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Andrew Stillmann, ein engagierter Journalist der New York Times, erholt sich gerade mühsam von einem Mordanschlag durch eine Frau, der seine Recherchen zu einem brisanten Thema ganz und gar nicht gepasst haben. Auch seine Scheidung hat er noch längst nicht verkraftet. Als er in der Bibliothek, die er täglich besucht, eine attraktive junge Frau namens Suzie Backer kennen lernt, kehren seine Lebensgeister zurück. Denn Suzie scheint einem düsteren Geheimnis nachzugehen, und Geheimnisse sind natürlich das Metier eines Journalisten. Andrews Neugier ist geweckt, doch schon rasch erkennt er, dass Suzie in Lebensgefahr schwebt - und er, der gewillt ist, ihr zu helfen, ebenfalls, wieder einmal: Suzie möchte die Ehre ihrer Großmutter wieder herstellen, die als sowjetische Spionin galt. Und sie kratzt an einem Kapitel US-amerikanischer Vergangenheit, das die Verantwortlichen, Politiker aus höchsten Kreisen, gerne im Dunkeln ließen. Suzies Sturheit passt überhaupt nicht in dieses Konzept. Und nun taucht auch noch Andrew Stillmann an ihrer Seite auf.
Eine Reise in die Vergangenheit kann gefährlich sein, zumal in den USA, wenn patriotische Überzeugungen auf dem Spiel stehen - und enorm viel Geld. Dies erlebt auch Suzie Backer. Beim Versuch, am Montblanc in den Trümmern eines vor Jahrzehnten abgestürzten Flugzeugs Beweise dafür zu finden, dass ihre Großmutter keineswegs, wie behauptet, eine Spionin war, ist ihr Schreckliches widerfahren, doch Suzie gibt nicht auf. Und das gilt auch für Andrew Stillmann, den Journalisten, der zum einen viel Zuneigung für Suzie entwickelt und zum anderen einen Scoop samt Pulitzer-Preis wittert.
Beide Hauptfiguren bleiben dem Leser anfangs fremd, zumal die Geschichte ein wenig schleppend anläuft und sich die Spannung erst mit der Zeit aufbaut. Charaktere erschließen sich bekanntlich zu einem guten Teil durch Handlungen. Später gibt es zwar - trotz Kürzung - auch weiterhin ein paar Längen, die jedoch gemäßigter ausfallen. Und während die Story Fahrt aufnimmt, gewinnt sie enorm: an Vielschichtigkeit und vor allem eben Spannung. Mit der Zeit werden die Protagonisten und auch die ein oder andere bedeutende Nebenfigur plastischer und vertrauter und fordern ganz klar Sympathie seitens des Lesers ein. Dieser kann sich gut in die Geschichte einfinden und staunt immer wieder über geschickt gelegte falsche Fährten und solche, die ins Leere laufen. Der Skandal, den Suzie und Andrew schließlich aufdecken, lässt das Buch zu einem regelrechten Politthriller werden, der bis zum Schluss interessante Haken schlägt. Eine Überdosis Kitsch am Schluss bildet ein verblüffendes, doch nicht unbedingt unpassendes Gegenprogramm.
Sprecher Herbert Schäfer versteht es, ganz unterschiedlichen Figuren eine eigene Stimme und durch die jeweilige Art seines Lesens auch ein Stück weit einen besonderen Charakter zu verleihen. Wo die Vorlage (Stichwort "Längen") kränkelt, sorgt Schäfer für eine Überbrückung.
"Das Geheimnis des Schneemädchens" hält über weite Strecken Tempo und Spannung und hat Charaktere geschaffen, die nach und nach das Herz des Lesers erobern. Darüber hinaus fasziniert das Thema in Verbindung mit einem gelungenen Hörbuchvortrag.
Die sechs CDs werden in einem Karton-Leporello mit Steckfächern geliefert.