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- Wie heißen die Typen, die immer mit Musikern abhängen?
- Bassisten.
Soweit der Stereotyp über die Leute mit den dicksaitigen Instrumenten, von denen einer uns in Patrick Süskinds Ein-Personen-Stück
Der Kontrabaß unterhält. Auf gut neunzig Seiten sinniert er über die Rolle des Kontrabasses im Orchester, welche natürlich die des Dirigenten und der anderen Instrumente weit übersteigt. Er berichtet von klassischen Komponisten, die den Bass stets unterschätzten und sowieso kaum selbst einmal spielten, und lässt uns teilhaben an seiner Verliebtheit in die neue Mezzosopranistin am Staatsorchester. Nebenher philosophiert er über Musik - aber nur klassische, da er Jazz und Rock und ähnliches strikt ablehnt - und die Entwicklung seines Instrumentes und demonstriert uns die Lautstärkedämmung seiner Wohnung.
Zwischendurch wird dem Leser immer klarer, dass er es hier mit einem gescheiterten, unzufriedenen Menschen zu tun hat. Der Erzähler ist ein Tuttist, ein Mitglied der Masse, der über seine Situation zu oft nachdenkt und doch zu wenig tut, um sie zu ändern. Er steht in der Masse, gehört aber keiner wirklichen Gruppe an, man kann sich nur schwerlich vorstellen, über was für einen Freundeskreis dieser Mensch verfügt. Seine Einsamkeit wird durch die Abdämmung seiner Wohnung verdeutlicht, die nichts und niemanden in seine Kemenate hinein lässt. Er redet über Musik und Kunst, scheint sie aber nur rein theoretisch aufzufassen, nicht mit dem Herzen, zu oft driftet er vom künstlerischen Topos ab und erzählt lieber von den horrenden Instrumentenpreisen. "Innerlich bin ich Handwerker. Musiker bin ich nicht." lässt er uns wissen. So erzählt er von den Gefühlen, die ihn innerlich aufwühlen und die er stets unterdrückt und nie zum Vorschein kommen lässt, bis er den Zuschauer aus dieser Therapiesitzung entlässt und sich wieder seinem Leben widmet.
Der Text ist recht kurz und dabei äußerst lebhaft geschrieben, unterhält dabei aber fast durchgehend, wenn man seine teilweise langwierigen Aufzählungen von Komponisten ignoriert. Aber auch diese erweitern die Charakterisierung des Bassisten und sind wichtig für das Stück.
Die Diogenes-Ausgabe bietet außer etwas Verlagswerbung am Ende des Buches keine zusätzlichen Texte. Auf Erläuterungen wird vollständig verzichtet, nur der reine Text wartet auf den Leser. Dieser wartet zwar mit einer interessanten und amüsanten Charakterisierung auf, mag allerdings durch seine Kürze einige Käufer enttäuschen, die sich einen längeren Lesespaß wünschen.