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Unser Körper ist Denkmal einer jahrtausendalten Entwicklungsgeschichte. So ungern es einige religiöse Fundamentalisten auch hören werden: Charles Darwins Theorie der Arten ist nicht nur vielfach wissenschaftlich belegt, sondern lässt sich auch unseren eigenen Leibern "nachlesen". Dass wir etwa mit den Fischen mehr teilen, als wir glauben, verrät uns der bloße Vergleich unserer Arme und einer Flosse: Die Anzahl und Lage der Knochen entspricht den dortigen Gräten, und selbst vom Glied des kleinen Fingers lässt sich ableiten, aus welchem Teil des Fisches er sich einst entwickelt hat.
Den inneren Fisch zu finden - dieser Aufgabe hat sich der britische Paläontologe Neil Shubin gestellt. In seinem faszinierenden Buch umreißt er die jüngsten Erkenntnisse der Paläontologie, Genetik und Emybronenforschung und nimmt den Leser mit auf eine Reise durch eine 3,5 Milliarden Jahre alte Geschichte des menschlichen Körpers. Er stellt unglaubliche Geschöpfe wie den Lungenfisch (der zugleich Wasser und Luft atmen kann) oder das Schnabeltier vor (ein eierlegendes, wechselwarmes Säugetier), zeigt die enge Verwandtschaft von Walen und Hirschen auf und die ähnliche Struktur der Taufliegenlarve und des menschlichen Rückens. Er beschreibt, wie sich aus einem Kieferknochen des Hais das menschliche Ohr entwickeln konnte und aus einer Muschelschale der Zahnschmelz. Er zeigt, wie sich schon bei wirbellosen Napfschnecken die Form des späteren Auges zeigt und aus dem Atemloch eines Wals die menschliche Nase entstand. Zugleich verrät er die Ursache so mancher Wehwehchen, die uns die Evolution eingebracht hat: etwa warum so mancher unter einer krummen Wirbelsäule ächzt oder das Knie eine Schwachstelle unseres Knochengerüsts ist, oder warum der Samen eines Manns einen so großen Umweg vom Hoden zum Penis machen muss.
Dieses Wissen trägt Shubin mit großer Eloquenz und auch mit Witz vor. Manchmal liest sich der Text allerdings etwas gezwungen, zu sehr auf populärwissenschaftliche Lockerheit getrimmt. Das nimmt den Ausführungen aber nichts von ihrer Faszination. Wer sich traut, den inneren Fisch in sich zu entdecken, wird hier das nötige Werkzeug finden ... und sich nebenbei glänzend unterhalten!