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Coraline ist mit ihren Eltern in ein neues Haus umgezogen. Doch nur zu schnell muss sie entdecken, dass es keineswegs ein gewöhnliches Haus ist, denn es besitzt eine Tür, hinter der sich meistens nur eine einfache Backsteinmauer befindet, weil sie nicht mehr benutzt wird. Aber manchmal, da befindet sich dahinter ein düsterer Tunnel. Und als Coraline den durchschreitet, kommt sie in einem Haus an, dass dem ihren sehr ähnlich sieht und doch ist etwas anders: ihre Eltern. Sie stellen sich als ihre andere Mutter und ihr anderer Vater vor und haben keine Augen, sondern Knöpfe, die an ihrer Stelle ihre Gesichter zieren. Auch ihre Nachbarn, die beiden alten Damen mit ihren liebenswerten Hunden und den etwas seltsamen Mann, der immer von seinen Mäusen erzählt, trifft sie hier wieder, doch niemand, egal ob Mensch oder Tier, ist so wie in ihrem echten Zuhause. Alle haben auf verstörende Art veränderte Charaktere, die Tiere können sprechen und die Wirklichkeit wirkt wie ein böser Traum.
Doch zurück kann Coraline auch nicht, denn ihre Eltern sind plötzlich verschwunden. Auch nach einem ganzen Tag tauchen sie nicht wieder auf und dem Mädchen wird klar, dass sie die beiden in der anderen Welt suchen muss. Ihre andere Mutter will das Mädchen ganz für sich alleine, deswegen hat sie auch ihre Eltern verschwinden lassen. Doch die liebt Coraline über alles und will sie natürlich wiederfinden. Dabei hilft ihr die freundliche schwarze Katze, die aus irgendeinem Grund auf beiden Seiten des Hauses die gleiche ist, doch in der Parallelwelt kann sie sprechen. Wird es den beiden gelingen, Coralines Eltern zu finden, so dass sie wieder in ihre eigene Welt kann?
Bei der hier vorliegenden Version von Neil Gaimans „Coraline“ handelt es sich um die Comic-Adaption von P. Craig Russell. Er hat sich sehr genau an die Romanvorlage des Ausnahmeautors gehalten und die Geschichte quasi eins zu eins umgesetzt. Die Dialoge findet man genau so auch zu einem großen Teil im Roman. Natürlich entstehen beim Lesen einer Geschichte bei jedem Leser eigene Bilder in seinem Kopf und ein Zeichner kann nie exakt dem gerecht werden, was sich jemand vorgestellt hat. Russells Coraline-Version zeigt sehr real wirkende Bilder, ganz im Gegensatz zur Kino-Umsetzung von Henry Selick, der auf niedliche Figuren im kindlichen Look setzt. Hier hält man im Gegensatz dazu eine sehr erwachsene Darstellung von Coraline in den Händen. Für Kinder ist dieser Comic auf gar keinen Fall geeignet. Dafür ist er zu gruselig dargestellt. Erwähnt sei außerdem, dass es eine Kleinigkeit gibt, auf die man hier leider verzichten muss, das sind Seitenzahlen.
Insgesamt wirkt der Comic extrem düster und bedrohlich. Von der ersten Sekunde an sieht Coralines andere Mutter verschlagen und hinterhältig aus. Ihre Knopfaugen lassen sie kalt und unnahbar wirken. Etwas liebevolles sucht man bei ihr vergeblich. Und das ist die Stimmung, die sich durch den gesamten Comic zieht. Besonders die fremd und eigenartig gewordenen Nachbarn strahlen eine Bedrohlichkeit aus, der man sich kaum entziehen kann.
Tatsächlich funktioniert die Geschichte in Bildern fast besser als in der Original-Roman-Version von Neil Gaiman. Es ist eine sehr geradlinige Erzählung ohne viele Schnörkel, doch durch die Unterstützung der Bilder gewinnt sie an Tiefe. Mit Russells „Coraline“ bekommt man auf jeden Fall eine gelungene Adaption des Originals, die Spaß macht und sich spannend lesen lässt.