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Vor allem in Amerika sind sie seit langem bekannt: Urban Legends. Im deutschsprachigen Raum setzte sich das Wissen um die Existenz solcher Legenden lange Zeit nicht wirklich durch. Erst durch den Film "Urban Legends" wurden diese Geschichten etwas bekannter und tummeln sich mittlerweile unter Begriffen wie Urbane Legenden, Düstere Legenden (nach dem deutschen Titel des vorgenannten Films) oder eben Großstadtmythen in der Gesellschaft.
319 Seiten lang hat Journalist Bernd Harder sich Zeit genommen, um bekannte Geschichten dieser Art in einem Hardcover-Lexikon zu veröffentlichen.
Das Buch ist in zwölf Kapitel unterteilt: Außerirdisches, Computer und Internet, Esoterik, Gesellschaft, Medien, Medizin, Paranormales, Prominente, Religion, Sex, Tiere, Wissenschaft und Technik.
Fast 150 Schauermärchen wurden diesen Kapiteln zugeordnet, so dass man sich auf eine Menge Aufklärungsarbeit freuen wird.
Inhaltlich sind die aufgezählten Geschichten allerdings sehr bemängelnswert.
Man findet weltweit bekannte Mythen wie die Existenz von Nessie, das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks oder die Prophezeiungen des Nostradamus.
Man findet auch die klassischen Geschichten, die dem Nachbar der Schwester eines Cousins zweiten Grades auf jeden Fall selbst passiert sind. Gerade diese Geschichten sind es eigentlich, die Großstadtmythen
wirklich ausmachen. Doch genau von diesen findet sich erstaunlich wenig. AIDS-Spritzen auf Kinosesseln, Verarbeitung von Blut in Schokolade oder die in der Kanalisation lebenden Krokodile tauchen auf, aber andere sehr bekannte und eben typische Mythen, die man von einem solchen Lexikon erwarten kann, eben nicht.
Stattdessen findet der Leser zahlreiche Geschichten, die zum konspirativen Weltverschwörungsdenken gehören, mit Großstadtmythen jedoch sehr wenig zu tun haben.
Hinzu kommt, dass nicht wenige der aufgeführten Fälle fragliche Mythen sind. Es sind unwahrscheinliche Dinge und Gerüchte, denen man ungläubig gegenüber steht, doch eine definitive Entlarvung der Geschichte als falsch gibt es überhaupt nicht. Immerhin war der Autor so fair, dies dann zumindest auch so anzugeben.
Manche angeblichen Mythen hingegen sind nicht einmal welche. Dass Ozzy Osbourne einer Fledermaus mal den Kopf abgebissen hat, ist eine bekannte Tatsache und wird auch als solche aufgeführt. Da stellen sich dem Leser jedoch gleich zwei Fragen zugleich: Was hat eine definitiv wahre Geschichte in diesem Lexikon zu suchen? Und warum wurden überhaupt Gerüchte und Klatschgeschichten über und von Prominenten aufgenommen?
Nein, das Buch weiß bei aller Übersichtlichkeit wirklich nicht zu überzeugen. Zu viele Mythen sind völlig am Thema vorbei, sehr bekannte hingegen wurden ausgelassen. Es entsteht der Eindruck, dass der Autor einfach dieses Buch herausbringen wollte - wie auch immer man es nennen würde.
Insgesamt eine hübsche Sammlung Geschichten, die unterhaltsam und übersichtlich strukturiert ist. Das Thema wurde jedoch größtenteils verfehlt.
Wer sich allerdings auch dafür interessiert, ob Jennifer Lopez Hinterteil wirklich in Millionenhöhe versichert ist, leistet sich trotzdem nicht unbedingt einen Fehlkauf.