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Aus Schloss Canterville muss doch etwas zu machen sein; Am besten das ganze Gemäuer verkaufen und daraus ein edles Golfhotel machen. Zumindest schwebt dies Jochen vor, einem deutschen Architekten, den sein Chef nach Schottland schickt, um das Objekt zu sichten. Seiner Familie verkauft der gestresste Mitvierziger den Aufenthalt als lange ersehnten Urlaub. Und während seine Frau Mona glaubt, der überraschende Trip nach Schottland wäre als Therapie für den überängstlichen Sohn Paul die ideale Chance, sein Selbstvertrauen zu stärken, beginnt Jochen mit dem Schlossherrn MacQuarrie erste Verhandlungen zu führen.
Tochter Mona, zunächst äußerst gelangweilt, findet Gefallen an dem jungen Sohn der Haushälterin. Nur Paul findet das Schloss grässlich. Nicht nur die dunklen Gänge, das einsam gelegene Zimmer und die vielen Nischen und Ecken, auch die Mär vom umher wandelnden Gespenst machen ihm Angst. Und tatsächlich spuckt seit vierhundert Jahren Sir Simon de Canterville durch die Gänge und Zimmerfluchten. Seine ersten Auftritte absolviert er aber eher lustlos, ist er doch zum Touristenschreck im Dienste MacQuarries verkommen. Doch die Ignoranz Jochens provoziert Sir Simon aufs Äußerste: Er wird schlicht ignoriert, von schlotternder Angst ist nichts zu spüren. Durch Zufall findet ausgerechnet Paul den tief traurigen Geist. Wider seine ängstliche Natur freundet sich der Junge mit Sir Simon an, der immerhin seine Frau ermordet haben soll. Dass er dafür lebendig eingemauert wurde und seitdem dem Willen des jeweiligen MacQuarrie unterworfen ist, erschüttert den Zehnjährigen. Aber wie kann man dem Gespenst helfen?
Eine erstklassige Schauspielerriege, allen voran der köstliche Armin Rohde und der exzellente Klaus Jürgen Behrendt, aber auch Andreas Schmidt (der das Gespenst gespielt hat und anschließend in digitaler Form über die Leinwand schwebt), Martin Kurz, Saskia Vester, Nadja Robin, Merle Wasmuth, Anna Böttcher, Patrick Güldenberg und Gustav-Peter Wöhler sind schon mal Garant für eine gute Umsetzung des Drehbuchs. Hinzu kommt ein schönes Schloss, eine versierte Regie durch Isabel Kleefeld, die auch für das Drehbuch verantwortlich ist - und ein überaus sympathischer Haupdarsteller in Gestalt des Gespenstes.
Doch der Funke springt nicht über. Zunächst macht sich gepflegte Langeweile breit, die Darsteller agieren zwar gut, kommen aber nicht gegen das Drehbuch an, das vor Klischees und Plattitüden nur so strotzt. Und das Gespenst - zwar schön animiert - wirkt höchst traurig und albern - nie jedoch gruselig oder tragisch. Dafür ist die Mimik zu sehr wie aus einem Comic entsprungen.
Zum Schluss hat die pädagogisch wertvolle Botschaft zwar stattgefunden - der ängstliche Junge sich selbst überredet, nicht mehr feige durchs Leben zu kriechen - und das Gespenst seine ewige Ruhe - aber mit Oscar Wilde hat das Ganze absolut nichts zu tun. Der würde im Grabe rotieren ob der Vergewaltigung seines scharfzüngig und intelligent konzipierten Werks.
Und doch, vergisst man den spannungsarmen Verlauf und die glänzende Vorlage, sollte man dem Film dennoch eine Chance geben. Zunächst wegen der wirklich guten Darsteller, aber auch, weil dieser Film gute Unterhaltung für Kinder bietet. Nicht zu gruselig, nicht zu dramatisch, mit ein wenig Pathos und immer wieder überraschend witzig.
Wer eine nette Unterhaltung für einen verregneten Samstagnachmittag für sich und seine Kinder sucht, ist mit "Das Gespenst von Canterville" gut bedient. Zwar gibt es viel schönere Verfilmungen - wie beispielsweise die mit dem unvergessenen Charles Laughton als Gespenst - doch für nur knapp sechs Euro kaum so günstige.
Sehr nett sind die Extras. Man kann sich anschauen, wie der Schauspieler Andreas Schmidt zum digitalen Gespenst wird, schaut den Tricktechnikern über die Schulter und erfährt Interessantes in kurzen Interviews mit der Regisseurin und den Team-Mitarbeitern. Was will man für so wenig Geld mehr - zumal Bild und Ton in guter Qualität den Weg auf die DVD gefunden haben.