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Auf einmal ist Klaus wieder da – Klaus, den der fünfzehnjährige Johannes nicht Papa nennt, weil er als Vater eigentlich nie für ihn da gewesen ist. Klaus kam ins Gefängnis, als Johannes noch ganz klein war. Warum, weiß Johannes bis heute nicht.
Jetzt aber ist sein Vater entlassen worden und Johannes verbringt ziemlich viel Zeit mit ihm. Alles könnte toll sein, denn Klaus ist ein ziemlich cooler Typ, der seinem Sohn einiges beibringt – ganz egal, ob es um die richtige Zubereitung von Steaks geht oder darum, wie man sich in einer Schlägerei zur Wehr setzen kann.
Aber so sehr sich Johannes auch darüber freut, dass er seinen Vater nun wieder hat: Irgendwas stimmt nicht. Immer öfter benimmt Klaus sich merkwürdig und in seiner Wohnung gibt es ein abgeschlossenes Zimmer, das Johannes nicht betreten darf. Was macht Klaus hinter verschlossenen Türen? Johannes glaubt, dass sein Vater erneut eine krumme Sache plant – denn was der sich einmal vorgenommen hat, das zieht er auch durch …
In „Der Bruch“ von Oliver Pautsch spielt der Titel gebende Bruch nicht nur im Sinne des Einbruchs eine Rolle, den Johannes‘ Vater anscheinend plant. Hier bricht noch viel mehr auseinander: Beziehungen, Familienleben, Vertrauensverhältnisse und alte Gewohnheiten. Mit Bruch sind damit auch Umbrüche und Aufbrüche gemeint - Johannes erlebt im Verlauf der Ereignisse auch den deutlichen Bruch zwischen Kindheit und Erwachsensein, mit allen Unsicherheiten, Schmerzen und bitteren Einsichten, die eben dazugehören – aber auch mit tollen Momenten und spannenden Erfahrungen.
Sehr geschickt zeigt der Autor die verschiedenen Facetten von Familienleben und stellt dabei so einiges in Frage. Ausgerechnet Johannes' Vater, der ja gerade aus dem Knast kommt und manchmal einen ziemlich zwielichtigen Eindruck macht, hat ziemlich coole Ansichten über das Leben und zeigt Johannes, worauf es wirklich ankommt – während es bei Johannes' Mutter und deren neuem Mann Wolf nicht wirklich rund läuft: Hier besteht das Familienleben vor allem aus überquellenden Aschenbechern, aus Trinkgelagen und daraus, dass Johannes' Stiefvater öfters mal die Hand ausrutscht. Bald schon weiß Johannes nicht mehr, wem er vertrauen soll. Ist er verpflichtet, seinen Vater anzuzeigen, wenn der ein krummes Ding plant? Wen soll er um Rat bitten? Aus seiner Familie ist eigentlich nur seine Halbschwester Claudi, die Johannes sehr liebt, vernünftig – aber die ist im Kindergartenalter und damit noch viel zu klein.
„Der Bruch“ ist überraschend vielseitig für ein Jugendbuch und beschränkt sich nicht auf die Themen der üblichen Problembücher, in denen kaputte Familien angesprochen werden und es meistens eine ziemlich einfache Auflösung am Ende gibt. Absolut glaubwürdig und mit leichter Hand lässt Pautsch Johannes aus der Ich-Perspektive erzählen und trifft dabei den Ton heutiger Fünfzehnjähriger, ohne sich dabei anzubiedern. Das Ende ist sehr überraschend und clever durchdacht. Insgesamt ist „Der Bruch“ ein wirklich uneingeschränkt zu empfehlendes Buch: superspannend, intelligent, realitätsnah – dieser Roman gibt Lesern ab dreizehn Jahren auf jeden Fall einiges zum Nachdenken und wird vor allem Jungen ansprechen!