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In einer dunklen Herbstnacht wird Nanna, 19 Jahre alt, bereits seit Tagen missbraucht und gequält, von ihrem Peiniger durch einen Wald gehetzt. Es bereitet ihm offensichtlich sadistische Freude, sie wie ein verwundetes Stück Wild allmählich zur Strecke zu bringen.
Tage später taucht Nannas Leiche in einem versenkten Transporter in einem nahen Kanal auf, nachdem ein blutiges Top die Polizei auf ihre Spur gebracht hat. Der unglaubliche Sadismus der Tat – Nanna lebte nachweislich noch, als sie mitsamt dem Auto im Kanal unterging – lässt Kommissarin Sarah Lund vergessen, dass sie eigentlich ihren letzten Diensttag in Kopenhagen hat und mit Lebensgefährte und Kind nach Schweden ziehen möchte. Störrisch und ohne Rücksicht auf Konventionen und Befindlichkeiten nimmt sie ihre Ermittlungen auf, die sie bald auch ins Kopenhagener Rathaus führen, wo unerbittlich um das Amt des Oberbürgermeisters gekämpft wird, denn die Wahlen stehen kurz bevor und zwei Konkurrenten sind gleichauf. Nanna wurde in einem Wagen gefunden, der zum Fuhrpark des liberalen Kandidaten gehört. Eine Schlammschlacht sondergleichen bricht aus, die erwartungsgemäß einige Kollateralschäden erzeugt. Auch Kommissarin Lunds berufliches und privates Leben gerät völlig aus den Fugen; recht haben allein genügt nicht, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, wie sie schmerzlich erfahren muss - und nicht immer stürzt eine Wand ein, wenn sie mit dem Kopf dagegen anrennt.
Aber Lund möchte, dass die grausame Tat gesühnt wird, wiewohl das Bild, das der Hörer wie auch sie von der jungen und scheinbar behüteten Nanna erhält, zunehmend Risse erhält.
2008 war es eine Fernsehserie mit einem Drehbuch von Søren Sveistrup ein großer Erfolg im ZDF. Es war der englische Erfolgsautor David Hewson, der den Stoff schließlich in einen Roman umwandelte und sich dabei eng an der Vorlage von Sveistrup orientierte. Hierzu ist nun auch ein Hörbuch erschienen, das von der Schauspielerin Anneke Kim Sarnau exzellent gelesen ist, was bereits an dieser Stelle erwähnt sei. Sarnau versteht es, die Spannung aufzubauen und zu halten, was sich nicht immer als einfach erweist. Denn es ist mindestens so schwierig, aus einem herausragenden Film ein gutes Buch zu machen, wie umgekehrt. So hat "Das Verbrechen" eine Menge Schwachstellen, es droht langatmig zu werden, zu komplex, deutlich zu emotional und sich zu sehr in Details sowie Nebenschauplätzen zu verlieren. Dadurch droht der rote Faden abhandenzukommen, zumal sich allzu viele Verdächtige und die Ermittlungen behindernde Personen dominant im Buch tummeln. Anneke Kim Sarnau gelingt es, nicht zuletzt durch das perfekte Eintauchen in die vielen Rollen zur Übersichtlichkeit beizutragen. Sie kann jedoch nichts daran ändern, dass einige Protagonisten, letztlich auch Kommissarin Lund, stellenweise überzogen und nicht recht authentisch agieren und reagieren, sodass die Handlung manchmal etwas erzwungen wirkt.
Insgesamt geht von der Story jedoch eine enorme Faszination aus, zumal sich darin tiefe Abgründe zeigen. Auch im Bereich der Politiker, die notfalls über Leichen – nicht nur Nannas – gehen würden, um ihre Umtriebe zu kaschieren, gerade im Vorfeld einer wichtigen Wahl.
Die acht CDs werden in einer schön aufgemachten Kartonschachtel, jeweils in einer Kunststoffhülle, zusammen mit einem informativen, knappen Booklet geliefert.
Spannender Krimi, von Anneke Kim Sarnau großartig gelesen; trotz einiger Schwächen durchaus lohnend!
Eine Hörprobe wird auf der
Verlagsseite zum Buch angeboten.