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Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker "Das kleine Gespenst" ist ein vielgelesenes und überaus beliebtes Buch. Nun wurde die Geschichte um das liebenswerte Gespenst im Jahr 2005 von Kai Haferkamp zu einer Spielidee umfunktioniert - und gewann dafür den Kritikerpreis als "Kinderspiel des Jahres".
Das Spiel, das für zwei bis vier Spieler konzipiert und laut Verlag für ein Alter von 5-88 Jahren geeignet ist, ist rasch für den Spielbeginn vorbereitet. Dabei ist der gesamte Karton, in welchem das Spiel geliefert wird, in den Spielaufbau mit eingebunden. So werden in die Plastikeinlage der Box zunächst dreizehn Bilder eingebettet - hierbei handelt es sich um Originalillustrationen aus dem Buch -, die im Anschluss jeweils mit einer mit einem magnetischen Schlüsselloch-Aufkleber versehenen Tür überdeckt werden. Danach wird die große Uhr zusammengesetzt, die sich im Zentrum der Box und damit auch im Mittelpunkt der nunmehr verdeckten Bilder befindet. Dafür wird zuerst eine kreisrunde Pappscheibe in die dafür vorgesehene Vertiefung gelegt, auf welcher dieselben Illustrationen zu sehen sind wie die unter den Türen versteckten, und anschließend von einem Ziffernblatt überdeckt. Lediglich auf zwölf Uhr hat das Ziffernblatt eine Aussparung, sodass man dort immer eines der zwölf Bildchen sehen kann. Nun nur noch den Zeiger in die Mitte der Uhr gesteckt und an jeden Spieler acht Kanonenkugeln verteilt und schon kann das Spiel, das mit seiner kurzen Spieldauer von etwa fünfzehn Minuten vor allem für jüngere Spieler reizvoll ist, beginnen.
Das Spielgeschehen setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Zunächst beginnt ein Spieler damit, mittels eines kleinen Plastikstabs den Zeiger der Uhr von Zwölf auf Eins zu drehen. Gleichzeitig bewegt sich dabei auch die Schablone mit den zwölf Motiven weiter - eines der dreizehn versteckten Motive taucht hier gar nicht auf, nämlich das, auf welchem das kleine Gespenst aus seiner Truhe herausschaut - und enthüllt ein neues Bild. Nun nimmt sich der Spieler das kleine Gespenst, das mit einem kleinen Schlüsselbund ausgestattet ist, an welchem jedoch statt einiger Schlüssel ein Magnet befestigt ist, und deckt damit die Tür auf, hinter der er das gesuchte Motiv vermutet. Liegt der Spieler richtig, so darf er die Uhr erneut um eine Stelle weiterdrehen und nach dem nächsten Bild suchen. Sobald ein Spieler ein falsches Motiv aufdeckt, beginnt der zweite Teil des Spiels. Dieser besteht aus einer Schablone mit mehreren Löchern, die den Rittersaal darstellt und in den Deckel des Spiel-Kartons eingearbeitet ist. In diesen legt der Spieler nun eine den richtig aufgedeckten Motiven entsprechende Anzahl seiner Kanonenkugeln und hat anschließend zehn Sekunden Zeit, um möglichst viele von ihnen in die eingestanzten Löcher rumpeln zu lassen. Damit ist der Spielzug dieses Spielers auch beendet und der Zeiger der Uhr wird auf zwölf Uhr zurückgestellt, jedoch ohne dabei den Ring mit den Bildern zu drehen - der nächste Spieler ist an der Reihe. Gewonnen hat der Spieler, der als erster sechs Motive in Folge richtig aufgedeckt hat oder alle seine Kanonenkugeln im Rittersaal verpielen konnte, wobei sowohl die Anzahl der aufzudeckenden Motive sowie die Zeit, die ein Spieler im Rittersaal hat, variierbar sind.
Wer dieser Rezension bis hierher aufmerksam gefolgt ist, wird sich wohl schon denken können, um was für eine Art Spiel es sich bei "Das kleine Gespenst" tatsächlich handelt, und ein altbekanntes Vorgehen wiedererkannt haben: Denn das vorliegende Spiel ist im Prinzip nichts anderes als eine aufgepeppte und neu gestaltete Form des beliebten Denkspiels "Memory". Und dabei um eine nicht einmal sonderlich schwierige. Zwar ähneln sich viele der abgebildeten Motive, doch da sich die Abfolge der Bilder, die in der Aussparung im Ziffernblatt auftauchen, nach einer Weile ständig zu wiederholen beginnt, ist auch die Abfolge der zu öffnenden Türen stets dieselbe und prägt sich irgendwann selbst in einem schlechteren Gedächtnis ein. Somit bietet "Das kleine Gespenst" zwar vergnügliche und kindgerechte Unterhaltung, gestaltet sich aber selbst für jüngere Spieler, die bereits mit der schwierigeren Vorlage, dem "Memory" selbst, vertraut sind, viel zu einfach und anspruchslos. Die Idee des Rittersaals als Abwechslung zur "Memory"-Variante auf dem Spielfeld ist zwar ganz nett, wirklich gut umgesetzt wurde sie jedoch nicht. So wird das Zählen der Sekunden unter Kindern nicht selten zu einem aufgeregten Geschrei, während sich die Aufgabe, die Kugeln in die eingestanzten Löcher zu verfrachten, mit ein bisschen Mühe ebenfalls als einfach zu lösen erweist.
Die Gestaltung des Spiels sowie des Pappkartons, der intelligenterweise mit in das Spielgeschehen eingebunden wird, weiß jedoch völlig von sich zu überzeugen. Allein schon das erste Zusammensetzen des Spiels bereitet vor allem dem beiwohnenden Erwachsenen eine Menge Spaß. Mit viel Liebe zum Detail sowie einem großen Einfallsreichtum wurde hier ein Spiel erstellt, dessen Aufmachung auch nach wiederholten Partien noch zu gefallen weiß.
Fazit:
"Das kleine Gespenst" präsentiert sich überraschenderweise als eine veränderte und aufgepeppte Variante des beliebten Denkspiels "Memory", gestaltet sich allerdings auch für jüngere Spieler ein wenig zu einfach. Die Aufmachung des Spieles ist jedoch wirklich herausragend geglückt und weiß jungen wie auch älteren Spielern von Beginn an zu gefallen.