Die Verwendung von Heilpflanzen hat eine jahrtausendealte Tradition. Dieses den gesamten Jahreskreis umspannende Buch bringt manches davon wieder ans Licht, rückt die Bedeutung der Heilpflanzen für den Menschen wieder in den Vordergrund. Waren Naturheilmethoden in den modernen Zeiten eher in Vergessenheit geraten, interessieren sich in den letzten Jahren vermehrt sehr viele Menschen für die Heilkräfte der Pflanzen und der Natur.

"Das Heilpflanzenjahr" ist in drei Bereiche aufgeteilt. Zunächst geht die Autorin auf die Bedeutung des Jahreskreises ein, welcher sich an keltischen, aber im übertragenen Sinne auch christlichen Festen orientiert. Den größten Teil des Buches nehmen natürlich die Beschreibungen der Heilpflanzen ein. Als grobe Einteilung dienen die vier Jahreszeiten, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist. In diesen erfolgt die Auflistung der Heilkräuter ihrem Auftauchen in der Natur entsprechend und nicht etwa alphabetisch oder nach äußeren Merkmalen.

Jeder Pflanze ist ein mehrseitiger Beschreibungsteil gewidmet, neben Fotos und einer kleinen Zeichnung sind sämtliche Inhaltsstoffe und Eigenschaften der Pflanze übersichtlich aufgelistet. Alle Heilpflanzenbeschreibungen im Buch folgen dem gleichen Schema, so gehen diese immer ausführlich auf die Pflanze ein, es finden sich Details aus dem "Weisheitsschatz der Alten", Rezepte und Beispiele für aktuelle Anwendungen der Pflanze.
Der letzte, zehn Seiten umfassende Teil des Buches geht noch einmal auf die Verwendung von Heilpflanzen im Detail ein. Dieses Kapitel kann Fragen wie diese beantworten: Wie erstellt man eine Blütenessenz oder einen Blütensirup? Welche Regeln sollte man beim Sammeln von Pflanzen und Pflanzenteilen beachten? Wie trocknet man das Gesammelte richtig?

Dem gesamten Buch merkt man die Hingabe der Autorin an die Natur an. Dieses Buch beschreibt nicht nur die Heilpflanzen im Verlaufe des Jahreskreises, es ist auch im Verlauf desselben entstanden, so schreibt Adelheid Lingg in ihrem Vorwort "Danke". Und so spürt man auch beim Lesen der Texte im Buch, die Verbundenheit der Autorin und Heilpraktikerin mit der Natur.
Einen leicht esoterischen Touch kann man dem Buch allerdings nicht absprechen, so erzählt die Autorin von ihren Gesprächen mit den Pflanzenwesen, die man im Übrigen auch beim Sammeln nicht vergessen sollte. Aber auch wer sich mit dieser Sicht der Dinge nicht identifizieren kann, wird an diesem wunderschön gestalteten und hochwertigen Buch seine Freude haben. Die vielen Fotos und farbigen Zeichnungen geben Grund genug, es zu jeder Jahreszeit hervorzuholen und nach Tipps zu den momentan verfügbaren Heilpflanzen zu suchen. Schnell hat man sich dann wieder beim Huflattich, Giersch, Eisenkraut, Alant, Gänsefingerkraut, Weißdorn, der Eibe oder Mistel festgelesen. Und dies ist nur eine kleine Auswahl der besprochenen Pflanzen in diesem Band.

Die Herstellung der Tees und Sirups wird jedem gelingen, für Salben und Essenzen ist etwas mehr Gespür nötig, aber auch das dürfte dank der praxisbezogenen Beschreibungen gelingen. Auch wenn das Buch nicht unbedingt darauf eingeht, können die aus den Heilpflanzen hergestellten Produkte auch wunderbare und sehr persönliche Geschenke darstellen.
Wer mag, findet auf den letzten Seiten auch eine Auflistung der Heilpflanzen geordnet nach Beschwerden. Wobei man der Autorin nach immer das Kraut wählen soll, zu dem man in dem jeweiligen Moment den größten Bezug hat.

Ein sehr hübsch gestaltetes Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, um Neues rund um so "gewöhnliche" Pflanzen wie zum Beispiel die Brennnessel und den Waldmeister zu entdecken. Eine wertvolle Investition für die Pflanzenecke im Bücherregal.