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Casaubon blickt zurück. Damals, als er die Lektoren Belbo und Diotallevi traf, war er jung, ungläubig und naiv. Er hat nun Angst, weiß, dass sie ihn finden werden. Doch er muss es seiner Frau erklären...Von Anfang an ist Casaubon von der Art Belbos fasziniert. Er freundet sich mit ihm an und philosophiert - nur zum Spaß - über verschiedene Verschwörungstheorien und Mythen, die sich rund um den vermeintlichen Untergang der Templer ranken. Die beiden Nihilisten bekommen in Gestalt Diotallevis einen Mann zur Seite, der sich talmudisch an ihren Theorien zu beteiligen sucht. Doch wirklich innovativ ist allein Belbo. Er lässt sich von Casaubon zu einem gewagten Spiel inspirieren. Die unzähligen Quellen, die vom Überleben der Templer sprechen, die Geheimbünde weltweit im Dienst der Loge sehen, die an die Weltherrschaft der Templer glauben, lässt er wie zufällig in seinem Computer neu kombinieren und nimmt das Ergebnis als Handlungsanleitung. Belbo entwirft einen "Großen Plan", der den Templern an einem genau definierten Ort zu einer exakt berechenbaren Zeit die Macht über die gesamte Erde geben wird. Die Männer ahnen nicht, dass sie ihr scheinbar unsinniger "Großer Plan" in Lebensgefahr bringt.
Der 1992 erschienene Roman "Das Foucaultsche Pendel" von Umberto Eco war ein weltweiter Erfolg. Trotz der extrem schwierigen Materie, dem enorm komplexen Stil des italienischen Literaturwissenschaftlers und seinem Hang zu überbordendem Detailreichtum gepaart mit minutiöser Grundlagenforschung, liest sich das Buch sehr gut, ist ein Quell endloser Überraschungen, enormem Wissens und spannendem Handlungsverlauf.
Dieses sehr dicke, unzählige Informationen beinhaltende Buch wird in eine Hörproduktion von zweihundertsiebzehn Minuten gepresst - kann das gut gehen?
Mehrere Aspekte verhindern ein ähnlich glanzvolles Ergebnis, wie es das Buch zweifellos ist. Zunächst wirken die Musik und die Geräuschkulisse oft störend und den Gedankenfluss unterbrechend. Auch die Stimmen sind nicht sämtlich perfekt. Zwar mühen sich Christoph Bantzer, Matthias Haase, Karl Michael Vogler, Christian Brückner, Otto Sander und Jutta Lampe in diesem Hörspiel von 1990 redlich, aber gelegentlich hat man den Eindruck eines vorgelesenen Manuskriptes. Diese Fülle an Fremdworten, komplexen Zusammenhängen und schwierigsten Gedankengängen kann einfach kein normaler Mensch in einem Gespräch bei Bier und Brötchen unterbringen. Auch das gleichzeitige Vortragen zweier Sprecher, die mit gleicher Lautstärke ihren Text dahersagen, wirkt extrem störend und ist in Teilen nicht zu verstehen. Teilweise sind solche zweistimmigen "Vorlesungen" minutenlang und strengen den Zuhörer über Gebühr an. Auch ist die Dichte der Wörter, die auch einem belesenen Menschen in diesem Hörspiel zum ersten Mal begegnen, derart hoch, dass es ohne Lexikon kaum nachzuvollziehen ist, worüber die Protagonisten da reden - naturgemäß eignet sich ein Hörbuch nicht gut zu solchen Exkursen.
Doch bei aller Kritik ist dieses Hörspiel ein ambitioniertes Projekt, das dem Kenner des Buches neue Einblicke, interessante Gewichtungen und dramaturgisch geschickt ausgewählte Höhepunkte präsentiert. Es ist zwar nur ein sehr kleiner Ausschnitt des Buches, büßt aber kaum an Spannung, Komplexität und Raffinesse ein.
Wer diesen "Parforce-Ritt" durch die Kulturgeschichte des Abendlandes genießen will, muss einiges an Vorwissen mitbringen oder "Mut zur Lücke" haben - dieses Hörspiel macht es seinem Rezipienten nicht leicht, es erschwert teilweise den Genuss sogar erheblich. Das ist sehr schade, ist die Romanvorlage doch eines der großartigsten Bücher aus der Feder des einmaligen Literaten und Wissenschaftlers Umberto Eco.