potentielle Terrorwaffen.

Bleibt die Frage ob Caroline B. Cooney damit in ihrem Buch etwas zu Panikmache neigt, da das Buch vor allem für Jugendliche geschrieben ist. Zwar weist sie auf eine ganz klare, mögliche Bedrohung hin und schildert sie aus allen Sichten, also Verbreitungsart, Schutzmaßnahmen, Heilungsmöglichkeiten oder Vorsorgemaßnahmen, trotzdem kann dieses Buch, das einen sicherlich zum Nachdenken anregt, den ein oder anderem eine schlaflose Nacht bescheren, weil ihm die unmittelbare Bedrohung so vor Augen geführt wird.

Auf jeden Fall ist „Code Orange“ ein packender Thriller, bei dem der Leser einiges lernen kann, von Anfang an von der Geschichte gepackt wird und der Dinge harrt, die da kommen mögen.