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Serdar Somuncu ist Regisseur, Schauspieler, Sprecher und – so werden ihn wahrscheinlich die meisten kennen - Kabarettist. Aber auch das Medium „Buch“ bleibt nicht vor dem selbst ernannten Hassprediger sicher.
Als Schriftsteller hat Somuncu 2009 ein Werk veröffentlich und spricht dabei ein nachwievor aktuelles, heikles und, vor allen Dingen in Deutschland für diese Zeit, notwendiges Thema an.
Hier handelt es sich um das Verhältnis und das Zusammenleben von Deutschen und Türken, um Vorurteile, Toleranz und die Frage des Identitätsgedankens.
Im Vorwort erklärt der Autor, dass er selbst kein Psychologe oder Wissenschaftler ist und erst recht keiner, der ein Blatt vor dem Mund nimmt. Was ihm bleibt, ist die nackte, vielleicht auch harte Wahrheit – Gedanken, die ihn bewegen und viele Menschen möglicherweise auch nicht laut auszusprechen trauen.
Zu Beginn mag sich der Leser an die verschiedenen Show-Auftritte von Somuncu erinnert fühlen, da der Anfang des Buches nichts anderes zu sein scheint, als die Verschriftlichung dieser. Doch hat man die ersten paar Kapitel gelesen, geht es in die Tiefe: Im Abschnitt „Woher kommt der Türke und warum hierher?“ geht es um die türkische Geschichte: Von den Anfängen, zur Einwanderung der Gastarbeiter, bis heute. Der kulturelle, als auch politische Hintergrund wird hier offengelegt.
Wie ergeht es den Deutsch-Türken in Deutschland und welche Probleme haben die Deutschen mit ihnen - und andersherum? Wie sieht der Alltag aus und gibt es Wege zu einem besseren Verständnis, zu einem besseren Leben miteinander? Solche und ähnliche Fragen werden in „Der Antitürke“ aufgeklärt. Dabei muss betont werden, dass der Spiegel allen Betroffenen gleichermaßen vorgehalten wird
Von Somuncu ist man erklärte Intoleranz und Provokation im beleidigenden Tonfall gewohnt. Obwohl die angesprochenen Themen von brisanter Bedeutung sind, finden viele Menschen keinen Gefallen an seiner extremen Präsentation. Dieses Buch hingegen ist ungewohnt seriös(er), dennoch ansprechend und humorvoll gestaltet.
Dem Leser wird so Einiges klar gemacht. Selbstreflektion und das Verstehen des Gegenübers sind die maßgeblichen Schlüsselworte in diesem Buch. Somuncu schafft es, diese Thematik nicht mit erhobenem Zeigefinger den Menschen näher zu bringen, sondern in einem ernsten und zugleich unterhaltsamen Tonfall. Vielleicht ist dies sogar die beste und angemessenste Methode dafür.
Aus diesem Grund lässt sich das Buch auch in einem Rutsch durchlesen und macht großen Spaß - gleichzeitig hat man eine Art Lerneffekt.
Fazit: Eine sehr interessante Lektüre, die es wert ist, gelesen zu werden.