"Mein Name ist Drake. John Drake." Mit diesen Worten stellt sich zu Beginn jeder Episode der Held der britischen Fernsehserie "Danger Man" vor, seines Zeichens Agent des britischen Geheimdienstes MI 5. Die erste Staffel dieser Schwarzweiß-Serie von 1960/61 umfasst 39 Folgen, die im Dezember 2006 auf zwei DVD-Boxen verteilt von Epix herausgegeben wurden. Vorgestellt wird "Vol. 2" mit den Episoden 21 bis 39. Zur Besprechung liegt leider nur die erste von vier DVDs vor, die die Folgen 21 bis 24 sowie das gesamte Extra-Material der Box enthält.

Den oben zitierten Satz kennen wir ja mit anderem Namen, und das ganze Konzept lässt vermuten, dass diese Serie, die immerhin zwei Jahre vor dem Kinofilm "James Bond jagt Dr. No" entstand, stark von Ian Flemings Superspion inspiriert wurde, der 1952 als Romanheld das Licht der Welt erblickte. John Drake ist smart, kann sehr vieles, sich vor allem gut als jemand anderes ausgeben, und knackt alle Fälle souverän. Sei es der Schutz der Frau eines Ermordeten, der das gleiche Schicksal droht, das Aufspüren eines Totgeglaubten, die Befreiung eines Kameraden aus einem asiatischen Gefängnis oder aber die Vereitelung eines Auftragsmordes, über den Drake zufällig während seines Urlaubs stolpert. Seine Vorgehensweise ist unkonventionell und bisweilen sehr gefährlich, aber er wäre nicht Danger Man, würde er nicht stets einen Ausweg finden.

Was Methoden und Charakter angeht, kann John Drake durchaus mit James Bond mithalten; der größte Unterschied sind wohl sein Umgang mit und seine Wirkung auf Frauen, die ihn zwar attraktiv finden, ihm aber nicht gleich zu Füßen liegen. Und falls Drake als Frauenheld und Macho angelegt ist, dann geht das aus den vorliegenden vier Episoden zumindest nicht hervor. Da diese aber jeweils recht kurz sind und allesamt mehr Gewicht auf die Kriminalfälle legen und die Charakterisierung der Hauptfigur deshalb eher oberflächlich ausfällt, ist davon auszugehen, dass dies in allen übrigen Folgen ähnlich ist. Ein weiterer Unterschied ist der weitgehende Verzicht auf technische Agentenspielereien - hier sind Abhörgeräte noch handtellergroß - und besondere Schauplätze. Mal zieht es Drake ins schottische Moor, mal auf eine britische Insel mit Schloss, einen Ausflug in den Weltraum gibt es sicher nicht. Die Fälle bleiben klein und wirken nie übertrieben.

Die vorliegenden Episoden erzählen jeweils abgeschlossene Geschichten, die im Original etwa 25 und in der deutschen Fassung etwa 21 Minuten lang sind. Für das deutsche Fernsehen wurde jeweils der Vorspann gekürzt und dessen Inhalt zu Beginn entweder in die Dialoge integriert oder im Voice-over erläutert. Diese erzählende Stimme der Hauptfigur, die man aus Kriminalserien jener Zeit und aus dem Film Noir kennt, wurde jedoch im Deutschen nicht wie im Englischen konsequent eingesetzt. Dadurch, dass der Vorspann nur in der englischen Fassung zu sehen ist, empfiehlt es sich, diese der deutschen vorzuziehen - zum Glück sind beide auf den DVDs vorhanden, die englische sogar in überarbeiteter Bildqualität.

Die Extras umfassen neben einer Kurzbiographie des Hauptdarstellers Patrick McGoohan, der später durch seine eigene Fernsehserie "Nummer 6 - The Prisoner" berühmt wurde und auch als Danger Man überzeugt, einen Überblick über die 39 Episoden der ersten Staffel und eine Fotogalerie. Daneben darf natürlich die Epix-Trailershow nicht fehlen. Bevor die DVD beim Start ins Menü springt, wird der Zuschauer auch noch über die Serie informiert, allerdings empfiehlt es sich, dem Vorschlag unter dem Text Folge zu leisten und zum entspannten Lesen die Pausetaste zu betätigen, weil der Text recht schnell wieder verschwindet. Insgesamt ist das nicht viel.

Es ist schon schade, dass nicht die vollständige DVD-Box zur Verfügung gestellt wurde - zum einen, weil man so nichts weiter über die Aufmachung sagen kann, zum anderen, weil man nun davon ausgehen und hoffen muss, dass die vorliegenden Episoden repräsentativ für alle restlichen 15 dieser Box sind, und nicht zuletzt, weil "Danger Man" eine sehenswerte und spannende Agentenserie ist, der es auch nicht an Action und coolen Sprüchen mangelt. Nostalgiker werden sich darüber freuen, dass diese beinahe in Vergessenheit geratene Serie wiederbelebt wurde, und Krimifans, die alle Bond-Filme schon im Schlaf mitsprechen können, finden hier eine respektable Abwechslung.