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Was für ein Rennen! Die Ruderer des amerikanischen Achters gewannen 1936 die olympische Goldmedaille in Berlin und die USA standen Kopf! Neun junge Männer, aus einfachen Verhältnissen hatten es geschafft und sich gegen ihre Konkurrenten durchgesetzt. Der Weg zur Medaille war für sie lang und entbehrungsreich gewesen und sie sollten sich ein Leben lang daran erinnern, welche Bedeutung das Rennen und die Jahre harter Arbeit zuvor für sie hatten. Autor Daniel James Brown traf einen von ihnen, Joe Rantz und diese Begegnung war für ihn Grund, die Geschichte des amerikanischen Achters zu erzählen.
Rudern, das klingt als Geschichte für ein Buch erstmal so gar nicht interessant, da ändert auch der Untertitel "Wie neun Ruderer die Nazis in die Knie zwangen" nicht viel, zumal er hier einfach nicht passt. Joe Rantz und seine Kameraden fingen nicht mit dem Sport an, um einen politischen Gegner zu besiegen, sie waren ganz einfach bitterarm und hofften, durch den Sport auf der Universität bleiben zu können, da sie in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise sonst keine Möglichkeit gehabt hätten, zu studieren.
Ein Glücksfall für dieses Buch ist es, dass Autor Daniel James Brown dem Ruderer Joe Rantz begegnete und ihn seine Geschichte erzählen ließ. So bleibt die Handlung auch größtenteils bei Rantz, seiner Kindheit und Jugend und den Jahren des Trainings, die ihn und seine Freunde prägen sollte. Ab und zu nur werden kurze Kapitel eingeschoben, die erklären, was zeitgleich in Berlin geschieht, in dem die Olympischen Spiele für das Jahr 1936 geplant werden. Diese sind vergleichsweise uninteressant, da das Buch eindeutig von Rantz' Erinnerungen lebt.
Seine Kindheitsjahre waren von Armut geprägt, aber glücklich, was sich mit dem Tod seiner Mutter ändern sollte. Von der zweiten Frau seines Vaters abgelehnt, war der Junge sich größtenteils selbst überlassen, bis zur völligen Vernachlässigung im Alter von fünfzehn Jahren, als er von der Familie zurückgelassen wurde. Hier schafft es Autor Daniel James Brown, mit wenigen, zurückhaltenden Worten einen Eindruck vom Leben des Jungen zu erzeugen, der den Zuschauer in seinen Bann zieht und ihn fasziniert.
In all der Zeit lernt und kämpft der Junge mit den Umständen, verliebt sich und findet seinen Platz im Leben. An Politik denkt er dabei nicht und die wenigen Einblicke, die der Autor in das Leben der anderen Sportler gewährt, zeigen, dass es ihnen da nicht anders ging. Ob sie Holz fällen mussten, um das Schulgeld zu verdienen, oder Pilze suchten, um überhaupt etwas zu essen zu haben, ihre Sorgen waren weit profaner als das hehre Ziel, Rassisten in die Knie zu zwingen, was der Spannung keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, es ist nahezu unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen, denn die Geschichte um die Crew des amerikanischen Achters ist spannend, bewegend und ein fantastisches Stück Zeitgeschichte, das es zu lesen lohnt.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite erhältlich.