Mit Feuer und Schwert wütet die Angelitische Kirche auf den britannischen Inseln. Der Zorn der Engelsscharen entlädt sich über den Küsten und Städten der Heiden, die sich zu lange dem gesegneten Wort der Bekehrer verweigert hatten. Da, wo Worte nichts fruchten, muss sich der Glaube mit Gewalt ausbreiten, um die Seelen der Verblendeten zu retten und Gottes Wort in sämtliche Lande zu tragen. Auf geflügelten Schwingen segelt Verderben, aber auch Hoffnung. Durch den gewaltigen Kreuzzug, der der Angelitischen Kirche neue Anhänger und den Flüchtlingen neues Land schenken soll, liegt das Hauptaugenmerk auf einen Schlag auf einem Teil der Welt, der bislang nicht weiter im Erzählspiel beachtet worden ist. Aus diesem Grund entstand das Regelwerk "De Bello Britannico", das die britannischen Inseln, ihre Bewohner, den Kriegsverlauf und sogar den vernachlässigten Orden der Sarieliten für Erzähler und Spieler näher beschreibt.

Zwar gehören die britannischen Inseln rein geographisch gesehen zu Europa, doch haben sie, durch ihre gewählte Isolation vom Festland eine komplett eigenständige Gesellschaft aufgebaut. Die Bevölkerung selbst teilt sich in vier Stände. Das sind zwei hohe Stände, die Thanes, die weltlichen Herrscher, und die Dru, die bedeuteten Frauen, denen die Pflege der Geisterwelt und die religiösen Belange unterliegen. Bauern und Bürger bilden die zwei niederen Stände, wobei es auch einen Großteil der Bevölkerung gibt, der keinem der vier Stände angehört. Die besonderen Sitten und vor allem der Geisterglaube der Britonen bilden das erste Kapitel. Hier findet der Erzähler alles, um ein lebendiges Bild der Kultur darstellen zu können.
Geographisch sind die umkämpften Inseln ebenfalls in vier Regionen, England, Wales, Schottland und Irland, eingeteilt. Diese Gebiete und ihre speziellen gesellschaftlichen Strukturen werden ausführlich im zweiten Kapitel vorgestellt. Sowohl die ehemaligen Zustände, als auch die regionalen Auswirkungen des Krieges kann man hier nachlesen.

Das bedeutendste Kapitel ist wohl das dritte, das den vollständigen Ablauf des Angelitischen Kreuzzuges beschreibt. Angefangen vom Bau der Terra Nova bis zum kurz- oder längerfristigen Waffenstillstand, findet man hier genug Informationen um die Chronik seiner Engelrunde nahtlos einzufügen. Sowohl die Seite der Angreifer, als auch der Verteidiger wird näher beleuchtet, so dass die Spieler die Schlachten sowohl als Britonen, als auch als Angeliten oder Engel bestreiten können. Natürlich sollte dieses Kapitel lediglich vom Erzähler gelesen werden, damit sich die Spieler nicht schon vorher die Spannung verderben.

Im Kapitel Vier gibt es nun endlich auch Informationen zu dem Engelorden, dem fast schon der Untergang beschieden gewesen war. Hier findet man alle nötigen Beschreibungen, um selbst einen Sarieliten verkörpern zu können. Ausgestattet mit alten und neuentdeckten Mächten kann hier eine Spielfigur entstehen, die weitaus mehr darstellt, als einen Sänger Gottes, dem keine Flügel beschieden sind. Besonders auch die Veränderungen und Umstrukturierungen des Ordens wegen der neu erhaltenen geheimen Einsatzorder machen diesen Engelsorden zu einem interessanten Faktor im Spiel.

Wie gehabt finden sich auch in diesem Band herausragende Personen des Themas in einem eigenen Kapitel. Beispielhaft werden hier Verlierer, Verräter und Sieger des Kreuzzuges vorgestellt, mit denen man seine Chronik beleben kann. Auch bieten die Ziele dieser Nichtspielercharaktere viele Fäden, aus denen man spannenden Abenteuer knüpfen kann, weswegen auch dieses Kapitel lediglich vom Erzähler gelesen werden sollte. Für diejenigen, die das Erzählspiel Engel mit den alternativen Regeln spielen, findet sich ein Anhang mit den neuen Prestigeklassen, Fertigkeiten und Mächten, die mit den notwendigen Werten versehen wurden.

Als Spieler und Erzähler hat man lange auf diesen Regionalband gewartet, der endlich Licht in das Dunkel der britannischen Inseln wirft. Durch die gute Beschreibung der Region und ihrer kultureller Unterschiede zum Festland fällt es nicht schwer, den Bewohnern dieser Inseln Leben einzuhauchen. Hier bietet sich endlich die Möglichkeit, die Angelitische Welt von einer anderen Seite zu betrachten. Durch die Informationen in diesem Band können die Spieler die Seite der geistergläubigen Heiden übernehmen, die vom Eroberungsfeldzug der Angeliten überrascht werden. Sehr schön sind auch die vielen kleinen Details, die an ihre vorsintflutlichen Vorbilder gemahnen und bei denen der Leser manches Mal ins schmunzeln gerät, wenn er herausfindet, was der eigentliche Zweck dieses Dings gewesen ist. Besonders nett ist auch das Riesenrad, das zu einem wichtigen Bestandteil eines zeremoniellen Festes geworden ist.

Gerade im Kapitel, in dem der Krieg näher geschildert wird, stellt sich heraus, dass keine beider Seiten wirklich böse oder gut ist. Ob Verteidiger oder Angreifer, jede der Gruppierungen sieht das Recht auf seiner Seite. Hier bieten sich eine Vielzahl von Möglichkeiten für vielschichtige und spannende Spielabende, egal für welche Kriegsseite man sich entscheidet. Chronologische Tabellen und abgebildete Karten der britannischen Inseln erleichtern hierbei die Übersicht für den Spielleiter.
Und endlich bietet sich hier einem auch die Möglichkeit in die Rolle eines Sarieliten zu schlüpfen. Dadurch, dass dieser Orden, dem man schon den Untergang prophezeit hat, mit seiner Umstrukturierung neue geheime Aufgaben erhalten hat, kann man eine ganz andere Art von Chronik für seine Spieler entstehen lassen.

Dieser Regionalband lüftet endlich einige der Geheimnisse, die in anderen Werken angedeutet wurden. Gerade die sagenumwobene Figur des Sommerkönigs wird hier näher beschrieben. Eine ganz neue Kultur und ein nun komplett beschriebener Engelsorden laden zu neuen und spannenden Spielabenden ein. Wie immer wurden die Inhalte durch wunderschöne und aussagekräftige Zeichnungen bebildert. Ich kann eigentlich nur jedem empfehlen, dieses Buch zu kaufen, der sich mit dem Erzählspiel Engel befasst. Sowohl Spielleiter, als auch Spieler finden hier eine Fülle an neuen und interessanten Informationen.