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Skip und Erle, zwei Brüder aus dem friedlichen Dorf Eichenhain, beobachten gemeinsam mit ihrer Freundin Ellah den Tod eines Mannes in den gefährlichen Graslanden. Kurz bevor er stirbt, gibt er ihnen ein Päckchen und eine Botschaft mit auf den Weg, die sie dem Priester ihres Ortes überbringen sollen. Doch als die Jugendlichen wieder nach Eichenhain zurückkehren, ist der alte Priester verstorben. Sie bezweifeln, dass das ein Zufall ist, können sich die merkwürdigen Ereignisse aber nicht erklären.
Kurz darauf erreicht sie eine zweite schreckliche Nachricht. Die Schmiede des Vaters der beiden Jungen wurde niedergebrannt, aber immerhin überlebte der Vater, wenn auch verletzt und geschwächt. Er schickt die Kinder zur Ruine der Schmiede, wo sie ein edles Schwert finden, das die drei zu den mysteriösen Bewahrern in die weiße Zitadelle bringen sollen ...
Während die Kinder Eichenhain verlassen, ahnen sie nichts von den Schwierigkeiten, in denen sich das Shandorianische Reich befindet. Das Leben des alten Königs neigt sich dem Ende zu, deshalb ist ein Konzil zusammengetreten, um über dessen Nachfolge zu bestimmen. Evan Dorn, der Herzog des Reiches, soll von seinem Geburtsrecht zurücktreten, denn er hat keinen Erben mehr und keine Frau. Eigentlich macht es ihm nichts aus, seinen Anspruch aufzugeben, doch taucht plötzlich die Mutter Bewahrerin auf und erklärt ihm, dass sein Sohn, der angeblich vor siebzehn Jahren starb, noch lebt.
Autorin Anna Kashina wurde in Russland geboren, wanderte in die USA aus und hat eine Professur für Biochemie an der Universität von Pennsylvania inne. Nach "Die Sonnenwendherrin" erschien nun ihr zweiter Roman in der deutschen Übersetzung.
"Das erste Schwert" beginnt vielversprechend. Ein interessantes, gut durchdachtes Setting breitet sich vor dem Leser aus und lässt auf mehr gute Ideen hoffen. Tatsächlich gibt es davon auch einige. Kashina bedient sich zwar recht vieler Klischees, ihr Roman hat schließlich auch ein häufig verwendetes Grundthema: das Erwachsenwerden und alles, was dazu gehört - von der Liebe über die Freundschaft und den Verlust bis hin zum Übernehmen von Eigenverantwortung. Zudem wird jedem, der mit Jugendfantasy halbwegs vertraut ist, nach wenigen Kapiteln klar sein, wer sich nun als vermisster Sohn des Herzogs und potentieller Thronfolger entpuppen wird. Trotzdem bietet das Buch auch einige überraschende, von der Autorin geschickt inszenierte Wendungen und viele Details in Bezug auf die Lebewesen ihrer Welt, die Nebenfiguren und vereinzelte Handlungsstränge, die ihre Kreativität und Eigenständigkeit unter Beweis stellen.
Während die flott erzählte Handlung wenig Grund zur Kritik gibt, kann man das von vielen anderen Elementen des Romans leider nicht behaupten. Die Protagonisten sind eindimensional, austauschbar und nicht sonderlich lebendig oder sympathisch geschildert. Die von Kashina konzipierte Welt wirkt wirklich nur in den ersten Kapiteln interessant, danach vermisst man als Leser den Blick über den Tellerrand, denn es wird immer nur so viel erklärt und beleuchtet, wie es für die Handlung nötig ist. Am meisten stören Sprache und Stil der Autorin. Da quält man sich durch abgedroschene Metaphern, Wortwiederholungen und schlichte Aneinanderreihungen von abgehackten Sätzen. Wenn man dann noch die gestelzten, leblosen Dialoge liest, fragt man sich endgültig, ob die Autorin nicht doch lieber bei ihren Abhandlungen über Biochemie bleiben und das Schreiben einem anderen überlassen sollte.
"Das erste Schwert" bietet zwar eine unterhaltsame Handlung, wer aber Wert auf einen schönen Stil, facettenreiche Charaktere und eine plastische Fantasywelt legt, der wird hier enttäuscht.