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Das Mädchen liegt im Bett des Krankenhauses und fühlt ihn. Er ist in ihrem Kopf, versucht sie zu vernichten. Aber sie ist stärker, widersteht ihm und versucht ihn aufzuhalten.Der Kommissar ist sich sicher, dass das Mädchen in Gefahr ist. Der Mann, der versuchte sie zu ermorden tat dies ohne jeden Grund. Genau wie die anderen Selbstmörder schlitzte er sich nach dem missglückten Anschlag die Halsschlagader auf und verblutete. Es muss eine übernatürliche Ursache haben, was hier geschieht. Der Kommissar und seine Mitarbeiter sind sich sicher. Er geht sogar soweit, eine Parapsychologin hinzuzuziehen. Er geht mit ihr zu dem Hochhaustrakt. Doch vor dem Eingang zum Gelände bleibt die Frau stehen und beginnt zu schwitzen. Sie schwankt, muss sich festhalten. Sie wendet sich ab und geht. Ihr Entsetzten ist groß und die einzige Antwort, die sie dem Kommissar geben kann ist eine Warnung: "Achten sie auf das Mädchen, sie ist in Gefahr!".
Der Betrunkene nimmt die Pistole, die auf ihn zuschwebt und geht in Richtung Krankenhaus. Dem Kind, das auf ihn zukommt, schießt er in den Kopf. Er sucht das Mädchen. Findet es, doch kein Schuss löst sich. Sein Sohn kommt ins Zimmer, er will das Mädchen besuchen. Der Betrunkene erschießt seinen Sohn. Auch dem riesigen, debilen Freund aller Kinder der Siedlung, der im Gang auf ihn zukommt, schießt er in die Brust.Die Polizei findet durch Zufall in einer Wohnung sämtliche Gegenstände, die in den Zimmern der Selbstmörder fehlten. Spielzeug, Schmuck, Kleidungsstücke, Kram liegt überall verstreut. Der Mieter muss irgendetwas mit den Vorfällen zu tun haben, aber was? Die Polizei steht vor einem unlösbaren Problem. Sachlich gibt es keinen Zusammenhang, die Selbstmörder sind eindeutig ohne dass irgendeine andere Person dabei gewesen sein kann vom Dach des Hauses gesprungen. Der Betrunkene hat ohne sichtbares Zutun einer weiteren Person mit der Waffe um sich geschossen. Nichts deutet auf ein Verbrechen hin. Und doch, es geht etwas vor in dieser Hochhaussiedlung. Irgendeinen Einfluss scheint der Mann, dem die Wohnung gehört, auszuüben. Und das Mädchen scheint ihm im Wege zu stehen.
Überall in den Mietwohnungen des Hochhauses öffnen sich die Gashähne. Er schwebt über dem Dach und kichert. Das Mädchen versucht verzweifelt herauszufinden, wo das Gas ausströmt. Alle Fensterscheiben zerbersten gleichzeitig. Ein Inferno steht kurz bevor.1983 erschien bei Mash-Room Co. Ltd. ein Buch, das Comicgeschichte schrieb. Es gilt auch heute noch als der beste "Otomo", den es je gab. Der berühmte japanische Manga- und Comic-Kreateur erfand mit diesem Band ein neues Genre. Er verband mystische Elemente der japanischen Sagenwelt mit dem Realismus moderner Comic-Zeichnungen. Sein Werk sprach eindeutig Erwachsene an, Gewalt und unterschwellige Bosheit seiner Geschichte sind eindeutig nicht für Jugendliche geeignet.
1994 erschien der zweite Band der Trilogie "Das Selbstmordparadies" bei Alpha-Comic. Der schwarz gelackten Einband des übergroßen Comic-Heftes, das Original war etwa von halber Größe, zeigt einen Mann der durch eine zerbrechende Glasscheibe stürmt. Sein Gesicht ist verzerrt und wütend. Er hat eine Pistole in der Hand. Hier wird ein anderer Weg beschritten als im ersten Band. Wurde dort vor dem grauen Hochhaustrakt eine irre, bunte Gestalt abgebildet und damit die Fremdartigkeit der Vorgänge symbolisiert, ist das Cover des zweiten Bandes martialisch und plakativ.
Dies vermittelt jedoch ein exaktes Bild des Inhaltes. Die mystische Tiefe, die unterschwellige Gefahr und ungenannte psychische Einflussnahme des Täters weicht einem Gefecht. Viel Action, wenig Tiefgang wäre eine knappe Zusammenfassung dieses Teils. Er ist damit deutlich schwächer als der ersten Teil und weist einen flachen Spannungsbogen auf. Seitenlang verfolgt der Betrachter nun den Amoklauf eines Mannes und sein zerstörerischer Vernichtungsfeldzug, an Grausamkeit und Gnadenlosigkeit kaum zu überbieten, liegt meilenweit von der psychologisch fundierten Geschichte, die Otomo im ersten Teil erzählt, entfernt.
Hier erweist sich die Ausgabe dieses Mangas als Trilogie als größte Schwäche. In einem Band betrachtet, würde sich hier ein actionreicher Mittelteil ergeben, der überleitet zum großen Finale. Hier aber, als eigenständiger Comic, als zweiter Band, scheint die Geschichte wie abgeschnitten und plötzlich nur auf Action ausgerichtet.
Zwar bleibt die Federführung Otomos grandios, die Charaktere interessant und die Magie der Geschichte fühlbar, aber durch die Bekanntheit von Täter und der klarer werdenden Rolle des Mädchens beraubt sich Otomo des grundlegenden Spannungsmomentes, der den ersten Teil beherrschte. Hier ist nicht mehr die Unerklärlichkeit der Vorfälle Thema, sondern ein Duell. Ein Psychoduell zweier,in diesem Stadium, gleichwertiger Gegner.
Fazit: Der zweite Teil dieser Trilogie schwächelt etwas. Trotz der Meisterhaftigkeit Otomos, übernatürliche Kräfte fast sichtbar werden zu lassen und seiner unnachahmlichen Zeichenkunst vermag dieser Band nicht zu fesseln. Er ist mehr ein Übergang und eine Vorbereitung auf das große Finale. Als Serienteil ist dieser Band unverzichtbar, als Einzelband eher schwach.