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Mitten im Flammeninferno steht das Mädchen. Es ist wütend auf den alten Mann und verfolgt ihn. Der weicht entsetzt zurück. Zum ersten Mal ist es für ihn kein Spiel mehr, zum ersten Mal trifft er auf einen Willen, der dem seinen überlegen scheint. Er flieht.Die Polizei versucht in aller Hast die Menschen aus dem Gefahrenbereich zu bringen und zu evakuieren. Niemand scheint mehr in der Flammenhölle zu sein. Unerklärlich, wie es dazu kommen konnte. Reporter und Öffentlichkeit halten den Betrunkenen, der wie wild um sich geschossen hat, für den Schuldigen. Sie wollen die Vorfälle endlich einem Verursacher zuschieben können.
Das Mädchen hat den alten Mann gestellt. Er weiß keinen Ausweg mehr und kann sich vor lauter Panik und Angst nicht mehr wehren. Da ruft die Mutter des Mädchens voller Glück nach ihrer Tochter. Sie schließt sie in die Arme. Der Alte flieht, entkommt dem geistigen Bann des Kindes.Die Pressekonferenz wird zu einem Tribunal. Die Journalisten wollen keine Ausflüchte mehr hören, wollen nicht mit nichtssagenden Floskeln abgespeist werden. Sie wollen Antworten, die ihnen der leitende Kommissar nicht geben kann, nicht geben will.
Der alte Mann sitzt auf einer Bank und träumt vor sich hin. Sein Entsetzten ist unbeschreiblich, als er das Mädchen in seinem Kopf fühlt. Es beginnt ein geistiger Kampf, der in der Umgebung des Mannes und der des Kindes Risse im Boden und verbogene Stahlstangen zurücklässt.1983 erschien bei Mash-Room Co. Ltd. ein Buch, das Comicgeschichte schrieb. Es gilt auch heute noch als der beste "Otomo", den es je gab. Der berühmte japanische Manga- und Comic-Kreateur erfand mit diesem Band ein neues Genre. Er verband mystische Elemente der japanischen Sagenwelt mit dem Realismus moderner Comic-Zeichnungen. Sein Werk sprach eindeutig Erwachsene an, Gewalt und unterschwellige Bosheit seiner Geschichte sind eindeutig nicht für Jugendliche geeignet.
1995 erschien der dritte Band der Trilogie "Das Selbstmordparadies" bei Alpha-Comic. Der schwarze Einband mit dem Kopf des Mädchens, den Betrachter starr anschauend, passt hervorragend zum Inhalt und der Kernaussage dieses finalen Teils.
Der dritte Teil beginnt leider sehr martialisch. Wie eine Action-Folge einer billigen TV-Serie vermitteln die Bilder Otomos die entsprechenden Schwenks und Kamerafahrten. Doch das ändert sich schnell. Die Geschichte beginnt zu einem Psychoduell zweier völlig unterschiedlicher Menschen zu werden. Ihr "Kampf", völlig lautlos und nur in den Köpfen der beiden Protagonisten stattfindend - bis auf die sekundären Einflüsse auf Gegenstände in ihrer Nähe, die sich der enormen kinetischen Energie beugen -, wird von Otomo derart faszinierend und mitreißend in Szene gesetzt, dass man sich mitten in der Handlung wähnt.
Der dritte Band ist - bis auf den eher schwachen Beginn - eine wirkliche Krönung der Trilogie und um Längen besser als der Mittelteil.
Fazit: Wer Otomo nur von seinem erfolgreichsten und bekanntesten Werk, "Akira", kennt, sollte "Das Selbstmordparadies" lesen. Wer ihn nicht kennt und den Mythos Otomo kennen lernen will, sollte genau hier beginnen. Denn ganz anders als im lauten und krassen Akira, der mit Gewalt und Lärm, Schockeffekten und peitschendem Tempo für Furore, aber auch für Stirnrunzeln sorgt, wird hier leise und beinahe vorsichtig ein Unbehagen erzeugt, das seinesgleichen sucht. In meinen Augen ist "Domu (deutsch "Das Selbstmordparadies") um Längen besser, weil subtiler als Akira.. Schauen sie sich diesen Comic ruhig einmal an, ich war und bin fasziniert von der Kunst Otomos, die hier bereits perfekt erscheint.