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 Der Ausbrecher

Autoren: Gregg Hurwitz
Übersetzer: Wibke Kuhn
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Walker Jameson sitzt schon einige Monate im Gefängnis und nichts deutet darauf hin, dass er vorzeitig entlassen wird. Er hat sich mit den Regeln hinter Gittern arrangiert und hat keine Probleme mit seinen Mitgefangenen. Nicht zuletzt, weil der ehemalige Soldat sich körperlich fit hält und bei körperlichen Auseinandersetzungen am Anfang seiner Haftzeit stets gewonnen hat. Völlig unvermittelt tötet Walker dann jedoch den Anführer einer rassistischen Gruppe im Gefängnis und tritt eine gut geplante Flucht an, die das Vollzugspersonal und den Mitarbeiterstab von US Marshall Tim Rackley staunen lässt. Rackley erhält den Auftrag, den flüchtigen Häftling zu finden. Doch schnell zeigt sich, dass dieser mit allen Wassern gewaschen ist und nach einem schwer zu durchschauenden Schema tötet. Klar ist indes nur eines: Jeder Mitarbeiter in der Konzernleitung eines großen Pharmakonzerns muss um sein Leben fürchten ...

Die ersten siebzig Seiten des Romans bilden den fulminanten Auftakt zu einem ansonsten eher spannungsarmen Thriller. Hier zeigt der Autor, was in ihm steckt. Bis ins kleinste Detail schildert er die Stimmung im Gefängnis und die Flucht seines Antihelden Walker Jameson. Danach flacht die Handlung spürbar ab und verliert deutlich an Atmosphäre. Ein Umstand, der sehr bedauerlich ist, da Gregg Hurwitz mit Walker einen echten Widerling als Charakter geschaffen hat, dessen Verhalten beim Leser zwiespältige Gefühle hervorruft. Grundsätzlich sind die Charakterzeichnungen in "Der Ausbrecher" gelungen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Jameson und Rackley sind gut herausgearbeitet. Walker ist kompromisslos in der Wahl seiner Mittel, trotzdem kann man sein Verhalten teilweise nachvollziehen. Leider gelingt es dem Autor nicht eine spannende Geschichte um diesen Charakter aufzubauen. Zu oft steht der zweite Protagonist, Tim Rackley, im Mittelpunkt der Handlung.

Die Geschichte hat viel Potenzial, dieses wird jedoch im Laufe der Handlung zunehmend verschenkt. Es dauert lange, bis sich die Tragweite des Pharmaskandals abschätzen lässt und der Leser erfährt, aus welchem Grund Walker Jameson aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Zwischenzeitlich erfährt man mehr von Rackleys Ehefrau, seinem Kind oder seinem Hund. Hier hat es der Autor etwas zu gut gemeint und man merkt, dass es nicht der erste Roman ist, in dem die Romanfigur Tim Rackley zum Einsatz kommt – dafür sind die Schilderungen der kompletten Gedankenwelt Rackleys zu ausgeprägt. Für die Handlung sind diese Details nicht weiter wichtig und bringen die Geschichte auch nicht voran – sie wird lediglich aufgebläht und jeder Dynamik beraubt.

"Der Ausbrecher" ist ein solider Thriller mit spannenden Momenten, der jedoch nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Fans von Gregg Hurwitz und seiner Reihe um US Marshall Tim Rackley werden diesen Roman sicherlich mit großer Freude lesen. Wer jedoch die älteren Romane nicht kennt, wird viele Details in den Dialogen nicht verstehen, da in diesen öfter auf zurückliegende Ereignisse angespielt wird. Insgesamt bleibt der Roman leider hinter den Erwartungen zurück, obwohl der Autor in den ersten Kapiteln zeigt, was in ihm steckt.

Eine Leseprobe gibt es hier.

Ralf Strohbach



Taschenbuch | Erschienen: 10. November 2010 | ISBN: 978-3426636930 | Originaltitel: Last Shot | Preis: 9,99 Euro | 592 Seiten | Sprache: Deutsch

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