1981 erschien "Der Biogarten" von Marie-Luise Kreuter zum ersten Mal. Mittlerweile gibt es 23 Auflagen. Die letzte erschien im Februar 2007.
"Der Biogarten" soll, wie die Autorin im Vorwort der ersten Auflage schreibt, nicht nur die Probleme der Praxis darstellen, sondern ebenso die naturwissenschaftlichen Grundlagen erklären, so dass der Biogärtner anschließend nicht nur weiß, "wie man es macht", sondern erkennt, "warum es funktioniert".
Das Buch beginnt mit Informationen über die Erde, das Element, in dem die Pflanze wächst. Unterschiedliche Böden werden besprochen und besonders die oberste Schicht, die Humusschicht. Dazu kommt dann das Leben der Pflanzen, sowohl ober- als auch unterirdisch. Es wird immer wieder verdeutlicht, dass es keinen Krieg zwischen "Schädlingen" und "Nützlingen", zwischen "Unkraut" und "Kulturpflanze" gibt. Die Regeln der Natur gelten auch im kultivierten Garten.

Nachdem die theoretischen Grundlagen vermittelt wurden, steigt Marie-Luise Kreuter in die Praxis ein. Die Praxis beginnt beim Kompost: Wie wird ein Kompost angelegt? Was für Spezialkomposte gibt es? Und natürlich, was für Prozesse laufen in einem Komposthaufen eigentlich ab? Auch das Mulchen und Flächenkompostieren wird besprochen und daraus dann übergeleitet in das Düngen, wobei Düngen im Biogarten nicht bedeutet, die Pflanze zu ernähren, sondern den Boden. Alle Nährstoffe, die die Pflanze aufnimmt, müssen zuerst über Mikroorganismen im Boden aufgeschlossen werden. Darin liegt auch ein Unterschied zwischen chemischer und organischer Düngung. Nach der Düngung gibt es Informationen zu Fruchtwechsel und Mischkulturen. In einer Tabelle sind für verschiedene Pflanzen gute und schlechte Nachbarn zusammengestellt. Weiterhin werden tierische und pflanzliche Helfer im Garten besprochen und auch biologische Mittel zur Schädlingsabwehr. Diese sind aber mehr als Notfallmaßnahme zu sehen, denn des Biogärtners Ziel ist ein ökologisches Gleichgewicht und nicht die Ausrottung einer Spezies in seinem Garten.

Weiter geht es dann mit dem Nutzgarten, der sich mit Salat und Gemüse befasst, mit Kräutern und mit Obst. Im Abschnitt zum Ziergarten werden ein- und zweijährige Blumen ebenso besprochen wie Stauden, Zwiebel- und Knollengewächse, Bodendecker, Ziersträucher, Bäume und Rosen. Im Kapitel über den naturnahen Garten geht es um Wildpflanzen, denen man ein Fleckchen seines Gartens überlassen kann, was nicht nur eventuell gefährdeten Pflanzen nützt, sondern auch durchaus reizvoll aussehen kann.

Zum Schluss findet sich ein Arbeitskalender, der anzeigt, was für Aufgaben in jedem Monat des Jahres im Garten anstehen. Im Anhang hat die Autorin verschiedenste Adressen, Bezugsquellen und Literaturhinweise gesammelt.

"Der Biogarten" war und ist ein Grundlagenbuch zum biologischen Gärtnern. Es vermittelt nicht nur Tipps und Tricks, sondern auch und vor allem biologische Zusammenhänge und Mechanismen. Immer wieder verdeutlicht Marie-Luise Kreuter, dass die Natur ein sensibles System ist, in dem Auswirkungen bestimmter Handlungen nicht immer überschaubar sind. Gärtnern innerhalb dieses Systems und mit den Regeln der Natur anstatt dagegen führt langfristig zu besseren und gesünderen Erträgen. Gesünder für die Natur und gesünder auch für den Menschen, als Teil der Natur.
Wer sich als Krone der Schöpfung betrachtet und biologisch gärtnern will, weil es gesünder ist, wird mit diesem Buch vielleicht nicht glücklich. Die Lebenseinstellung, dass alles und jeder Teil eines großen Ganzen ist und damit gleichwertig und gleich wichtig, scheint immer wieder durch die Sätze. Es ist eben nicht nur ein Grundlagenbuch zum Biogarten, sondern auch ein Buch zum Erkennen des empfindsamen Gleichgewichts in der Natur. Den Zeigefinger schwingt Marie-Luise Kreuter dabei jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: Sie schafft es auf sachliche und ruhige Weise, den Leser für ihre Sicht einzunehmen und ihn zu überzeugen.
Lobenswert sind auch die Tabellen, die Wichtiges nochmals kurz und übersichtlich zusammenfassen und ebenso die Beschreibungen der Pflanzen in den Kapiteln über Nutzgärten, Ziergärten und naturnahe Gärten. Dort erfährt man je nach Abschnitt sowohl etwas zum Anbau und zur Ernte als auch zu Sorten und Aussaat und besonderen Merkmalen. Einige vorgestellte Pflanzen sind bebildert, die meisten nicht. Obwohl die Auswahl der vorgestellten Pflanzen sicher nicht vollständig sein kann, deckt sie doch einen recht großen Rahmen ab.

Marie-Luise Kreuters Buch "Der Biogarten" ist und bleibt ein Muss für jeden Biogärtner und alle, die es werden wollen.