Kurt Flaschs "Das philosophische Denken im Mittelalter" ist für Studenten und Wissenschaftler ein Standardwerk. Wer sich in mittelalterliche Philosophie einarbeiten will, kommt kaum an dem Buch vorbei. Bei Reclam erschien es nun in einer erweiterten dritten Auflage.
Das fast 900-seitige Buch stellt die Philosophie des Mittelalters in ihrer zeitlichen Entwicklung dar. Zur Einbettung wird parallel in jedem Abschnitt auch der historische und biographische Hintergrund der einzelnen Philosophen erläutert. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten werden die spätantiken Grundlagen der mittelalterlichen Philosophie dargestellt, im zweiten und mit Abstand größten Teil die Entwicklungen im Mittelalter selbst. Im dritten Segment wird schließlich die nachmittelalterliche Philosophie, beispielsweise die Renaissance oder Machiavelli erläutert. Im umfangreichen Anhang finden sich die Anmerkungen, eine Zeittafel sowie ein Personen- und ein Sachregister.
Kurt Flaschs "Das philosophische Denken im Mittelalter" überzeugt auch in seiner dritten Auflage. Sowohl Studenten als auch interessierte Laien finden in dem Buch eine weitgehend verständlich und konsequent historisch eingebettete Philosophiegeschichte. Gerade durch die Darstellung nicht nur der Ideen und Theorien der Philosophen, sondern auch der Probleme ihrer Zeit, wird die Erläuterung lebendig und einprägsam.
Das Buch ist für die Schwere der Materie weitgehend verständlich geschrieben. Der Autor bemüht sich um Verständlichkeit und fasst oft durch Spiegelstriche die wichtigsten Punkte zusammen. Es wird viel aus den Originaltexten zitiert und wichtige Begriffe und Zitate stehen immer noch einmal in der Originalsprache in Klammern dahinter. Das alles dient sowohl der Verständlichkeit als auch der Genauigkeit.
Die umfangreiche Darstellung und übersichtliche Gliederung machen das Buch auch zu einem guten Nachschlagewerk. Jedes Kapitel ist auch für sich allein lesbar. Durch die neuen Kapitel für diese dritte Auflage hat das Werk nochmals an Umfang zugenommen. Vollständigkeit erreicht es aber nicht und will es auch nicht. Es ist kein Handbuch, auch wenn es teilweise diesen Charakter annimmt.
Fazit: ein großartiges Kompendium der mittelalterlichen Philosophie, das sowohl als Einführung als auch zur Vertiefung oder als Nachschlagewerk dienen kann!