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Da ist zum einen Bartholomew. Bartholomew Lampion ist ein kleines Wunderkind. Obwohl der kleine Junge bereits mit drei Jahren sein Augenlicht verliert, weist er zu diesem Zeitpunkt schon eine enorme Begabung auf. Er ist überdurchschnittlich klug, vernünftig und zeigt seltsamerweise keinerlei Trauer ob des Verlusts seines Augenlichts.
Und da ist zum anderen Junior Cain - ein Mann ohne jegliches Gewissen. Er ist ein gefährlicher Mensch, verschlagen, gerissen und getrieben von der Lust am Töten. Skrupel kennt er nicht, um sich Befriedigung im Leiden anderer Leute zu verschaffen, nicht einmal, als er seine eigene Frau spontan bei einem Ausflug tötet.
Zum Dritten sind da Celestina und ihre dreijährige Nichte Angel. Angel entstand aus einer Vergewaltigung von Celestinas Schwester; diese starb bei der Geburt des Mädchens, und so nahm Celestina das Kind zu sich, um es großzuziehen. Aber sie hat Angst um das kleine Mädchen, denn sie fürchtet, der Vergewaltiger könne zurückkehren, um das von ihm gezeugte Leben zu zerstören.
So verschieden die Schicksale dieser Menschen sind, so unentrinnbar scheinen sie doch miteinander verwoben zu sein. Bartholomews Mutter lässt ihrem Sohn die Karten legen und muss erfahren, dass ihren Sohn Reichtum und Glück, aber auch ein unbarmherziger Feind erwarten. Junior hingegen träumt von einem gefährlichen Kind und einem Widersacher mit Namen Bartholomew, und er beginnt eine gnadenlose Suche nach diesem. Celestina derweil versucht, mit Angel ein unbeschwertes Leben zu verbringen, doch wie lange wird dieser trügerische Frieden in Sicherheit halten? Ein Polizist und ehemaliger Priester scheint mehr über all das zu wissen, wird jedoch von Junior ermordet, ehe er helfen kann. Zufälle und (un-)glückselige Bekanntschaften knüpfen das Netz dieser Schicksale immer enger. Als Junior in Angel das Kind zu erkennen glaubt, das ihm im Traum Gefahr gebracht hat, beginnt eine unbarmherzige Jagd, die weitere Opfer fordert, bis es in Bartholomews Zuhause zum finalen Zusammentreffen kommt, das über Leben und Tod entscheidet.
Dean Koontz - diesen Namen verbindet man meist mit Spannung, Unterhaltung und Horror. Nicht umsonst ist Koontz nach Stephen King der am meisten gelesene Horrorautor der Gegenwart. Auch das ansprechend gestaltete Cover, das ein richtiger Blickfang ist, verspricht dem Leser schon einen ebenso ansprechenden Inhalt. Doch was er mit diesem Werk geliefert hat, bleibt weit unter seinen Möglichkeiten. Die Charaktere erscheinen platt und einfallslos, wenn auch der eine oder andere recht sympathisch ist; vor allem aber die Figur des Junior Cain, die im Ansatz interessant anmuten mag, wird durch ihre Gedankengänge und deren Darstellung eher ins Lächerliche gezogen und bleibt trotz ihrer Gefährlichkeit über die Dauer des immerhin fast 900 Seiten starken Romans blass. Fraglich bleibt, ob dieser schwache Eindruck erst durch die Übersetzung entstanden ist.
Die Geschichte verläuft plätschernd, Spannung will nicht einmal beim großen Finale richtig aufkommen. Zu konstruiert und teilweise vorhersehbar verlaufen die verschiedenen Handlungsstränge nebeneinander; nach ein paar hundert Seiten wird man regelrecht ungeduldig, wann denn endlich die Schicksale aufeinandertreffen und der klassische Kampf Gut gegen Böse beginnt. Hinzu kommt die Vermengung physikalischer Gesetze mit einem Schuss Übersinnlichen - mir persönlich hat die Verknüpfung und vor allem die Art und Weise der Verknüpfung nicht zugesagt, denn sie wirkte aufgesetzt und für den Fortlauf der Geschichte zurechtkonstruiert.
Auch die sprachlichen Mittel lassen zu wünschen übrig. Schlecht gewählte und nicht immer nachvollziehbare Vergleiche und andere Tropen und Figuren untermauern den schwachen Schreibstil - da ich das Original nicht kenne, kann ich wiederum leider nicht beurteilen, ob es nun an der schwachen Übersetzung oder Koontz selbst liegt.
Positiv hervorzuheben sei vor allem die Leichtigkeit des Lesens. Selbst die Erklärungen physikalischer Gegebenheiten bleiben stets verständlich, und es fällt nicht schwer, dem Verlauf der Geschichte mit ihren zahlreichen Charakteren und deren vielfältigen Lebenswegen zu folgen. Für ein paar Lesestunden ohne großen Anspruch eignet sich das Buch allemal.