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Satellite City, die Stadt der Zukunft: Hoch technisiert, kalt und gigantisch groß liefert sie ihren zahlreichen Einwohnern zwar einen Ort zum Leben, aber keine Wärme, nichts für die Seele. Über allem schwebt der Super-Satellit Myishi 9, der die gesamte Stadt bis zur exakten Ausrichtung der Häuser kontrolliert. Cosmo Hill ist einer der Einwohner von Satellite City, doch einer mit der geringsten Bedeutung von allen. Als Kind ohne Eltern und ohne Sponsor, den man eigentlich braucht, um sich in der Stadt als freier Mensch bewegen zu dürfen, ist Cosmo schon früh im Waisenhaus gelandet. Seinen Namen verdankt er dem Ort, an dem er als Baby gefunden wurde - dem Cosmonaut Hill.
Um sich zu finanzieren, führt das Waisenhaus alle möglichen Experimente an den Kindern durch. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Waisen liegt deshalb bei gerade einmal fünfzehn Jahren. Cosmo ist vierzehn, rechnet sich nur geringe Überlebenschancen aus und plant deshalb beständig seine Flucht. Und tatsächlich ergibt sich eines Tages eine Möglichkeit, dem Waisenhaus zu entkommen. Doch wo er soll er hin? Auf der Flucht wird Cosmo schwer verletzt. Im Sterben liegend bemerkt er ein merkwürdiges, bläulich-durchscheinendes Wesen, das sich wie ein Parasit auf seine Brust setzt und ihm das Leben aussaugt. In letzter Sekunde wird Cosmo von einer Gang von Jugendlichen, die sich die "Supernaturalisten" nennen, gerettet. Als sie bemerken, dass Cosmo einer der wenigen Menschen ist, die die blauen Wesen sehen können, nehmen sie ihn bei sich auf. Nun beginnt für Cosmo ein neues Leben - gemeinsam mit den Supernaturalisten nimmt er den Kampf gegen die blauen Parasiten auf. Doch hinter all dem scheint viel mehr zu stecken, als die Jugendlichen ahnen können...
Lange hat Eoin Colfers Roman "The Supernaturalist" gebraucht, um den Weg ins Deutsche zu finden. Das Buch erschien bereits 2004, erst 2008 wurde es auch in Deutschland unter dem Titel "Cosmo Hill" veröffentlicht. Colfer, der sich durch seine Artemis Fowl-Reihe weltweit einen Namen und unzählige Fans gemacht hat, lässt sich auch in diesem Buch seinen Spaß an High Tech und neuen Erfindungen anmerken. Mit Satellite City beschreibt er die Dystopie einer nicht allzu fernen Zukunft und greift dabei auf zahlreiche Science-Fiction-Elemente zurück. Eine Autorennen-Szene erinnert gar ein wenig an Mad Max.
Doch wo die Welt des Erdvolks in den Artemis Fowl-Romanen stimmig und stets originell wirkt, ist die Welt von Cosmo Hill und mit ihr ihre Charaktere ein wenig blass und grob geraten. Man fiebert einfach nicht so sehr mit; auch der für Colfer typische Humor kommt wesentlich kürzer als sonst. Cosmo ist ein guter Sympathieträger, aber die anderen Mitglieder der Gang sind relativ klischeehaft. Die Handlung besitzt dennoch einige spannende, sehr schnelle Szenen und ist - und das ist ein Pluspunkt - vom Autor stellenweise ziemlich brutal gestaltet worden. Das macht alles noch etwas realistischer und beschreibt die Schrecken von Satellite City ziemlich gut. Trotzdem kann "Cosmo Hill", zumal im Vergleich zu Colfers anderen Werken, nicht wirklich überzeugen; vieles wirkt einfach zu oberflächlich, zu gestylt, zu sehr auf hip und cool getrimmt, so dass dabei die Handlung zu kurz kommt.
Zur Ehrenrettung des Autors sei gesagt, dass die Originalfassung des Buches wesentlich stimmiger und spannender rüberkommt. Was im Englischen rasant wirkt, teilweise anrührend und voller Action, bleibt im Deutschen aus unerfindlichen Gründen stocksteif und kühl, ganz so wie die Stadt, in der sich die Handlung zuträgt. Vor allem die Übersetzung der von Colfer erfundenen High-Tech-Begriffe ist teilweise nicht so gut gelungen und lässt die Wörter wie Fremdkörper erscheinen.
Für ältere Kinder und Jugendliche dürfte Cosmo Hill aber trotzdem ein cooler Spaß sein, der viel Action und einen Blick in eine düstere, mehr oder weniger ferne Zukunft bietet.