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 Der Mond

Herausgeber: Andreas Blühm
Verlag: Hatje Cantz

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Im Jahr 2009 gibt es im Bereich der Astronomie, genauer: im Zusammenhang mit dem Mond, zwei große Ereignisse mit rundem "Geburtstag", nämlich zum einen den 400. Jahrestag von Galileis erstem Blick auf den Mond mit einem Fernrohr und zum anderen den 40. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung. Aus diesem Anlass findet im Kölner Wallraf-Richartz-Museum vom 26. März bis 16. August 2009 eine bemerkenswerte Sonderausstellung zum Thema "Mond" statt, die künstlerische und naturwissenschaftliche Aspekte vereint. Im Verlag Hatje Cantz ist der Katalog zur Ausstellung erschienen.
Die ersten Seiten präsentieren Abbildungen von Darstellungen der Mondphasen von der ersten schmalen Mondsichel bis hin zum Vollmond aus dem 17. Jahrhundert - am Ende des Buchs schließt sich übrigens der Kreis anhand des abnehmenden Mondes. Es folgen Vor- und Geleitwort sowie zwei Essays, die sich mit der Rolle des Mondes befassen, wie er den Menschen durch die Jahrhunderte begleitet hat, und mit den unterschiedlichen Methoden, ihn darzustellen: als Objekt oder Motiv in Kunstwerken, aus denen nicht einmal immer ganz klar ersichtlich ist, ob es sich wirklich um den Mond oder doch um die Sonne handelt, und als wissenschaftlich zu erklärenden Himmelskörper in astronomischen Werken.
Der eigentliche Katalog ist wie die Kölner Ausstellung selbst in sechs "Mondphasen" gegliedert. Deren erste betrachtet das menschliche Mondbild im Mittelalter, die zweite zeigt auf, wie das Aufkommen des Teleskops die Astronomie reformierte und die Kirche in Schwierigkeiten brachte. Diese hatte den Mond stets der Gottesmutter Maria zugeordnet und musste nun erkennen, dass der Trabant keineswegs rein und makellos aufgebaut war, wie es dem Bild von Maria entsprach.
Es schließt sich ein Artikel an, der die Bedeutung von Galileis "Sternenbote" für die neuere Sicht auf den Mond präzisiert.
"Mondphase 3" ist vor allem der Kunst gewidmet, genauer, dem Mond in der Kunst der Aufklärung und Romantik. Die Technik steht im Zentrum von "Mondphase 4", worin es im Wesentlichen um das Aufkommen fotografischer Abbildungen des Mondes geht, die viele Jahre brauchten, um die Qualität und Schärfe handgefertigter Zeichnungen der Mondoberfläche zu übertreffen. Parallel, auch dies wird im vierten Abschnitt betrachtet, grenzen sich viele Künstler von dieser Präzision ab; impressionistische und spätere Monde sind häufig "unscharf".
"Mondphase 5" trägt den aussagekräftigen Titel "Neue Mondfantasien" - hat doch der Mond auch in jüngerer Zeit die Vorstellungskraft des Menschen beflügelt. Um die Mondlandung von 1969 und um Fotos etlicher anderer Missionen geht es in "Mondphase 6".
Der Anhang enthält unter anderem ein Literatur- und Websites-Verzeichnis sowie eine Übersicht über die Werke in der Ausstellung.

Sowohl die Ausstellung als auch der Katalog vermitteln im positivsten Sinne die Freude und Begeisterung der Organisatoren und Ausführenden für das fruchtbare Thema und zeigen, dass sich auch ein so komplexes Sujet wie der Mond übersichtlich und dennoch vielseitig und detailliert behandeln lässt.
Die einleitenden Texte führen vorzüglich ins Thema ein; manche Inhalte, etwa die erwähnte, in manchen Kunstwerken strittige Frage, ob es sich um Sonnen- oder Monddarstellungen handle, werden später im Zusammenhang mit ausgestellten Werken wieder aufgegriffen.
Alle Exponate sind im klassisch aufgemachten Katalogteil großformatig und in bester Qualität abgebildet. Selbstverständlich erhält der Leser alle relevanten "Steckbrief"-Angaben zu den Ausstellungsstücken, gefolgt von detaillierten Ausführungen zum jeweiligen Werk, ob es sich nun beispielsweise um ein Gemälde, ein Lunarium, ein Teleskop oder ein modernes Foto handelt. Da die "Mondphasen" chronologisch geordnet sind, bleibt der rote Faden stets erhalten, auch wenn innerhalb dieser Abschnitte häufig eine Vernetzung der Disziplinen und Herangehensweisen stattfindet. So erschließt sich dem Leser und Betrachter nach und nach ein sehr differenziertes Bild von der Beziehung des Menschen zum Mond.
Alle Texte sind sachlich gehalten, ohne je trocken zu wirken, hier und da schimmert Humor durch, und das gesamte Ausstellungs- und somit auch Buchkonzept vermag die Neugier des Lesers zu stimulieren und zugleich zu befriedigen. Die sehr hochwertige und ansprechende Gestaltung trägt ebenfalls dazu bei, dass die Lektüre und Betrachtung zum Genuss wird. Auch wenn sich Interessierte die Ausstellung selbst nicht entgehen lassen sollten und der Katalog eine großartige Ergänzung hierzu darstellt: Unabhängig vom Ausstellungsbesuch handelt es sich bei "Der Mond" um ein ausgezeichnetes Buch, das durch Konzept, Inhalte, Abbildungen und Aufmachung gleichermaßen begeistert.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. April 2009 | ISBN: 9783775724036 | Preis: 39,80 Euro | 303 Seiten | Sprache: Deutsch

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