Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Sind Männer die bessere Spezies? Und Frauen doch nur das vermeintlich "schwache Geschlecht"? Oder sieht die Wahrheit anders aus? Fragen, die wohl so alt sind wie die Menschheit selbst - und deren Aktualität und Brisanz wohl niemals vollständig verblassen wird. Auch in der modernen Phantastik hat diese Kontroverse längst Einzug gehalten - man denke nur an Ira Levins "Frauen aus Stepford" (1972). Mit seinem Romandebüt nimmt sich der US-Autor Michael Oliveri nun der gleichen Thematik an, nur dass diesmal auf gefügige Frauenroboter verzichtet wird.
Mittelpunkt des Romans bildet der frisch geschiedene und mehr als glücklose Tim Wilder, der neben besagter Scheidung und den Betrügereien seiner Frau auch noch seinen Job verloren hat und nun buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen dasteht. Das einzige, das ihm noch von seinem früheren Leben geblieben ist, ist sein liebevoll gepflegter Camaro, eine Handvoll Kleidung und ein paar Dollar in der Tasche. Auf der Suche nach einem Neuanfang landet Tim in der Kleinstadt Rapture, mitten in der Wüste gelegen und dennoch von einer bemerkenswerten, ja fast unheimlich erscheinenden Flora gesegnet, der weder Hitze noch Trockenheit etwas anhaben können. Doch es wird noch eigenartiger, als Tim in einem Diner Zeuge wird, wie eine Handvoll junger Frauen einen der Angestellten drangsalieren - und sich niemand einen Deut darum zu kümmern scheint. Schlechte Vorzeichen, die Tim jedoch ignoriert, im lokalen Motel ein Zimmer bezieht und prompt ausgeraubt wird. Doch gerade als für Tim ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont erschienen war, wird alles nochmals schlimmer. Dem Sheriff scheinen Tims Probleme allerdings völlig egal zu sein. Pleite,verzweifelt und ohne fahrbaren Untersatz ist Tim zu einem Gestrandeten geworden und das ausgerechnet in einer Stadt wie Rapture. Doch der lokale Priester zeigt Mitleid und bietet Tim eine Unterkunft an. Von ihm erfährt er zudem die ganze Wahrheit: In Rapture haben nämlich die Frauen das Sagen - und sind Hexen. Dank ihrer Kräfte werden die Männer unterdrückt, gequält und wie Sklaven gehalten. Wer an Flucht denkt, kommt nicht weit, da Vögel und Katzen die Stadtgrenzen im Auge behalten. Per Zufall wird Tim zudem Zeuge eines unheimlichen Rituals der Frauen und macht "Bekanntschaft" mit der eigentlichen, treibenden Kraft - einem Satyr namens Sebastian. Dieser ist es auch, der die Anführerin der Hexen, Alexandra, auf Tim aufmerksam macht, stammt dieser doch scheinbar ebenfalls von einem Satyr ab - und ist damit der perfekte Samenspender! Schon kurz darauf findet sich Tim in Alexandras Keller wieder; der Willkür der obersten Hexe auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Oder ...?
"Das tödliche Geschlecht" kann sich damit rühmen, 2001 den "Bram Stoker Award" erhalten zu haben. Beim Lesen des Buches drängt sich allerdings gelegentlich die unweigerliche Frage auf, ob diese Entscheidung auch wirklich gerechtfertigt war. "Das tödliche Geschlecht" ist sicherlich alles andere als ein schlechtes Buch, doch verglichen mit den Werken anderer Autoren werden die Mängel offensichtlich. So routiniert und kurzweilig Oliveris Prosa sein mag, so oft verzettelt sich der Autor in seinem Debüt mit langen und nicht selten unnötigen Erklärungen. Auch sind nicht alle Handlungen der Protagonisten stets nachvollziehbar. Beide Kritikpunkte lassen dadurch oftmals die Spannung schon im Ansatz verpuffen oder drosseln das allmählich ansteigende Tempo. Die bereits erwähnte Kurzweil und der augenzwinkernde und sicherlich nicht unbewusst auf Provokation getrimmte Sarkasmus der Thematik lassen "Das tödliche Geschlecht" letzlich dennoch zu einer unterhaltsamen Lektüre für Genre-Fans werden - auch wenn man durchaus mehr hätte erwarten können.