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 Das Gebeinhaus


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Joe Frye hat als junge Polizistin einen traumatischen Fall erlebt, den sie versucht, mit ihrem Lebenspartner aufzuarbeiten: Frisch von der Polizeischule kommend tritt die 22jährige Polizistin in Echo Bay, Michigan, ihren Dienst an. Eines Tages im Jahr 1975 finden einige Kinder menschliche Knochen im Wald, die einer jungen Frau respektive einem Mädchen zugeordnet werden können. Entgegen der Anordnung des Sheriffs und des zuständigen Ermittlers beginnt Joe eigene Nachforschungen anzustellen. An einigen Baumstämmen an den Fundorten der Knochen entdeckt sie eigenartige Symbole und Zeichen, die in das Holz geritzt sind. Joe findet heraus, dass sie zu einer alten Indianerlegende gehören, die von einem bösen Geist, dem Windigo, erzählt, der Menschen befällt und zu Kannibalen macht. Als weitere Knochen gefunden werden und sich die Eltern vermisster Kinder melden, schaltet sich auch die Staatspolizei ein. Gemeinsam mit dem Ermittler Rafsky kommt Joe einem bestialischen Mörder auf die Spur, der noch lange nicht aufgegeben hat ...

„Das Gebeinhaus“ ist die erste deutsche Übersetzung des Autorenduos Kelly Nichols und Kris Montee, die unter dem Pseudonym P. J. Parrish packende Psychothriller schreiben. Der vorliegende Titel trifft dabei den Nerv der Zeit und reiht sich nahtlos in die Riege der beliebten Serienmörderromane ein. Bemerkenswert ist dabei, dass die Autoren auf plakative Gewaltdarstellungen verzichten und mehr Wert auf die Ermittlungsarbeit, die Psyche des Täters, die indianischen Mythen und nicht zuletzt auf das Lokalkolorit legen. Die Liebe zu der Landschaft Michigans und seiner Bewohner kommt in dem Roman deutlich zum Tragen und nach der Lektüre kriegt man als Leser unweigerlich Lust selbst Urlaub dort zu machen und die dichten Wälder zu durchstreifen. Äußerst unglücklich wurde einmal mehr der deutsche Titel gewählt, denn ein richtiges Gebeinhaus kommt in dem Buch nicht vor, es sei denn man sieht den Titel als Metapher im weitesten Sinn. Der englische Originaltitel, „A Thousand Bones“, ist da weitaus schlüssiger, wenngleich sich einem der Sinn dahinter erst auf den letzten Seiten erschließt. Der Roman braucht ein wenig Zeit, um in Fahrt zu kommen. Zu ausgedehnt sind zunächst die Beschreibungen von Land und Leuten, und immer wieder wird betont, wie schwer es Joe Frye als junge Polizistin in der Männerdomäne hatte. Die Charakterisierung der handelnden Personen ist den Autoren gut gelungen, bleibt bisweilen aber zu oberflächlich und stereotyp. So reagiert die Protagonistin auf eine Vergewaltigung recht lapidar und behauptet, dass ihr Beruf so etwas mit sich bringt. Selbst als ihr Freund sich von der jungen Frau trennt, reagiert Joe Frye cool und überlegen. Erst im Epilog wird die Verletzlichkeit der Hauptperson glaubwürdig herausgearbeitet und auch das vorangehende Finale wurde eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die Ermittlungen erinnern stellenweise an die TV-Serie „Cold Case“ und wirken äußerst schlüssig. Ein wenig ins Hintertreffen gerät zunächst die Legende vom Windigo, die auf dem Klappentext stark hervorgehoben wird. Nichtsdestotrotz erwartet den Leser mit „Das Gebeinhaus“ ein flott erzählter, exzellenter Unterhaltungsroman, den Genrefans mögen werden.
Das Cover sieht unheimlich beeindruckend aus und dürfte jedem potentiellen Leser sofort ins Auge fallen. Das Buch selbst wurde auf hochwertigem Papier gedruckt und überzeugt durch einen gefälligen Satzspiegel.

Faszinierend, unheimlich, spannend. „Das Gebeinhaus“ ist ein düsterer Psychothriller im Stil der Fernsehserie „Cold Case“. Lediglich die Charakterisierung bleibt zuweilen recht oberflächlich.

Florian Hilleberg



Taschenbuch | Erschienen: 1. September 2009 | ISBN: 9783426501078 | Originaltitel: A Thousand Bones | Preis: 8,95 Euro | 576 Seiten | Sprache: Deutsch

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