Ava hat viel zu verarbeiten. Also zieht sich die Kochbuchautorin in eine alte Villa an der Küste von Maine zurück und sucht dort nach innerem Frieden und Ideen für ihr neues Buch. Doch von Anfang drängt sich ihr der Eindruck auf, dass mit dem Haus etwas nicht stimmt. Sie spürt eine unheimliche, fremde Präsenz. Bald glaubt sie, eine mysteriöse Gestalt in ihrem Schlafzimmer wahrzunehmen.

Im Ort hört sie geheimnisvolle Geschichten über den Erstbesitzer des Hauses, einen Kapitän, der nach einem Schiffsunglück ertrunken ist, und den Tod von Frauen im Zusammenhang mit dem Haus. Auf einmal erscheint die plötzliche Abreise ihrer Vormieterin, die wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint, in einem ganz neuen und bedrohlichen Licht.

Ihre Recherchen bringen Ava einem gefährlichen Geheimnis sehr nahe, doch begreift sie lange nicht, woher die Gefahr wirklich rührt. Und so ist, ohne dass sie es zunächst weiß, ihr Leben bedroht.

Ein Haus, in dem rätselhafte Vorgänge an der Tagesordnung sind, eine Frau, die mit ihren Schuldgefühlen, Sehnsüchten und ihrem exzessiven Alkoholkonsum nicht klarkommt, ein eigenartiger Todesfall und der Geist eines auf See ertrunkenen Kapitäns aus dem 19. Jahrhundert: das sind die Zutaten für "Das Schattenhaus", ein wenig gewürzt mit blässlichen "shades of grey", Lokalkolorit und Kulinarik.

Klingt nicht so richtig nach Thriller? Tatsächlich gerät das kriminalistische Element, das neben der "tension" an sich typisch ist für Thriller, völlig in den Hintergrund, und der Ausgang lässt sich leicht und frühzeitig erraten. Tess Gerritsen konnte das schon besser. Viel besser. Es geht ihr offensichtlich primär um die Geistergeschichte, die sich immer mehr nach vorne drängt. Sogar Geisterjäger haben ihren Auftritt, nachdem Ava ihrem Kapitänsgeist längst hörig geworden ist.

Wer Grusel und Spuk und softes BDSM mit leichtem Krimieinschlag mag, kann "Das Schattenhaus" ohne Bedenken kaufen. Wirkliche Spannung kommt allerdings kaum einmal auf. Die Figur Ava mit ihrer Mischung aus Selbsthass und hilflosem Selbstmitleid, mit ihrem Alkoholproblem und der Unfähigkeit, sich ihren Gespenstern – abgesehen von dem Geist aus dem Spukhaus – zu stellen, wirkt nicht gerade sympathisch, sie agiert oft geradezu dämlich und irrational. Auch die anderen Charaktere lassen sich nicht gut greifen. Das macht das Buch und somit auch das Hörbuch nicht besser. Anna Thalbach als Sprecherin tut zwar alles, um der Vorlage Leben und Spannung einzuhauchen und die Figuren herauszuarbeiten, doch die Story verbessern kann sie nicht.

Zwei bis drei Sterne für Hörer, die erotisch angehauchte Spukgeschichten mit einer nebenher laufenden Krimihandlung mögen. Einen Stern für Hörer, die einen klassischen Thriller erwarten.

Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.