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Die Sage um den Raub der schönen Helena, den Zorn des Halbgottes Achilles, den tragischen Tod des Königssohns Hektor und die tödliche List des Odysseuss, die für das prächtige Troja das Ende bedeutete, gehört zu den epochalsten Stoffen der Menschheit. Homers "Ilias", die auf diesem Geschichtenzyklus basiert, gilt als eine der ältesten schriftlich niedergeschriebenen Werke der europäischen Literatur. Kann dies also Stoff für ein gerade mal eine CD umfassendes Kinderhörbuch sein?
Der Medienverlag Ucello beweist, dass es prinzipiell funktioniert. Die Autorin Rosemarie Altenhofer hat sich des alten Stoffes angenommen, um ihn kindgerecht aufzuarbeiten. Dabei stürzt sie sich sinnigerweise nicht nur auf die „Ilias“ von Homer. Die beginnt schließlich erst im zehnten Kriegsjahr vor den Mauern von Troja und erzählt nur einen Bruchteil des wunderbaren griechischen Mythos. Altenhofer setzt viel früher ein: Sie erzählt davon, wie der Streit dreier Göttinnen bereits viele Jahre vor dem Krieg um Troja den Untergang der als uneinnehmbar geltenden Stadt heraufbeschwört. Hera, die Königin der Götter, Athene, Göttin der Weisheit, und Aphrodite, Göttin der Liebe, machen den trojanischen Königssohn Paris zum Richter über ihren Wettstreit, wer von ihnen die Schönste sei. Aphrodite, die als Siegerin aus diesem Zwist hervorgeht, verspricht Paris zum Dank die schönste Frau der Welt als Lohn: Helena von Sparta. Die ist dummerweise aber bereits mit dem griechischen König Menelaos verheiratet. Das stört Helena und Paris jedoch nicht. Als sie sich das erste Mal begegnen, entbrennen sie in unstillbarer Liebe zueinander und fliehen gemeinsam nach Troja. Sie glauben sich hinter den hohen Mauern der unbezwingbaren Stadt sicher. Doch Menelaos und die Fürsten Griechenlands wollen die Schmach der Brautentführung nicht einfach hinnehmen. Und so ziehen die größten Helden Griechenlands gemeinsam über das Meer an die Küste von Troja, um sich an Paris und der gesamten Stadt zu rächen ...
Gerade mal 76 Minuten Zeit nimmt sich "Das Ende von Troja", um aus dem reichen Schatz der Sagen um den Krieg von Troja die wichtigsten herauszupicken und sie in stark vereinfachter Form zusammenhängend zu erzählen: vom Schicksal der Königstochter Iphigenie, vom Wettkampf des Paris und des Menelaos, vom Streit zwischen Achilles und dem Heerführer Agamemnon – und natürlich vom Bau des trojanischen Pferdes. Obwohl der Krieg so manch blutiges und grausames Opfer fordert, behält die Autorin immer ihr junges Publikum im Blick und vergeht sich nicht in Schilderungen brutaler Gräuel. Insofern ist das Hörbuch keinesfalls zu grausam für kleine Hörer. Die bekommen so eine ansprechende erste Zusammenfassung des trojanischen Sagenkreises geboten.
Dies kann gleichzeitig als Vorteil und auch als großes Manko der Produktion ausgelegt werden. Aufgrund der begrenzten Lesezeit bleiben viele schöne Elemente aus der Sage unerwähnt, die meisten Episoden werden nur sehr oberflächlich angerissen und nicht vertieft. Die tragischen Warnungen der Seherin Kassandra fallen ebenso unter den Tisch wie viele andere Details, die Kenner der griechischen Sage schmerzlich vermissen werden. Dadurch, dass sich Altenhofer jedoch auf die Haupthandlung konzentriert, wirkt das Hörbuch stringent und überfordert auch junge Zuhörer nicht.
Als Sprecher hat der Verlag den großartigen Johannes Steck verpflichtet. Ursprünglich Theater- und Fernsehschauspieler hat er sich in den letzten Jahren zu Recht einen hervorragenden Ruf als Hörbuchsprecher erarbeitet. Auch in "Das Ende von Troja" macht er seine Sache gut. Da der Text jedoch eher wie ein Märchen gestaltet ist, ohne allzu viele Dialoge oder ähnliches, kann er nicht alle Register seines Könnens ziehen und bleibt dadurch etwas blasser als sonst üblich.
Insgesamt stellt das Hörbuch deshalb eine nett erzählte, wenngleich lückenhafte Zusammenfassung einer der größten Sagen des klassischen Altertums dar und eignet sich vor allem für Ersthörer, die mit der Geschichte noch nicht oder kaum in Berührung gekommen sind.