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Der Vollmond stand hoch am Himmel und Phillips Zimmer war ganz in sein silbriges Licht getaucht. Wie sollte man dabei schlafen können?
Plötzlich erfüllt ein Schnaufen das Zimmer. Es scheint aus dem aufgeschlagenen Buch zu kommen, das Phillip vor sein Bett gelegt hatte. Es handelt von Rittern und Drachen. Und in diesem Moment kriecht tatsächlich ein silbrig schimmernder Drache aus dem Buch und schaut sich verwundert um. Phillip verkriecht sich noch tiefer unter seine Decke und traut sich kaum zu atmen.
Doch nun erklingt ein Klappern und Rufen. Der Drache flieht in Richtung von Phillips Spielzeugburg, als plötzlich ein weißer Ritter, auf einem Streitross sitzend, aus dem Buch hervorprescht. Der Ritter schaut sich um, erspäht den Drachen und galloppiert entschlossen auf ihn zu. Der Drache flieht entsetzt, doch kann Phillip sehen, dass er es nicht schaffen wird. Er springt aus dem Bett und stellt sich dem Ritter entgegen. Der Ritter schreit auf und stürmt auf Phillip zu. Als er ihn mit seiner Lanze erreicht und ins Bein piekst, bückt sich Phillip und hebt den Ritter von seinem Pferd. In diesem Moment schrumpft Phillip und sitzt nach wenigen Augenblicken neben dem Ritter. Jetzt aber ist er kleiner als der weiße Ritter. Der schreit wieder auf und hebt sein Schwert, um mit Phillip zu kämpfen. Entsetzt springt Phillip auf und flieht in Richtung der Spielzeugburg. Mit letzter Kraft zieht er die Zugbrücke hoch und schaut sich um. Er ist so klein wie seine Spielzeugsoldaten und im selben Raum eingesperrt wie der wunderschöne silberne Drache und draußen tobt der gefährliche weiße Ritter auf seinem Pferd.
Im Dezember 1996 veröffentlichte der Loewe-Verlag dieses kleine, aber feine Abenteuer aus der Feder von Cornelia Funke, der erfolgreichsten und bekanntesten Kinderbuchautorin Deutschlands.
Die kurze und spannende Geschichte ist in der Reihe "Lesefant" erschienen. Dies bedeutet, dass der Text in sehr großer Schrift, doppeltem Zeilenabstand und mit vielen Bildern verlegt ist.
Neben der wundervollen Geschichte, die sehr spannend ist und durch kurze, einfache Sätze bereits für Schulanfänger eine ideale Lektüre abgibt, sind es die Bilder, die faszinieren. Sie sind ebenfalls von der Autorin beigesteuert. Man merkt den Bildern die Liebe zur Illustration an, die Cornelia Funke neben ihrem schriftstellerischen Talent auszeichnet. Es sind traumhaft schöne Tuschebilder. Sie machen aus der arg kurzen Geschichte ein kleines Kunstwerk. Die Bilder sind es auch, die besonders gefallen und immer wieder betrachtet werden.
Vor allem das riesige Bild, das im Einband des Buches zu sehen ist, hinterlässt einen tiefen Eindruck. Die gesamte Geschichte und ihr Zauber werden hier deutlich. Auch das Bild auf Seite 59, das Phillip zeigt, wie er, auf dem Buchrücken sitzend, vor dem silbernen Vollmond vorbeifliegt, ist äußerst sehenswert.
Leider ist die Geschichte zu kurz, um Personen, Handlung und Schauplatz zu erläutern. Ohne Bilder und in kleiner Schrift würden kaum fünfzehn Seiten gefüllt werden. Dies erscheint für die verlangten sieben Euro doch ein wenig knapp bemessen. Einige wenige Sätze über den Drachen, Phillip, den Ritter oder das Zimmer wären ganz nett gewesen. So ist das Kind sehr enttäuscht, wenn die Geschichte vorbei ist. Sehr viele Fragen bleiben offen und finden keine Antwort. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt dieser zauberhaften Geschichte.
Fazit: Dieses kleine Abenteuer mit den wundervollen Bildern von Cornelia Funke ist wirklich ausgesprochen gelungen. Einzig die Kürze der Geschichte ist zu bemängeln.
Doch ist die Geschichte sehr spannend und für Leseanfänger unbedingt geeignet. Das Buch sollte in keinem Regal fehlen, es ragt weit über die meisten Bücher für diese Altersstufe hinaus.