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Sultan Khan liebt Bücher. Er liebt Bücher aller Art und ist der Meinung, jeder Mensch solle die Möglichkeit haben, genau das Buch zu lesen, das er lesen möchte. Deswegen verkauft er in seiner Buchhandlung in Kabul nicht nur die Schriften der Taliban, wie von ihnen seit der Machtübernahme in Kabul 1996 vorgeschrieben, sondern auch Romane, Poesie, Geschichtsbücher und wissenschaftliche Werke.
Insgesamt werden seine Bücher dreimal, unter drei verschiedenen Regimen, verbrannt. Aber Sultan kann immer wieder illegale Bücher verstecken und somit vor den Verbrennungen retten. Er gibt nicht auf - genauso wenig wie beim Werben um seine zweite Frau. In Afghanistan ist es Brauch, dass eine der Frauen der Familie den Heiratswunsch des Mannes vorträgt. Doch keine seiner weiblichen Verwandten möchte Sultan helfen, um seiner ersten Frau Sharifa die Demütigung zu ersparen. Also setzt Sultan sich über alle Sitten hinweg und wirbt selbst um die Hand der 16-jährigen Sonya, die ihm dann auch gestattet wird. Dies führt zu Unmut in der ganzen Familie und Klatsch und Tratsch in der Nachbarschaft. Aber auch das unsittliche Benehmen einer 15-jährigen Nachbarin, die sich heimlich mit einem Jungen im Park getroffen hat, sorgt für viel Furore.
Die Autorin erzählt vom Alltag der Buchhändlerfamilie in einem Afghanistan, das nach jahrelanger Unterdrückung durch die Taliban langsame Schritte in Richtung einer besseren Zukunft unternimmt.
Åsne Seierstad, eine norwegische Journalistin, lebte im Jahr 2001 fünf Monate mit Sultan Khan und seiner Familie zusammen. Sie erlebte die beengte Stellung der Frau in Afghanistan genauso wie die Vormachtstellung des Mannes, dessen Wort Gesetz ist. Åsne Seierstad wurde ein Platz in der Familie zuteil, der es ihr ermöglichte, afghanisches Familienleben hautnah mitzuerleben.
Sie beschreibt liebevoll und mitreißend die einzelnen Familienmitglieder mit ihren meist unerfüllten Sehnsüchten und Wünschen und gibt tiefen Einblick in ein vom Krieg und radikalen Mächten gebeuteltes Land, das versucht, wieder in die Normalität zurückzufinden.
Trotz der stilistisch eher einfachen Schreibweise und den manchmal verwirrenden Sprüngen zwischen Zeiten und Personen beeindruckt das Buch durch seine liebevolle Art, die fremden und oftmals respektlosen Verhaltensweisen der Familienmitglieder zu erzählen.