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Gedichte entstehen für gewöhnlich aus einer bestimmten Emotion heraus. Glück, Trauer, Liebeskummer, Freude, es gibt viele Wege zu sich reimenden oder nicht reimenden Zeilen. Manchmal fließen die Gedanken und werden so, wie sie sind aufs Papier gebracht, manchmal denkt der Verfasser länger nach.
In welcher Stimmung die Autorin Petra Müller war, als sie die Gedichte in diesem Buch verfasste, lässt sich für den Leser nur erraten. Oder vielleicht auch nicht, denn es gibt sich nicht reimende Gedichte, so wie kurze Texte (Geschichten kann man das nicht nennen, da eine Handlung fehlt, es sind mehr Textfragmente), in denen sie von Kobolden und Wichten schreibt. Doch auch das Ringen mit Schlangen in der Nacht kommt vor, auch wenn dem Leser nicht direkt klar wird, welche Schlangen sie nun meint und was dies bedeuteten soll.
Weiterhin werden in vielen farbenprächtigen Adjektiven der Flug der Wolken und weitere Himmelserscheinungen beschrieben.
In anderen Gedichten gibt es große Sprünge, bei denen der Bezug nicht immer deutlich ist. Manchmal klingt Liebe durch, manchmal Sehnsucht, aber das ist natürlich auch immer eine Sache der Interpretation. Mal sieht die Autorin sich als "Purpur-Königin im flackernden Schattenpalast" oder auch als "kosmisches Meer, das von Stürmen gepeitscht wird". Manchmal wird ihr Leid dargestellt, "wenn Poltergeister und Farbteufelchen durch ihre Seele toben".
Viele Autoren schreiben Gedichte, um etwas zu verarbeiten oder etwas auszuprobieren. Vielleicht hat dies auch Petra Müller getan, als sie ihre verwirrend wirkenden Gedichte aufschrieb, sie teilweise mit sehr vielen Adjektiven versetzte und dabei so kreative Konstruktionen wie "Eine taubenblaue orientalische Wolkenstadt unter violettem Himmel" erdachte.
Ebenfalls nicht ersichtlich ist, nach welchem Sinn das Layout der Gedichte erfolgte. Ein linksbündiger Flattersatz ist angenehm zu lesen, doch die ohne erkennbaren Grund mitten in Sätzen eingefügten Leerzeilen wirken ebenso ungewöhnlich wie einzelne Wörter, die dann mitunter auch zwischen Leerzeilen stehen. Dies verwirrt den Leser eher, als dass es die Wirkung der Worte unterstreicht.
Dies mag zwar nur eine formale Sache sein, doch gerade bei einem Gedichtband spielt auch die Aufmachung stets eine große Rolle. Hier ist sie leider sehr mangelhaft, denn das Schriftbild ist eintönig und trist, es gibt keine Auflockerungen, keine Bilder.
Den Inhalt wird wohl nur die Autorin selbst verstehen können, ein unbeteiligter Leser mag sich wundern, wieso ihm auf der einen Seite in einem Text Untiere und Fantasywesen begegnen, dann von in Himmelsfarben gekleideten Zeitgesellen (was das ist oder sein soll, wird dabei leider nicht erklärt) die Rede ist und dann etwas Sehnsuchtsvolles kommt.
Sprachlich sind die Texte dabei alles andere als elegant, wirken oft konstruiert oder ohne jeden Sinn. Manche Metaphern sind dann unfreiwillig komisch.
So ist der Titel Aufgang und Untergang der Worte durchaus wörtlich zu nehmen, denn einen Untergang an Unterhaltung gibt es hier wirklich.