Nico de Rossi ist ein einfacher Sohn eines Uhrmachers, aber dennoch ist er etwas Besonderes, denn er besitzt eine besondere Gabe: Er kann mit Maschinen reden. Er kann sie besänftigen, kann ihre verborgenen Fähigkeiten wecken und ihrem Gedächtnis die Erinnerung an längst vergangene Verrichtungen entlocken.
In seinem italienischen Heimatort wurde Nicos Vater 1932 kaltblütig ermordet. Grund dafür war ein Zitat in der Auftragsuhr des reichen Geschäftsmannes Massimiliano Manzini. Manzinis Jähzorn, der Nicos Vater den Tod bringen sollte, entfachte sich an einem geheimnisvollen Dichterspruch, den der Uhrmacher in das Gehäuse eingeprägt hatte: „Die Zeit geht hin, und der Mensch gewahrt es nicht“. Im Tode verfluchte der Meister seinen Mörder. Dessen Leben solle sein wie die Unruh in jener Uhr: unstet, zerbrechlich - und wenn sie einst stehen bleibe, solle auch er sterben.
Nico blieb danach nichts anderes übrig, als aus der Stadt fliehen. Zuflucht sollte erst bei jüdischen Glaubensgenossen in Wien finden. Sechs Jahre später kehrt er zurück, von den Österreichern vertrieben, denn dort greift der Judenhass nach ihm und seinen Zieheltern. Nun ist er zurück in Nettuno, ein junger Mann, der auf Rache sinnt.
Aber auch der junge Nico kann sich nicht dem Liebreiz der bezaubernden Laura entziehen. Nur bricht für ihn die Welt zusammen, als er ihren Familiennamen erfährt: Manzini. Sie ist die Tochter des verhassten Mörders. Lauras Vater, inzwischen zum Bürgermeister des Ortes aufgestiegen, gilt als einer der glühendsten Anhänger Mussolinis. Dennoch schafft es Nico ehrgeizige Stadtvater aufzufallen, denn sein Ruf eilt ihm voraus: "Doctor Mechanicae" hat eines seiner unehelichen Kinder vor einem Walzenfahrzeug gerettet, was ihm den Namen "Walzenbändiger" einbrachte. Daraufhin ernennt ihn Massimiliano zum Hüter seiner Lebensuhr. Hin- und hergerissen nimmt Nico die Stellung an, bietet sie ihm doch die Möglichkeit, endlich Beweise gegen den Mörder seines Vaters zu bringen. Ebenso kann er so den Kontakt zu Laura pflegen, die aber bald schon merkt, dass ihr "Freund der leblosen Dinge" etwas vor ihr verbirgt …
Wieder einmal greift Isau auf das Szenario des Zweiten Weltkrieges zurück. Diesmal beleuchtet er dieses entscheidende Ereignis der Geschichte von Seiten Italiens. Auch kommt das schwere Schicksal der Juden erneut zur Sprache, dadurch dass auch Nico dieser Glaubensrichtung angehört - und im Verlaufe des Buches deswegen viele Freunde verlieren muss. Auch bringt der Autor dem Leser dadurch Judentum und seine Lehren, wie etwa das Wissen aus der Thora, näher.
Fazit: Wer sich für Uhren interessiert oder den Zweiten Weltkrieg aus einer anderen Perspektive beschrieben sehen mag, für den ist dieser Roman auf jeden Fall lesenswert. Und wer von uns wollte nicht schon mal einer Maschine gut zureden, um sie wieder zum Gehen zu bemühen? - Vor allem PC-Liebhaber werden wissen, wovon ich rede.
„Der Herr der Unruhe“ ist damit auf jeden Fall eine gute Kombination aus Historischem und Fantastischem, was kaum einen Wunsch offen lässt.