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Vor einigen hundert Jahren wurde die Druidin Kiuna MacGullygosh von Hexenjägern ermordet. Doch die Hexe stieß vor ihrem Ableben einen grauenhaften Fluch aus.
In der Gegenwart lernt der Antiquitätenhändler Lawrence Clearwater kurz vor seinem Tod die junge Nyreen Matobish kennen. Ohne lange zu zögern, macht er die hübsche Frau zur Haupterbin seines Vermögens, ganz zum Verdruss seiner Schwester Jeanny Fieldshere und deren Mann Bryan sowie seines Sohnes Charles, mit dem sich Lawrence nie gut verstanden hat. Um das Erbe antreten zu können, müssen die Erben eine Nacht in dem verfluchten Haus der Druidin auf der Insel Inishkeere verbringen. Eine Nacht, die den Menschen das Grauen bringtĀ
Zur selben Zeit forscht Björn Hellmark vor der Küste Irlands nach der Nordspitze des versunkenen Kontinents Xantilon und trifft zum ersten Mal auf seine mächtigen Gegner in diesem elementaren Kampf zwischen Gut und Böse: die Schwarzen Priester!
Mit dieser lange erwarteten Folge muss Hörspiele-Welt sich erneut mit einem Kulthörspiel von Europa messen. Und wieder wurde dieser Vergleich von dem relativ jungen Label herausgefordert, denn zum einen wurden alte Musikstücke von Europa übernommen und zum anderen wurde die Rolle der Druidin Kiuna MacGullygosh abermals mit Gisela Trowe besetzt. Wieder hat sich Olaf Seider die schwere Aufgabe gestellt, die Fans der alten Hörspiele sowie die Anhänger der Romane gleichermaßen zufrieden zu stellen. Und obwohl dies die zweite Folge ist, ist es mittlerweile das dritte neue Macabros-Hörspiel, denn Folge 5 wurde aus rechtlichen Gründen vorgezogen. Mit "Der Fluch der Druidin" liefert das Team um Olaf Seider sein bislang überzeugendstes und bestes Hörspiel dieser neuen/alten Serie ab. Dazu trägt vor allem die stimmige und filmreife Musik von Patrick Bishay bei, die vor allem in der ersten Hälfte des Hörspiels sehr gut zum Tragen kommt. Bishay hat in dieser Folge auch regietechnisch dem Produzenten Olaf Seider unter die Arme gegriffen. Gemeinsam mit Andrea Braum wurde das Hörspiel äußerst nah an der literarischen Vorlage von Jürgen Grasmück alias Dan Shocker produziert. In diesem Fall war das gewiss kein Fehler, denn der Roman ist, trotz seiner Handlungsfülle, ein sehr atmosphärischer Gruselthriller mit starkem Fantasy-Einschlag. Die neue Version beginnt mit einer sehr unheimlichen Szene, in der ein Mädchen der Druidin in die Fänge läuft. Das Geschehen wurde neben einem düsteren Soundtrack von realistischen Effekten unterlegt. Nach dem Intro erlebt der Hörer erstmalig in einem Hörspiel die gesamte Vergangenheitsepisode mit, in welcher die Hexenjäger der Druidin auf die Schliche kommen. Hier haben es die Macher hervorragend verstanden, die Vergangenheit zum Leben zu erwecken. Vor allem der geniale Raumklang in der Gaststätte wirkt außerordentlich wirklichkeitsnah. Die Sprecher machen ihre Sache ebenfalls ganz ausgezeichnet. Die Hauptdarsteller Simon Gosejohann als Björn Hellmark und Nandini Mitra als Carminia Brado, welche in den ersten Produktionen manchmal noch ein wenig unbeholfen klangen, wirken deutlich gefestigter. Nur an ein oder zwei Stellen agiert Gosejohann zu schnell, so dass der eine oder andere Gag daneben geht. An den spritzigen Wortwitz von Douglas Welbat reicht der Comedian einfach nicht heran. Hans Jörg Karrenbrock als Erzähler schafft es die gruselige Atmosphäre gekonnt zu transportieren. Das besondere Highlight dieser Folge ist aber die oben bereits erwähnte Gisela Trowe, welche erneut als Kiuna MacGullygosh in Erscheinung treten darf. Das fortgeschrittene Alter ist der Schauspielerin leider schon deutlich anzuhören, und trotzdem liefert die Mimin eine überzeugende Arbeit ab. Insbesondere bei ihrer Metamorphose von der unscheinbaren Nyreen in die blutgierige Hexe offenbart sich wieder einmal das großartige Potenzial der Sprecherin. Als Charles Clearwater ist Sascha Rothermund zu hören, der in dem "Dämonenkiller"-Hörspiel von Nocturna Audio die Hauptrolle spielte. Auch in dieser Produktion ist der Schauspieler mit Leib und Seele dabei.
Ein großes Lob gebührt den Produzenten auch für die einmalige Auslastung der CD. Mit knapp neunzig Minuten erhält der Hörer eine kurzweilige und unterhaltsame Gruselgeschichte in Spielfilmlänge, die so gut wie keine Längen aufweist. Leider sind einige Tracks wieder etwas lang ausgefallen. Mehr als fünf Minuten sollte keines der Kapitel dauern, um den Hörer das schnelle Anwählen einzelner Szenen zu ermöglichen.
Auch äußerlich macht das Hörspiel einen sehr guten Eindruck. Das liegt nicht zuletzt an dem trashigen Cover von R.S. Lonati, welches schon den Heftroman von 1973 zierte. Hinzu kommt das großartige Layout von Mark Freier. Auch inhaltlich hat das Begleitheftchen dem Hörer einiges zu bieten. Neben einem ausführlichen Vorwort von Patrick Bishay, der kompletten Besetzungsliste und einer ausführlichen Trackliste inklusive Zeitangaben gibt es ein detailliertes Glossar und zu guter Letzt eine Danksagung vom Produzenten Olaf Seider. Leider hat sich bei der Sprecherliste auch ein kleiner Fehler eingeschlichen, denn Charles Clearwater wurde gleich zweimal aufgeführt - einmal mit Sascha Rothermund als Sprecher und das andere Mal mit Helmut Winkelmann, der in den alten John Sinclair-Hörspielen von Tonstudio Braun den Geisterjäger darstellte. Bedauerlicherweise hat der Mime eine sehr kleine Rolle erhalten, die nicht leicht herauszuhören ist.
Fazit:
Spannungsgeladene Folge mit gut aufgelegten, professionellen Sprechern und einem grandiosen Soundtrack. Zwar werden der Charme und der Wortwitz des gleichnamigen Hörspiels aus dem Hause Europa nicht erreicht, dennoch bietet diese CD eine eigenständige, unterhaltsame Alternative, die sich vor allem sehr dicht an die literarische Vorlage hält und eine ausführliche und stimmungsvolle Vergangenheitsepisode aufweist.