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Jörg Kastners bisher größter Erfolg waren bisher die Romane um den Engelspapst, und auch sonst sind religiöse Themen oft recht wichtig, auch wenn seine immer leicht ins phantastische driftenden Romane sonst eher in der Vergangenheit spielen. "Das wahre Kreuz" spielt gleich in doppelter Hinsicht in der Vergangenheit, reist der Ich-Erzähler doch auf Napoleons Ägyptenfeldzug mit und geht es gleichzeitig um die Zeit der Kreuzzüge, um Schlachten gegen Saladin und natürlich um das wahre Kreuz.
Bastien ist ein junger Zeichner, der seinen Onkel, einen angesehenen Archäologen, nach Ägypten begleitet hat und dort bei der Ausgrabung eines alten Tempels hilft. Als sie einen Eingang finden und unter die Erde hinabsteigen, treffen sie dort auf eine makabre Szene. Männer, die vom Gewand und der Bewaffnung her an Kreuzritter erinnern - die waren allerdings nie in Ägypten und die Kreuzzüge sind einige Jahrhunderte her - haben eine junge Beduinin gefesselt, es wirkt sogar so, als wollten sie sie opfern.
Da Bastien und sein Onkel ein paar Soldaten bei sich haben, gelingt es, die junge Schöne zu befreien, die stumm scheint, nur ihren Namen preisgibt: Ourida. Der junge Franzose verliebt sich in die Unbekannte, und plötzlich bekommt er Flashbacks in ein früheres Leben, in das Leben des Tempelritters Roland, der nicht weit von hier für eine frühere Ourida sein Leben ließ.
Ein Abenteuerroman, ein historischer Roman, und wie so oft bei Kastner mit genug mystischen Momenten, genug Einbrüchen einer phantastischen Welt, dass auch dieser Roman in diesem Bereich verortet werden muss. Kastner schreibt wie immer spannend und gut hörbar, bleibt allerdings in der Logik so einiges schuldig, denn die Verlegung des wahren Kreuzes aus Israel nach Ägypten ist ziemlich offensichtlich dem napoleonischen Feldzug geschuldet. Auch die Motivationen der verschiedenen Charaktere speisen sich mehr aus dem Schluss des Romans - wenn sie sich nicht so verhalten würden, würde das Ende nicht funktionieren - als aus eigenen Antrieben.
Auf der anderen Seite macht der Roman durchaus Spaß, lässt man den ganz großen Anspruch weg. Es ist halt mehr Action als Gefühl - und die mehr oder weniger erotischen Szenen sollte Kastner einfach weglassen, das klingt im Hörbuch so, als wäre es Sprecher Bodo Primus schon fast peinlich einen solchen Schmonz vorzulesen. Glücklicherweise vereinigen sich Bastien und Ourida nur einmal.
Bodo Primus, eine bekannte Fernseh- und Hörspielstimme, macht seine Sache ansonsten sehr gut. Allenfalls in den Dialogen könnte er noch ein bisschen abwechslungsreicher lesen, und warum er ausgerechnet einem ägyptischen Gelehrten einen mehr oder weniger französischen Akzent gibt, bleibt vermutlich sein Geheimnis.
Solide Kost, eine nette Reise nach Ägypten, aber letztlich nicht völlig überzeugend. Das kann Kastner besser, und wenn die Vorlage besser ist, kann das Primus vermutlich auch noch etwas besser. Nichts vor dem man zurückschrecken muss, aber locken lassen muss man sich auch nicht.