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Wieder so ein Morgen zum aus der Haut fahren. Alexander könnte vor Wut heulen. Seine Mutter nörgelt ohne Unterlass, seine Schwester ist ein richtiges kleines, verlogenes Biest und die ganze Welt scheint sich gegen ihn verschworen zu haben.
So verzweifelt und wütend war Alexander schon lange nicht mehr. Er setzt sich an seinen Schreibtisch und malt eine furchterregende Gestalt. Das Geschöpf sieht aus wie ein Gespenst mit langer Hakennase, zwei roten Hörnern wie ein kleiner Teufel, einem scharfen, langen Schwert und einem Zauberstab. Eine Augenbinde und kleine, nadelscharfe Vampirzähne, die in den Mundwinkeln hervorragen, dürfen nicht fehlen. Ach wäre das schön, wenn man seine Wut nicht immer herunterschlucken müsste.
Da spricht plötzlich jemand mit ihm. Mit lauter, schnarrender Stimme scheint die von ihm gemalte Gestalt mit ihm reden zu wollen. Alexander sitzt ganz erstarrt auf seinem Stuhl und lauscht entsetzt und fasziniert diesem Wesen.
Das "Zornickel" erklärt Alexander, wie er ihn lebendig machen kann. Ein einfacher Zauberspruch und er steigt von dem Blatt und wird zu einem wirklichen, fürchterlichen Zornickel. Alexander ist begeistert und schon steht dieses "Ding" vor ihm. Als seine Mutter, wie fast jeden Tag motzend und schimpfend in sein Zimmer kommt, wird Alexander wütend. Und je wütender er wird, desto größer wird das Zornickel. Als es fast die Zimmerdecke erreicht, sagt er Alexanders Mutter gehörig die Meinung. Alles, was der Junge sich nie zu sagen traut, schleudert er ihr entgegen. Blass, zitternd, entsetzt und geschockt rennt Alexanders Mutter aus dem Zimmer.
Von nun an, so denkt Alexander, wird ihm niemand mehr sagen, was er zu tun hat und er wird vor niemandem mehr Angst haben.
Die Geschichte von Manfred Mai, Anfang 2007 erschienen, ist kurz, lustig und erfrischend anders. In dem ebenfalls produzierten Hörspiel leiht der Karikaturist, Schauspieler und Sprecher Robert Missler dem Zornickel, Alexander und einigen weiteren Personen seine Stimme. Das macht er mit einer Verve und einem Schwung, dass es eine helle Freude ist, ihm zu lauschen. Das missmutige, wütende, ächzende, raunzende Zornickel ist wundervoll intoniert und herrlich von ihm charakterisiert. Sämtliche weiteren Personen fallen zwangsläufig dagegen ab, haben aber immer noch eine persönliche Note. Die Leistung von Robert Missler ist um so höher einzuschätzen, wenn man die eigentlich eher vorhersehbare und wenig originelle Geschichte näher betrachtet.
Bis auf den Einfall, eine gemalte Gestalt, das Zornickel, lebendig werden zu lassen, geschieht nichts, was nicht bereits oft in anderen Geschichten auftaucht. Hinzu kommt ein oft arg bevormundender, moralisierender Ton. Fast alle Details sind so deutlich ausgesprochen und werden mehrmals wiederholt. Die Botschaft, seinen Zorn, seine innere Wut nicht herunterzuschlucken, sich aber auch nicht von ihr beherrschen zu lassen, ist am Ende so überdeutlich, dass man sie nicht mehr hören will.
Auch das Verhalten des Jungen gibt kaum Anlass zur Freude. So einfach, so schnell, so simpel, wie sich hier alle Probleme erübrigen und in Luft auflösen, ist es im wirklichen Leben nicht - und das bemerken auch die kleinen Zuhörer schnell.
Sie nehmen die Geschichte als das, was sie ist. Als nettes, kleines, wenig originelles Märchen in dem eigentlich fast nicht passiert.
Doch dank Robert Missler ist dies so unterhaltsam, so lustig und so abwechslungsreich, dass man die Stunde kaum merkt, die das Hörbuch in Anspruch nimmt.
Diese Produktion ist - bei allen Schwächen der Geschichte - eine Werbung für dieses Genre und für Kinder ab sechs Jahren zu empfehlen. Es ist zwar kaum spannend, oft zu "erwachsen dahergeredet" und viele redundante Stellen mildern den Spaß, aber durch Robert Missler doch ein unterhaltsames Erlebnis, dem Zornickel zu lauschen.