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Die Idee, die Leselandschaft mit einer weiteren Science Fiction-Anthologie zu beglücken, mag sich auf den ersten Blick nicht besonders originell anhören, kann es aber durchaus sein. Und gerade in der kurzen Form hat das Genre schon oft genug sein nahezu unerschöpfliches Potenzial perfekt ausspielen können. Unter der Obhut von Herausgeberin Alisha Bionda treten in "Der Himmelspfeifer" sechszehn Autoren aus dem deutschsprachigen Raum an, um diesen Beweis zu bestätigen - und zugleich Zeugnis abzulegen, dass sich die deutsche SciFi-Szene durchaus nicht vor der internationalen Konkurrenz zu scheuen braucht.
Los geht es mit Linda Budingers Erzählung "Planet der Riesenfrösche." Was sich oberflächlich betrachtet nach feinstem Trash anhört, ist in Wahrheit jedoch ein sehr liebevoll wirkender Bericht über den Kontakt mit einer außerirdischen Rasse - und ein gelungener Auftakt.
Nach seinen Horror- und Thrillerromanen beweist der Österreicher Andreas Gruber erneut seine beeindruckende Wandlungsfähigkeit. "Heimkehr nach Algata", die Odyssee eines fischartigen Aliens, ist ebenso kurzweilig wie originell und amüsant. Ein weiterer - überzeugender - Beleg für Grubers Vielseitigkeit!
Ronald M. Hahns "Wie Terrorismus entsteht" mag eine amüsante Satire sein, hat mit Science-Fiction im Grunde genommen aber nicht besonders viel am Hut.
Das kann man von Frank W. Haubolds schwermütiger Story "Der traurige Dichter" nicht behaupten, in deren Mittelpunkt ein alter Dichter steht, der ein eremitenähnliches Dasein auf einem fernen Planeten fristet.
Die Geschichte "Achtung Scheinwerfer!" von Dominik Irtenkauf schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Ronald M. Hahns Beitrag. Schade nur, dass der Autor letztlich nur eine teilweise völlig unverständliche Flut wirrer Bilder und Eindrücke zustandebringt.
Die titelgebende Erzählung, Jörg Isenbergs "Der Himmelspfeifer" entschädigt jedoch für diesen Ausfall. Dem wohl garstigsten Beitrag merkt man deutlich an, dass Isenbergs Vorbilder nicht nur in der Science Fiction zu finden sind, sondern auch bei Stephen King, Ridley Scott oder John Carpenter. Die Vermischung von SciFi und Horror ist ihm jedenfalls größtenteils gelungen.
"Zum Abschuss freigegeben" von Helmuth W. Mommers ist der dritte Versuch einer Persiflage auf aktuelle Zustände - und endlich ein überzeugender. Mit spitzer Feder beschreibt der Österreicher, welche bizarren Blüten der Generationenkonflikt der Gesellschaft bescheren könnte ...
Leider nicht sehr überzeugend ist die folgende Geschichte, "Die Folie", ausgefallen. Zur wirr und zu belanglos plätschert Christian Montillons Geschichte vor sich hin.
In "Kiri" beweist der Illustrator Mario Moritz neben seinem schriftstellerischen Talent zudem, dass nicht alle harmlos wirkenden Lebensformen auch wirklich friedliche Absichten besitzen müssen ...
Niklas Peineckes "Upload untot" vermengt Cyberpunk und futuristische Zombies miteinander, doch trotz der originellen Prämisse bleibt die routiniert verfasste Story hinter den Erwartungen zurück.
Margret Schwekendiek entführt den Leser mit "Gefühle regieren die Welt" in eine emotionslose Zukunft. Auch diese Story nutzt leider nicht das zweifellos vorhandene Potenzial.
Eine Science Fiction-Anthologie ohne Zeitreisestory? Nicht doch! Mit "Göthé" füllt Achim Stößer genau diese Lücke aus - und zwar sehr gelungen.
Dirk Taegers "Deus Ex Machina" beschreitet, ähnlich wie die Beträge von Jörg Isenberg und Niklas Peinecke, neue Wege. Der Hybrid aus SF und biblischen Momenten erzählt überzeugend einen bislang unbekannt gebliebenen Abschnitt aus dem Buche Genesis ...
Wissenschaft, die Amok läuft, steht im Mittelpunkt von Fabian Vogts "Myomorphus." Ein weiteres, immer wieder gerne genommenes Thema, das jedoch hervorragend umgesetzt wurde.
In Miki Wesenbitters satirisch angehauchter Erzählung "Das rot-weiße Licht oder Sinkflug über Berlin/Treptow" darf die Deutsche Demokratische Republik noch einmal auferstehen. Außerdem gibt es Aliens ... Zweifellos der beste Beitrag dieser Anthologie und ein wilder Ritt in die Vergangenheit.
Den Abschluss bildet " Der perfekte Friede" von Uschi Zietsch. Die Autorin hinterfragt dabei jenes brüchige Konstrukt namens " Frieden", überzeugt allerdings nicht vollends.
So lobenswert die Vorsätze waren, mit denen Alisha Bionda den "Himmelspfeifer" zusammengestellt hat, überzeugt die Geschichtensammlung letztlich doch nur teilweise. Auch wenn die meisten Beträge routiniert verfasst worden sind, fehlt einigen von ihnen einfach der Biss oder das "gewisse Etwas." Zu viele Geschichten dümpeln stellenweise sehr belanglos vor sich hin und lassen die Vorfreude doch sehr schnell wieder verpuffen.
Fazit: " Der Himmelspfeifer" ist ein zweischneidiges Schwert geworden. Viel Licht, aber auch viel Schatten. Meine Empfehlung daher - erst mal Probelesen!