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 Der Dicke

Staffel 2


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Wenn man einen Schauspieler hat, der so viele Sympathien auf sich ziehen kann wie Dieter Pfaff, dann ist es auch nicht wirklich problematisch, wenn man eine Serie schafft, die eigentlich fast ein Remake einer früheren Fernsehserie ist. "Der Dicke" - hier liegt die zweite Staffel vor - ist mit dem älteren "Liebling Kreuzberg" schon sehr verwandt, wenn man die Fälle und die soziale Umgebung betrachtet. Es geht also um einen Anwalt der kleinen Leute. Hier allerdings nicht in Kreuzberg, sondern auf Sankt Pauli.

Gregor Ehrenberg muss mit seiner Angestellten Yasmin Ülküm und der Putzfrau Gudrun aus der alten Kanzlei ausziehen, da das Gebäude abgerissen wird. Er zieht in ein Ladenlokal direkt neben dem "Croque" - einem Imbiss, dessen bärbeißiger Wirt Norbert erst mal gar nicht begeistert ist. Dessen halbwüchsiger Neffe Bodo kommt auch gleich ins Spiel.
Zum Personal gehört natürlich auch die Ex-Gattin Christina, die - einigermaßen von der ersten Staffel geläutert - ebenfalls aus der ehemals gemeinsamen Luxuskanzlei ausgestiegen ist und sich nun im Dienste der Staatsanwaltschaft mit Gregor messen kann.
Mit diesem Personal geht es nun in dreizehn einstündige Folgen, und erst mal gegen den alten Feind, Christina Ehrenbergs Verehrer Brüggmann, und einen von ihm vertretenen Großkonzern. Daneben gibt es Familienkrisen und jede Menge unschuldige Menschen, die verteidigt werden müssen. Dass Anwalt Ehrenberg, der in seiner Vorgeschichte auf Arbeit für die Wirtschaft spezialisiert war, nun keine Probleme hat, sowohl im Strafrecht als auch im Familienrecht offenbar einer der Besten zu sein, gehört zu dem Teil des Märchens, den man bei Unterhaltungsserien einfach mal akzeptieren muss.
Ehrenberg verteidigt zwei ältere Herren, die eine Bahnstrecke sabotieren, vertritt eine ganze Mietergemeinschaft gegen besagten Konzern, weil der giftige Farbe bei Renovierungsarbeiten benutzt hat - dazu gehört auch Yasmins Familie. Er beseitigt die barbarischen Zustände in einem Pflegeheim und riskiert dabei sein Leben - aber er zieht auch wieder mit seiner Ex-Frau in einer WG zusammen und hilft Bodo gegen die Interessen von dessen Onkel, den Vater zu finden, der ihm von Mutter und Onkel verschwiegen wird.
Und so kümmert sich Ehrenberg um alle, nur nicht so richtig um sich, aber dafür gibt es ja die Crew um ihn herum. Vor allem die rührige und sehr charmante Yasmin, aber auch die bärbeißige und sehr schlagkräftige Gudrun arbeiten immer wieder als Undercovereingreiftruppe zusammen, becircen Polizeibeamte und Wachleute, und manchmal sind sie auch bereit, an der Legalität ein bisschen vorbeizuarbeiten.

"Der Dicke" ist eine ARD-Serie zur besten Sendezeit und als solche natürlich einigen Gesetzen des Marktes unterworfen. Da gibt es Sozialkitsch, das ist insgesamt trotzdem sehr brav, jede Folge hat ein Happy End - das Urteil könnte also schnell gesprochen sein. Aber "Der Dicke" ist auch Komödienkunst auf ganz hohem Niveau, und es werden eben auch Probleme angesprochen, mit denen der Durchschnittskonsument eigentlich gar nicht konfrontiert werden will.
Und die Besetzung hat offenbar Spaß an dieser Serie, an gut getimten Gags, an herzlichem und dennoch einigermaßen seriösem Spiel. Dieter Pfaff (Gregor Ehrenberg), kein gemütlicher Dicker, sondern einer, der auch unverhohlene Autorität ausstrahlen kann, Burcu Dal (Yasmin Ülküm), pfiffig und sehr hübsch, Gisela Schneeberger (Christina Ehrenberg), ein bisschen braves Muttchen, durchaus aber auch mal sehr seriöse und gestrenge Staatsanwältin, und Katrin Pollitt als raubeinige Gudrun sind ein gutes Team, das sich sehr schöne Wortgefechte liefern kann. Dazu kommt Peter Franke als Lieblingsnachbar Norbert, der manchmal der kernige ehemalige Seemann ist, manchmal aber auch der weise Buddha aus dem Imbiss.

Der Vier-DVD-Schuber ist schick gestaltet, allerdings hat man leider an der Sonderausstattung nicht nur gespart, man hat schlicht und einfach nichts gemacht - da gibt es nur die dreizehn Folgen und sonst nichts. Da könnte bei dem durchaus nicht günstigen Preis ein wenig mehr Liebe in die Zweitverwertung gesteckt werden. Ein kleines Interview hier, ein netter Blick hinter die Kulissen oder zumindest eine Filmographie der wichtigsten Beteiligten - das wäre nicht zu viel verlangt.

Nein, wir sprechen hier nicht von anspruchsvoller Cinematographie, diese Serie ist Unterhaltung und das in ihrer nettesten Form, nicht mehr, aber sicher auch nicht weniger.

Holger Hennig



DVD | Disc-Anzahl: 4 | Erschienen: 01. Oktober 2007 | FSK: 12 | ISBN: 4031778760229 | Laufzeit: 650 Minuten | Preis: 35,45 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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