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Für den jungen und begabten Steinmetz Wulf Steinhauer ist es ein Schock, als er erfährt, dass die Menschen, die ihn aufgezogen haben, nicht seine leiblichen Eltern sind. Er ist, so berichten sie, der illegitime Sohn von Katharina von Helfenstein, die sich in einen Ritter verliebt hatte. Es ist ein heftiger Streit, der zu Wulfs Abschied führt, und beinahe bereut er die harten Worte, die er seinen Zieheltern ins Gesicht schleudert. Dennoch beschließt er, seinem Elternhaus den Rücken zu kehren und sein Glück in Ulm zu versuchen.
Dort ist man mit dem Bau eines gewaltigen Münsters beschäftigt, so dass alle fähigen Hände, die wissen, wie man mit einem Meißel umgehen kann, gebraucht werden. Jedoch gilt es sich hier von unten hochzuarbeiten, und so bleibt Wulf nur die harte Arbeit im Steinbruch, bis er endlich seinen Vorarbeitern auffällt und zu anspruchsvolleren Arbeiten herangezogen wird. Während dieser Anstellung fällt ihm die zart gebaute Tochter des Baumeisters auf. Brigitta ist ein hübsches aber schüchternes Mädchen, das nach einigem Zögern erkennt, dass sie dem fleißigen Wulf und seinen Freundlichkeiten nicht abgeneigt ist.
Jedoch ist es ihr Schicksal, einen angesehenen Meister zu heiraten, um die Verbindungen ihres Vaters zu stärken. In diese töchterliche Pflicht willigt sie ergeben ein. Als jedoch ihr Versprochener aufgrund einer Intrige von ihrem Vater davongejagt wird, wird ihre Hand Ortwin, dem grausamen Gesellen des Baumeisters, versprochen. Verzweifelt wegen ihrer hoffnungslosen Liebe, flieht sie aus der Stadt. Ihr Liebster ist nicht an ihrer Seite, denn auch er hat mit Ortwins Intrigen zu kämpfen, gelangt so aber in die Hände seines leiblichen Vaters. Wulf von Katzenstein bietet seinem wiedergefundenen Sohn ein Leben als Ritter, doch dieser hat keine andere Sorge als den Verbleib von Brigitta, seiner Geliebten.
"Das Erbe der Gräfin" spielt im Jahr 1368 in der Gegend um Ulm. Hauptfigur ist der eifrige Steinmetz Wulf Steinhauer. Er ist durch seinen aufrechten Charakter dem Leser sofort sympathisch, so dass man gebannt seine Erlebnisse verfolgt. Nicht nur der Aufstieg in der Hierarchie der Angestellten, sondern auch seine langsam entflammende Leidenschaft für Brigitta lassen den Leser die nächsten Seiten im Nu überfliegen. Stets wartet im Hintergrund das Geheimnis um seine Herkunft, doch diese bringt Wulf anfangs sogar in Schwierigkeiten. Spannung bekommt die Erzählung einerseits durch den Ausbruch der Pest und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Andererseits ist da natürlich Ortwin, ein skrupelloser und grausamer Charakter, dem nichts heilig ist, wenn er seine Ziele erreichen will.
Gut, Silvia Stolzenburg erfindet durch ihren historischen Roman das Genre nicht neu. Eine geheimnisvolle Abstammung, ein eindeutiger Bösewicht und eine zarte Liebesgeschichte sind keine überraschenden Eckpfeiler für historische Geschichten. Dennoch liest man den Roman gerne und fühlt sich gut unterhalten. Der Schreibstil ist flüssig und spannend und fügt historische Vokabeln so gefällig in den Text ein, dass hinzugefügte Erklärungen sich passend in das Gesamtgeschehen einfügen. Für diejenigen, die sich in der Gegend auskennen, dürfte die Beschreibung des Münsterbaus und der einzelnen Dörfer noch ein Stück interessanter sein, da man hier im Roman auf geschichtliche Spurensuche gehen kann.
Gute Unterhaltungslektüre für zwischendurch.