Kommen neue Bücher zum D&D-Multiversum heraus, dann gibt es hier einen neuen Zauber und dort auch, und selbst bei manchen Abenteuern gibt es zufällig noch einen neu erfundenen magischen Spruch irgendeines bösen Gegners. Den Überblick zu behalten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Im englischsprachigen Raum, wo D&D noch größer ist, noch viel mehr Literatur veröffentlicht wird und sich auch noch Magazine und ähnliches mit D&D-Regelerweiterungen schmücken, gibt es auch noch jede Menge Zauber, die dem Dragon Magazine entstammen. So sind nun alle denkbaren und eine Menge undenkbarer dieser gesammelt im "Zauberkompendium" erschienen. Über tausend mehr oder weniger neue Zauber, die die Herzen aller Magieanwenderspieler höher schlagen lassen werden.

"Das Zauberkompendium" beinhaltet eine Menge Zauber, die man schon kennen kann, wenn man alle D&D-Produkte liest. Da gibt es welche aus dem Kampagnenset zu den "Vergessenen Reichen", dem "Spielerhandbuch Faerûn" und aus der "Magie Faerûns", dazu kommen Zauber aus dem "Buch des Glaubens", dem "Buch des Arkanen" und den weiteren Büchern dieser Reihe. Der große Vorteil ist hier nur die Ballung der Zauber, und viele faerûnische haben einen neuen Namen bekommen, sodass sie nicht mehr auf Aganazzar oder Elminster zurückgehen müssen. Allerdings klingt "Aganazzars flammender Strahl" irgendwie besser als "Versengen".

Die Beschreibungen der Zauber funktionieren wie gewohnt, allerdings gibt es als Vorteil zu denen des Spielerhandbuchs immer auch eine Beschreibung, wie ein Zauber aussehen oder sich anhören kann. Ähnliches kennt man schon aus dem Psi-Handbuch, und es ist eine klare Hilfe, um eine schöne magische Atmosphäre zu zaubern.

Insgesamt überwiegen die Magier- und Hexenmeisterzauber, aber es gibt auch für alle anderen magiekundigen Klassen eine Menge neuer Sachen. Besonders Druiden, Waldläufer und Paladine können hier sehr profitieren, der Druide vielleicht sogar mehr als die Magier und Hexenmeister, die ja eh schon eine gewaltige Menge an Zaubern auf ihren Listen haben. Unter den Magier- und Hexenmeisterzaubern dominieren die Hervorrufungen und Beschwörungen: Alles, wo richtig viel passiert, wo es knallt und zischt, also quasi wie im Chemieunterricht. Bannzauber, Illusionen und Bezauberungen kommen wenig vor, die fiese Nekromantie ist da schon eher im Programm.

Und was es nicht alles gibt. Paladine können ihr besonderes Reittier vor einen gewichtslosen Streitwagen spannen - muss besonders bei Halblingspaladinen samt Reithund apart aussehen; Magier lassen Gewitterwölkchen um die Köpfe ihrer Gegner kreisen und sie langsam mit Miniblitzen piesacken; Kleriker lassen Streitäxte aus Eis in ihren Händen entstehen; und Druiden spielen Orkan, in dem sie Bruchholz auf ihre Gegner herabregnen lassen. Von kleinen Zaubereien bis zu äußerst mächtigen arkanen Taten und gewaltigen Wundern geht das Spektrum des Kompendiums.

Neben den sehr hilfreichen Beschreibungen gibt es zusätzlich noch eine ganze Menge Illustrationen, die den einen oder anderen Zauber verdeutlichen - diese Illustrationen sind - wie bei D&D üblich - von sehr großer Qualität. Auch die sonstige Aufmachung, das sehr gut gelungene Cover, das stabile Äußere, ist über jede Klage erhaben. Allenfalls das Korrektorat hat ein paar Tippfehler durchgehen lassen.

Über die Notwendigkeit von noch mehr Zaubern kann man ganz sicher immer diskutieren. Aber letztlich ist es ja vor allem eine größere Auswahl, unter der die Spielercharaktere beim Lernen auswählen können. Druiden und Kleriker, die immer alle Zauber ihrer Liste prinzipiell können, sollten hier ein bisschen ferngehalten werden, sollten nur eine begrenzte Anzahl der neuen Zauber in ihr Repertoire übernehmen dürfen, denn sonst werden insbesondere Druiden, die jede Menge mystische Kräfte hinzubekommen, geradezu übermächtig. Spieler und Spielleiter, die viel auf Magie setzen, werden an diesem Buch nicht vorbeikommen. Vor allem, weil es auch die Spielbarkeit stark erhöht, muss man doch die neuen Zauber nicht mehr aus zig Büchern zusammensuchen.