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Elna und ihre Brieffreundin Vivi brechen zu einem Abenteuer auf: Eine Radtour durch das Land im Sommer, zwei Wochen des puren Glücks und voller Freiheit. Doch für Elna werden diese zwei Wochen zu einem lebensverändernden Erlebnis. Auf der Suche nach der Grenze zwischen Norwegen und Schweden, zwischen Krieg und Frieden, treffen die beiden Mädchen auf zwei Soldaten. Worauf es hinausläuft, ist schon sehr früh klar: Elna wird vergewaltigt, die Folge davon heißt Eivor. Klar, dass der Vater nie gefunden und zur Rechenschaft gezogen wird.
Eivor hingegen hat auch nicht viel Glück in ihrer Jugend. Sie verliebt sich in einen Kleinkriminellen, läuft mit ihm weg. Auch dieser Ausflug hat Folgen für sie, wenn sie auch nicht so sichtbar wie eine Schwangerschaft sind. Sie heiratet einige Jahre später früh – weil sie ungewollt schwanger wird.
Anhand seiner Frauenfiguren erzählt Henning Mankell die Geschichte Schwedens vom Zweiten Weltkrieg bis Anfang der 80er Jahre. Viel hat sich in dieser Zeit in der Gesellschaft geändert, das wird vor allem im Umgang mit Frauen deutlich. So machen Elna und Eivor und ihre Freundinnen zwar Erfahrungen, die sich im Grunde gleichen, aber dennoch komplett unterschiedlich sind.
Das Bild, das von Schweden gezeichnet wird, ist so detailliert, als wäre es wirklich mit Pinselstrichen gemalt oder mit Fotografien festgehalten, nicht mit Worten beschrieben. Vor dem Auge des Lesers nimmt die Landschaft Farbe an, man erlebt Südschweden im Sommer, die harte Arbeit in der Nähfabrik, der Elna nachgeht, die Kälte eines schwedischen Winters für eine Alleinerziehende.
Ebenso deutlich wird auch die Einsamkeit der Protagonistinnen. Ihr Leben verläuft ganz und gar nicht so, wie sie es sich gewünscht haben, ihre Ehen sind nicht glücklich, ihre beruflichen Wünsche lassen sich nicht verwirklichen, sie sind gefangen in ihrem Leben, auch wenn sie immer wieder versuchen auszubrechen.
Obwohl die Geschichte der Frauen und des Landes so gut beschrieben ist, ist man dennoch froh, wenn man das Buch hinter sich gebracht hat. Zu deprimierend sind die Geschichten, die hier erzählt werden, zu traurig ist es, dass jeder Moment des Glücks bestraft wird – und zwar sehr gerne mit Vergewaltigungen und mit Schwangerschaften. So atmet man auf, wenn man die letzte Seite umgeblättert hat, zu Ende gelesen hat und sich wieder seinem eigenen – hoffentlich glücklicherem – Leben widmen kann.
Es ist schwierig, diesem Buch gerecht zu werden. Dass Mankell schreiben kann, ist kein Geheimnis, wie viele begeisterte Leser bestätigen können. Auch wenn dieser Roman eigentlich vor seinen Wallander-Krimis, die ihn weithin berühmt machten, geschrieben wurde, wurde er erst jetzt ins Deutsche übersetzt. Allerdings scheint er seine Charaktere nicht zu mögen, wie sonst lässt es sich erklären, dass sie kein wirkliches Glück erleben, sondern so viel Leid erfahren müssen? Den schwierigen Weg von Frauen hin zu mehr Selbstbestimmung und Emanzipation kann man an diesen Schicksalen gut nachverfolgen, allerdings ist es keine erbauende Unterhaltung.