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Wenn ein Buch annähernd fünfzig Jahre alt ist, muss es schon außergewöhnlich sein, wenn es uns heute noch interessieren kann. Friedrich Dürrenmatt, einer der ganz großen deutschsprachigen Schriftsteller, hat 1958 "Das Versprechen" veröffentlicht - bekannt ist die Handlung heute nicht nur aus dem gleichnamigen Film von Sean Penn und mit Jack Nicholson, sondern noch mehr aus dem deutschen Filmklassiker "Es geschah am helllichten Tag" mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe. Dieser Stoff klingt nun auch als Hörbuch, gelesen von Schauspielerurgestein Hans Korte.
Der Erzähler spricht irgendwo im schweizerischen Hinterland über das Schreiben von Kriminalromanen und wird am nächsten Morgen von einem alten Polizei-Kommandanten mit zurück nach Zürich genommen, der vehement den Kriminalroman angreift, und als Gegenbeispiel bringt er die Geschichte von seinem besten Mann, dem Komissär Matthäi. Der sollte eigentlich nach Jordanien gehen, um dort die Polizei auf Vordermann zu bringen, doch macht er an seinem letzten Arbeitstag bei der Kantonspolizei ein folgenschweres und titelgebendes Versprechen. Er verspricht den Eltern des ermordeten kleinen Gritli Moser, dass er dessen Mörder finden wird.
Matthäis Nachfolger glaubt in dem Hausierer, der das tote Mädchen entdeckte, den Mörder gefunden zu haben, und nach zwanzig Stunden Verhör gesteht dieser auch, nur um sich bald zu erhängen. Damit scheint der Fall gelöst, doch Matthäi hat Zweifel, und als er auf dem Flughafen ankommt, dort viele kleine Kinder sieht, ändert sich sein ganzes Leben. Er lässt den Job in Jordanien Job sein und begibt sich auf die Suche nach dem wirklichen Mörder.
Da er nicht mehr im Polizeidienst ist, sucht er sich eine andere Arbeit, und die mit Bedacht. Er übernimmt eine Tankstelle, eine, die an der Straße liegt, die der Mörder vermutlich nehmen muss. Er geht noch viel weiter und engagiert eine mehr oder weniger ehemalige Prostituierte, die ein Kind hat, das genauso aussieht wie Gritli Moser. Dann legt er sich auf die Lauer ...
So richtig spannend kann eine Geschichte nicht sein, die schon ins Kollektivgedächtnis eingegangen ist - man weiß halt, was passiert. Aber die kunstvolle Sprache, die Härte, aber auch der Witz Dürrenmatts machen diesen kleinen, recht kurzen Roman zu einem ganz großen.
Zusätzlich ist da ja noch die knorrige Stimme von Hans Korte. Der Grimme-Preisträger liest mit so viel Ausdruckskraft, mit so viel Liebe zur Sprache, dass auch ein viel schwächeres Buch ein Erlebnis geworden wäre. So aber ist das mit vier CDs recht kurze Hörbuch ein fast ungetrübter Genuss - allein ein paar Stellen, die die philosophischen Ergüsse des Polizeikommandanten wiedergeben, sind während des Hörens nicht so ganz zu entschlüsseln. Das schmälert aber den Genuss nicht. Ein großartiges Hörbuch, nicht nur für Schüler, die den Roman als Lektüre lesen müssen. Korte liest zum Niederknien.