Gesamt |
|
Anspruch | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Spannung | |
Jean-Baptist Grenouille ist der Sohn einer Verkäuferin auf einem Fischmarkt. Sie hatte schon vor ihm mehrere Kinder, doch keines wurde wirklich alt, die meisten starben sehr früh nach der Geburt, die anderen währenddessen. Grenouille jedoch überlebt, durch einen Zufall. Er fällt in einen Haufen Dreck, Abfall und Kot und fängt an zu schreien.
Seine Mutter wird verhaftet, weil sie dem Kind jeglichen Beistand versagt und es hätte sterben lassen. Also kommt Grenouille in ein Waisenheim. Die einzelnen Stationen, die er dann durchläuft sind vielzahlig, jedenfalls bereitet er allen einen Ekel. Er trinkt soviel Milch, das keine Amme es sich erlauben kann, ihn zu säugen. Er ist hässlich und das schlimmste ist, er hat keinen Geruch.
Grenouille riecht nicht, hat einen verkrüppelten Fuß und schreckt die Leute ab. Aber er ist sehr zäh. So kommt er schließlich zu einem Gerber und muss dort die niedersten Arbeiten vollrichten. Schließlich erleidet er jedoch eine tödliche Krankheit, übersteht sie aber und ist nun gegen diese Immunisiert. Dies macht ihn wichtig für seinen Chef, der Grenouille nun auch dann arbeiten lassen kann, wenn dieser offene Wunden hat, denn eigentlich ist dies ein zu hohes Infektionsrisiko, doch Grenouille ist ja immunisiert.
Grenouille hat keinen eigenen Geruch, aber den Primat unter seinen Sinn, nimmt der olfaktorische ein, entgegen des visuellen Sinns, wie ihn der Mensch normalerweise hauptsächlich verwendet. So wie andere Menschen durch die visuelle Wahrnehmung Dinge sehen und in ihren Einzelheiten erfassen, schafft es Grenouille dies durch riechen. Seine Augen braucht er nicht, die Nase reicht ihm aus. Seine Nase ist so fein, dass er kleinste Duftnuancen, die andere Menschen nicht einmal riechen würden, sogar unterscheiden kann.
Als Folge fängt Grenouille an Düfte zu sammeln, in seinem Kopf. Dazu ist Paris gewiss die richtige Stadt.
Eines Tages riecht er einen unvergleichlichen Geruch, den schönsten, so findet er, den er je gerochen hatte. Er folgt dem Duft und stellt fest, dass dieser von einem jungen Mädchen ausgeht. Grenouille will diesen Duft besitzen und tötet das Mädchen. Fortan lebt dieser Duft in ihm weiter.
Aber dies kann nicht alles sein. Grenouille möchte diesen Duft nicht nur im Geist besitzen, so beschließt er bei einem Parfumeuer in die Lehre zu gehen, um seinen, den schönsten Duft der Welt, zu kreieren. Nur durch seine enorm feine Nase, die beste der Welt, schafft er es, als Lehrling angenommen zu werden. Nun versucht er alles zu erlernen was er braucht, um den perfekten Duft, das perfekte Parfum, zu erschaffen. Es gibt jedoch Grenzen und diese bringen Grenouille dazu sterbenskrank zu werden. Doch woanders soll man das nötige Wissen haben, diese Grenzen zu überwinden.
Grenouille verlässt also Paris, stellt jedoch seinen Ekel vor den Menschen fest und lebt fortan in der Einsamkeit. Nur die Düfte in seinem Kopf begleiten ihn noch, mehr gibt es nicht um ihn herum. Doch nachdem er feststellt, dass er selbst keinen Geruch hat, zieht es ihn wieder zu den Menschen, aus Angst davor zu nicht zu wissen, wer er ist.
In Grasse schafft es Grenouille die perfekte Täuschung zu schaffen, die ihn wie einen Menschen riechen lässt, doch zugleich riecht er den wirklich besten Duft den er jemals gerochen hat. Wieder ist es ein junges Mädchen und Grenouille will warten bis ihr Duft reif ist, bevor er aus diesem das perfekte Parfum macht. Ihm geht jedoch auf, dass Duft flüchtig ist, so braucht er eine Trägersubstanz und sind andere Gerüche, von anderen Mädchen.
Die Jagd nach den Düften der Mädchen beginnt und damit auch eine Mordserie.
Ein sehr genialer Roman um einen sehr besonderen Mörder, der im achtzehnten Jahrhundert spielt. Eindrucksvoll sind nicht nur die Person Grenouille und sein Empfinden beschrieben, sondern alle im Buch auftauchenden, wichtigen Personen. Dabei gibt es jedoch zahlreiche Wendungen, die nicht erwartet werden.
Zentral sind nicht die Morde im Buch, sondern die Person Grenouille, die sehr besonders ist und als jemand außerhalb der menschlichen Gemeinschaft bezeichnet werden kann. Grenouille nimmt nicht wahr wie andere Menschen und er verhält sich nicht wie sie. Zusätzlich unterscheidet er sich von ihnen eklatant, denn jeder Mensch hat seinen eigenen, individuellen Geruch, nur Grenouille nicht.
Es geht in diesem Buch um die Selbstfindung des Grenouilles, um Täuschung und schließlich auch um Hass, Ekel und Versagen.
Stilistisch ist das Buch hervorragend geschrieben und inhaltlich stark ausgearbeitet. Das Vorgehen der Parfumeure wird ausführlich dargestellt, aber nicht ausführlicher als es für diesen Roman nötig und interessant ist. Hinzu kommt das Patrick Süskind einen, der beschriebenen Zeit, adäquaten Schreibstil verwendet und es versteht sich nüchtern und dennoch nicht rein sachlich auszudrücken. Man kann ihm gewiss keinen Standartschreibstil zuschreiben, ziehen sich doch teilweise die Sätze über eine halbe Seite hin, sind aber dennoch keine unverständlichen Satzmonster, sondern harmonieren mit dem was beschrieben wird. Aus dem ganzen Stil geht die Dynamik und Stimmung genauestens hervor.
Ein sehr guter und auch passender Stil, der dem Inhalt einen weiteren Tiefgang verleiht und neben einer herausragenden stilistischen Form auch eine ganz eigene, spürbare Stimmung verleiht.
Ein sehr zu empfehlender, an einigen Stellen leicht brutaler Roman, der, entgegen des Untertitels des Romans, weniger mit Mord zu tun hat, als mit einer Person, die auch mordet. Ein hervorragend gelungenes und eindrucksvolles Porträt, einer eindrucksvollen Person. Schriftstellerisch eine wirkliche Meisterleistung.