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Mit Hexenprozessen und Scheiterhaufen verbinden wir meist das Mittelalter. Dabei waren all dies eher Erscheinungen der Frühen Neuzeit, auch wenn Hexenverfolgung natürlich ein Phänomen mit einer weitaus längeren Geschichte war. Das heutige Deutschland war eine der Hochburgen der Hexenverfolgung. Ein Dokument aus der Zeit zwischen 1570 und 1630 liefert das Daemonolatria von Nicolas Rémy, welches von Nicolaus Equiamicus aufgearbeitet und neu herausgegeben wurde.
Das ursprüngliche Manuskript wurde von Rémy 1590 begonnen und 1595 veröffentlicht. Das Werk handelt von den Erfahrungen Rémys als Richter in Lothringen, dessen Herzog die Erstellung der Daemonolatria veranlasste und förderte. Es behandelt die Hexenprozesse der Zeit, sowohl die erlebten Prozesse, an denen der Autor teilnahm, als auch Informationen aus den Akten der Gerichte.
Das originale Manuskript erschien in lateinischer Sprache und wurde unter anderem ins Deutsche und Französische übersetzt. Die vorliegende Ausgabe ist eine Neuübersetzung des Herausgebers Equiamicus, die sich sowohl auf das Original, als auch auf die erste deutsche Übersetzung von 1598 bezieht.
Das Manuskript von Rémy besteht aus drei Teilen. Teil eins ist dabei eine Einleitung mit Widmungen und einer Zusammenfassung des Inhalts des Buches sowie einer ersten Einführung in das Wesen der Hexerei und der Folgen von "schwarzer Magie".
Im zweiten Teil werden die Taten der angeblichen Hexen und Zauberer beschrieben, also all die Anschuldigungen, wegen denen man der Hexerei bezichtigt werden konnte.
Auch im dritten Teil gibt es weitere Ausführungen zum Hexenwesen, jedoch findet man hier auch rechtliche Hinweise zu einem Hexenprozess.
Am Ende fügte der Herausgeber noch einen Index und ein Personenregister zum besseren Verständnis ein.
Da es sich bei dem Text um eine möglichst originalgetreue Übersetzung eines über vierhundert Jahre alten Textes handelt, liest sich dieser durchaus etwas zäh und anstrengend. Man muss schon sehr an der Materie interessiert sein, um längere Zeit in dem Buch zu lesen. Eher dürfte es für viele interessierte Leser zum gelegentlichen Schmökern oder zum gezielten Suchen eines Sachverhalts geeignet sein.
Was aber gerade die Suche in dem Buch erschwert, ist das Fehlen eines Registers und, besonders ärgerlich, das Fehlen eines Inhaltsverzeichnisses. So muss man ständig nach Index oder auch nur nach dem Anfang der verschiedenen Teile des Manuskripts blättern und suchen.
Und auch wenn der Herausgeber seine Ausgabe nicht mit Fußnoten überfrachten wollte, so wären diese gerade bei einem so alten Text doch hilfreich und würden ermöglichen, Begriffe gleich an Ort und Stelle zu klären oder auf bestimmte Zusammenhänge sofort hinzuweisen.
Auch hätte in der Einführung des Herausgebers durchaus der eine oder andere Fachbegriff erklärt werden können, selbst wenn man davon ausgehen kann, dass viele interessierte Leser wissen oder sich erklären können, was zum Beispiel ein Halsgerichtsprozess ist.
Nicht wirklich hinnehmbar ist hingegen, wenn der Autor gleich zu Beginn des Buches die Sicht Rémys übernimmt und von Hexen und Zauberern als einer Seuche spricht, die ganze Regionen zu veröden drohten. An dieser Stelle wäre etwas mehr professionelle Objektivität angebracht gewesen.
Als Sachbuch ist die Daemonolatria etwas sperrig und dürfte vor allem an der Hexenforschung Interessierte ansprechen. Als Fachbuch ist die Neuübersetzung nur begingt geeignet, dazu fehlen vor allem wissenschaftliche Objektivität und Nachweisbarkeit. Auch würde einer weiteren Auflage ein Inhaltsverzeichnis gut tun.