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Die Tiere feiern Karneval. Und das tun sie mit viel Humor, wilden Tanz- und Gesangseinlagen und einer ansteckenden Fröhlichkeit. Da marschieren Elefanten, Hühner und Hähne, Wildesel und Schildkröten. Kängurus, Fische in einem Aquarium, ein Kuckuck, weitere Vögel, Fossilien und sogar Pianisten treten auf. Selbst ein Schwan gibt sich die Ehre. Und alle flanieren im großen Finale vorbei.
Am 9. März 1886 wurde "Le Carneval des Animaux" von Camille Saint-Saens uraufgeführt. Der französische Komponist versucht in diesem Stück eine große Schar von Tieren mit Hilfe einiger weniger Orchesterinstrumente zu charakterisieren und hörbar zu machen. In den 80er-Jahren schrieb Vicco von Bülow alias Loriot einen erläuternden Text, der als Hörspiel veröffentlicht wurde. Nach Dutzenden weiteren Versionen nun also die lauteste, wildeste und seltsamste: "Der Karneval der Tiere" in der Fassung von Texterin Stefana Titeica, Moderator und Sänger Konstantin Wecker und Arrangeur Franz Kanefsky. Aufgenommen wurde dieses Hörspiel im Oktober 2007 im Circus Krone. Dies erklärt die ungewöhnlich laute Kulisse. Da kreischen Kinder, tosender Applaus wechselt mit knisternder, raschelnder Stille und immer wieder ertönt lautes, wildes Lachen aus dem Hintergrund. Da Moderator Konstantin Wecker immer wieder mit den Kindern kommuniziert, sie fragt, ermuntert und fordert, ist es eher eine gemeinsame Aufführung des Münchner Rundfunkorchesters unter der Leitung von Marko Letonja, Konstantin Weckers und einer riesigen Anzahl Kinder.
Anfangs irritiert diese Art der Aufnahme. Der Lärm ist gelegentlich störend und die sprachlichen Einlagen Weckers und die musikalischen Passagen unterliegen einer permanenten Geräuschkulisse. Zudem kann man schlicht nicht sehen, was Wecker macht, wie er agiert und die Kinder motiviert. Es ist wie ein Theaterstück im Dunkeln. Man würde gerne sehen und erleben, was dort im Circus Krone abläuft.
Doch bei aller Irritation nehmen einen sowohl das fantastische musikalische Werk gefangen als auch die einmalige Atmosphäre. Wer kann da ruhig bleiben, wenn hunderte Kinder jubeln, lachen, klatschen und begeistert mitmachen. Vor allem die eigenen, zuhörenden Kinder sind schnell mitten im Geschehen. Sie eifern dem nur hörbaren Publikum nach und führen eine kleine private Aufführung im heimischen Wohnzimmer auf. Und auch als Erwachsener nimmt einen dieses herrlich alberne Stück Saint-Saens gefangen. Seine virtuose Übersetzung der Tierstimmen in die Klänge von Cellos, Violinen, Klavieren, einer Glasharmonika, einem Kontrabass, Klarinetten, Flöten und einer Triangel sind auch heute noch absolut beeindruckend.
Zwar verbot Saint-Saens nach zwei Aufführungen sein Stück, doch wurde es posthum zu seiner berühmtesten Komposition. Und dank dem Circus Krone und Konstantin Wecker ist es auch als Event für ein großes Publikum heute noch ein Ereignis, das sogar als Hörspiel noch funktioniert.