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Auf 2 CDs in einer Doppel-CD-Hülle aus Plastik präsentiert der Verlag eine Lesung von Adrian PlassÂ’ "Der Besuch".
Die Gemeinde, zu der auch der Ich-Erzähler der Geschichte gehört, ist sehr aufgeregt. Jesus hat seinen Besuch angekündigt und viele Vorbereitungen wurden getroffen, um sich bei seiner Ankunft von der besten Seite zu zeigen. Doch als Jesus, der hier als Gründer bezeichnet wird, tatsächlich eintrifft, sind die Reaktionen gemischt. Viele, darunter auch der Erzähler, hatten etwas anderes erwartet.
Jesus bleibt eine ganze Weile, unternimmt teils schwer nachvollziehbare Dinge, bringt den Erzähler einige Male in Verlegenheit, hält jedoch auch Gespräche mit kranken und zweifelnden Menschen ab.
Als er die Gemeinde und den Erzähler verlässt, ist eigentlich nichts so wie bisher.
Das größte Plus der Erzählung ist die von Adrian Plass wirklich gut in die heutige Zeit umgesetzte Geschichte. Sehr plastisch und nachvollziehbar zeigt der Autor, dass Jesus als Besucher in der heutigen Zeit ebenso Stein des Anstoßes für einige werden kann - auch und gerade für seine scheinbar glühendsten Verehrer. Plass zeigt eine Unkonventionalität, die glaubhaft ist und gut erkennen lässt, woran Jesus möglicherweise schon vor zweitausend Jahren einmal zu scheitern schien.
Ebenfalls gelungen ist die Herausarbeitung bestimmter Bibelzitate und -erzählungen. Immer wieder macht der Besucher klar, wofür er gestorben ist, was er damit für die Menschen erreicht hat, aber auch, wo die wirklich wichtigen Dinge des Lebens liegen, die so oft als Tand abgetan werden.
Der Autor wagt sich auch an durchaus brisante Themen. So erkennt er in einem Berber einen tatsächlichen Engel oder unter den Hilfesuchenden befindet sich auch ein Homosexueller, der Rat von Jesus wünscht. Leider jedoch hat Adrian Plass gerade den letzten Strang sehr vage auslaufen lassen. Sicherlich eine sinnvolle Entscheidung in Anbetracht der gegebenen kirchlichen Einstellung zur Homosexualität, allerdings hätte er besser daran getan, solch einen Strang dann ganz auszulassen, als ihn unbefriedigend endend einzuflechten.
Den nötigen Schwung erhält das Hörbuch durch den sehr gut ausgewählten Philipp Schepmann als Sprecher. Mit seiner Lesung, deren Emotionen in erster Linie von Unverständnis und hintergründigem Witz geleitet werden, trifft er den Kern der Geschichte und genau die richtige Mischung, um aus dieser Lesung etwas zu machen, das unterhaltsam ist und doch zugleich etwas Ernsthaftes hat.
Insgesamt handelt es sich bei dieser Produktion vor allem um ein Hörbuch für Christen und am Christentum, der Kirche und dem Gemeindentum interessierte Hörer. Auch kritische Hörer oder solche fernab des christlichen Glaubens können durchaus einiges aus diesem Hörbuch ziehen, nicht zuletzt eben eine unterhaltsame und sehr professionelle Lesung durch Philipp Schepmann, doch könnte die eher belehrende Art des christlichen Autors Adrian Plass einige Hörer auch eher abschrecken.